Ein Jahrtausend Elfenbein vom 5. bis 15. Jahrhundert - Sonderausstellung im Angermuseum

08.09.2011 14:53

Eine Ausstellung mittelalterlicher Kunstwerke aus Elfenbein von internationalem Rang im Angermuseum akzentuiert im 125. Jahr seines Bestehens mit einem Ausstellungshöhepunkt die kulturelle Zusammenarbeit der Partnerländer Hessen und Thüringen. Und sie vergegenwärtigt im Jahr des Besuchs S. H. Papst Benedikt XVI. in Erfurt eine der großen sakralen Traditionen christlicher Kunst.

Zu sehen sind kostbare Prachteinbände und Reliefs, Tragaltäre, Diptychen, Reliquienkästchen und vieles mehr. Alle Objekte stammen aus dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt, das derzeit sanierungs- und umbaubedingt geschlossen ist und deshalb einen seiner wertvollsten Schätze temporär auch in Thüringen zeigen kann.
Die einzigartige Sammlung verdankt sich dem Kenntnisreichtum und erlesenen Kunstgeschmack des manischen Sammlers Baron von Hüpsch (1730-1805), der ab 1755 in Köln ansässig war und den Landgrafen von Hessen-Darmstadt zu dessen Überraschung testamentarisch zum Universalerben seines Kunst- und Naturalienkabinetts einsetzte. Die meisten der in Erfurt gezeigten Elfenbeine stammen aus seiner Sammlung. Überwiegend am Niederrhein und im Maasland zusammengetragen, gehen die Beispiele doch weit über die Zentren Aachen/Lüttich und Köln hinaus, sie reichen von Paris, Flandern, Lothringen, England, die Niederlande, Mailand und Venedig bis zum Rom des Ostens, bis nach Byzanz. Es handelt sich fast durchweg um sakrale Bildwerke der christlichen Kunst, die im Katalog auf Grundlage neuer Forschungsergebnisse vollständig publiziert sind. Im 125. Jahr seines Bestehens vergegenwärtigt das Angermuseum die europäischen Dimensionen einer Kunstform, die seit Jahrtausenden Bestandteil vieler Weltkulturen ist.

Die umfangreichste Bestandsgruppe zeigt Kölner Walrosszahnschnitzereien und Werke der sogenannten Großen Kölner Beinschnitzerwerkstatt aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Dass neben diesen zahlreichen Zeugnissen der Kölner Romanik auch spätantike, byzantinische, karolingische und ottonische sowie gotische Elfenbeine in künstlerisch ebenso herausragenden wie charakteristischen Beispielen vertreten sind, macht die Darmstädter Elfenbeinsammlung zu einer der weltweit bedeutendsten ihrer Art. Die 58 in Erfurt gezeigten Werke vermitteln einen gültigen Überblick über die Entwicklung dieser Gattung vom 5. bis 15. Jahrhundert.

Ein umfangreiches Begleitprogramm, das sich von der Demonstration des Elfenbeinschnitzens bis hin zu Vorträgen über Artenschutz oder Reliquienverehrung beschäftigen, rundet die Ausstellung ab. Zusätzlich finden Führungen durch die Sonderausstellung immer Sonntags um 15 Uhr statt.  

Katalog zur Ausstellung
Dr. Theo Jülich, Die mittelalterlichen Elfenbeinarbeiten des Hessischen Landesmuseums Darmstadt, Regensburg 2011, 256 Seiten, 215 farbige Abbildungen, Sonderpreis während der Ausstellung € 29,90 (statt 39,90).

Sonderausstellung 26. Juni bis 31. Oktober 2011: Ein Jahrtausend Elfenbein vom 5. bis 15. Jahrhundert in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt.