Erforschung der Erfurter Hebräischen Handschriften

12.06.2012 07:08

Am Freitag, dem 22. Juni 2012 werden im Rahmen einer Pressekonferenz erste Ergebnisse der Forschungsarbeit zu den Erfurter Hebräischen Handschriften vorgestellt. Die Erforschung des mittelalterlichen Handschriften-Konvoluts erfolgt in Kooperation zwischen der Alten Synagoge Erfurt, der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, die Eigentümer der Handschriften ist, sowie der Freien Universität Berlin, Institut für Judaistik. Projektleiterin Dr. Annett Martini wird mit einer Gruppe von Studierenden der Berliner Universität vom 19. bis 22. Juni in Erfurt sein. Abschluss dieser Forschungswoche bildet die Pressekonferenz in der Alten Synagoge.

Bei den Erfurter Hebräischen Handschriften handelt es sich um ein einzigartiges Konvolut an 15 hebräischen Schriften, die bis zum Pogrom von 1349 im Besitz der jüdischen Gemeinde Erfurts waren. Nach 1349 gelangten sie in Besitz des Stadtrats, später ins Augustinerkloster. Von dort wurden sie 1880 an die Königliche Bibliothek zu Berlin verkauft und sind so heute Eigentum der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. Dort werden sie in der Orientabteilung aufbewahrt sowie wissenschaftlich und konservatorisch betreut.
Unter den Handschriften befindet sich die größte handgeschriebene hebräische Bibel der Welt auf Pergament sowie vier Torarollen. Dies alles sind spektakuläre Zeugnisse mittelalterlicher jüdischer Schriftkultur und in ihrer kulturhistorischen Bedeutung kaum zu überschätzen.
Seit der Eröffnung der Alten Synagoge als Museum im Oktober 2009 werden die Erfurter Hebräischen Handschriften meist als Faksimile und teils im Original im 1. Obergeschoss des Hauses präsentiert. Dies gab den Anstoß für weitere Forschungsarbeiten. Mit Dr. Annett Martini konnte hierfür eine ausgewiesene Expertin gewonnen werden. Die aus Thüringen stammende Judaistin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Judaistik der Freien Universität Berlin und gilt als Spezialistin für mittelalterliche hebräische Schriftkultur.
In einem langfristig angelegten Forschungsprojekt erforscht Dr. Annett Martini das einzigartige Handschriften-Konvolut. Ihre Forschungen stehen im direkten Zusammenhang mit der musealen Präsentation und fließen unmittelbar in die Ausstellung der Alten Synagoge ein. Außerdem konnte die Wissenschaftlerin für Vorträge, Fortbildungen und Spezial-Führungen gewonnen werden. Das erste große Projekt ist die Präsentation ausgewählter Seiten der Handschriften inklusive Transkription, Übersetzung und Erklärung auf der Internetseite der Alten Synagoge. Hierfür findet im Vorfeld ein Gespräch mit Papenfuss - Atelier für Gestaltung statt. Die Ergebnisse dieses Arbeitsgesprächs werden vorgestellt.