Von pestbringenden Dämpfen und reiner Luft...

01.07.2010 17:00

Sonderausstellung in der Alten Synagoge Erfurt

In der Alten Synagoge Erfurt wird vom 27. Juli 2010 bis zum 6. November 2010 die Sonderausstellung "Von pestbringenden Dämpfen und reiner Luft" zu sehen sein. Originale Handschriften, die im späten Mittelalter in Erfurt entstanden, stehen im Mittelpunkt der Ausstellung über die Pest in Erfurt und Europa . Zu den allgemeinen Öffnungszeiten der Alten Synagoge (Dienstag bis Sonntag, 10:00 bis 18:00 Uhr) erfährt der Besucher daneben aber auch spannende Details zum "Großen Sterben" im 14. Jahrhundert, zur damaligen Medizin und kann mittelalterliche Heilmittel näher unter die Lupe, bzw. unter die Nase nehmen.
Mitte des 14. Jahrhunderts wütete die Pest in Europa. Doch nicht als "Begleiterscheinung", sondern meist schon vor dem "Großen Sterben" kam es europaweit zu Ausschreitungen gegen Juden. Gerüchte über Brunnenvergiftungen, Ängste und religiöse Motive, aber auch politische oder wirtschaftliche Interessen führten in zahlreichen Städten zu Übergriffen auf jüdische Gemeinden.
Auch in Erfurt kam es am 21. März 1349 zu einem Pogrom gegen die Juden der Stadt. In Folge dessen ging die Alte Synagoge in städtischen Besitz über und wurde zu einem Lagerhaus umgebaut. Der Schwarze Tod selbst erreichte Erfurt erst 1350/ 51. Insgesamt 12.000 Menschen erlagen in diesen Jahren der Seuche.
In manchen Landstrichen starben bis zu 60% der Bevölkerung. Wie wenig die Ärzte ihrer Zeit jedoch von den Ursachen, dem Infektionsmodus und dem Krankheitsverlauf wussten, belegt auf eindrucksvolle Art und Weise das Pariser Pestgutachten von 1348. Entstehung und Ausbreitung der Seuche wurden durch "pestbringenden Dämpfen" und eine ungünstige Sternen-Konstellation erklärt. Als medizinische Ratschläge wurden verschiedene Ernährungs- und Verhaltenstipps erteilt, etwa dass "ein heißes Bad (…) dem Körper" schade.
Häufig wird das Pariser Pestgutachten, das in der Ausstellung in Erfurter Abschriften aus dem 14. Jahrhundert präsentiert wird, als ein Zeugnis der Hilflosigkeit der führenden Mediziner angesehen. Dennoch ist es Zeugnis seiner Zeit und fand eine weite Verbreitung; alleine in Erfurt entstanden drei Abschriften. Von den Erfurter Abschriften wird je eine im Original in der Sonderausstellung zu sehen sein.