Roland oder Römer? - Die Statue am Fischmarkt wird heute wieder aufgebaut und sogleich eingehüllt

11.04.2014 11:29

Fast genau ein Jahr war sie aus dem Stadtbild verschwunden - heute Vormittag wird die Römerstatue auf dem Fischmarkt wieder aufgebaut. Während der umfangreichen Baumaßnahme im vergangenen Jahr musste die Standfigur aus Sicherheitsgründen mit Stele und Basis abgebaut und eingelagert werden. Risse im Postament ließen vermuten, dass die Standsicherheit der Figur gefährdet ist.

Seitdem lagerte das bauliche Kunstwerk bei der Erfurter Firma Nüthen Restaurierungen. Diese hatte in den vergangenen Monaten konservatorische und steinergänzende  Maßnahmen am Postament und Kapitell vorgenommen. Auch die Basis, deren Reste auf dem Fischmarkt noch zu sehen sind, musste komplett erneuert werden.

"Römer" oder "Roland"? Nicht selten wird diese Frage selbst unter den Erfurterinnen und Erfurtern mit Schulterzucken beantwortet. Ab 1448 gab es auf dem Fischmarkt eine Figur des Heiligen Martins, der im Zusammenhang mit der Martinikirche stand. Ihre  Reste konnten bei den Bauarbeiten archäologisch nachgewiesen werden. Der Heilige Martin ist der Schutzherr der Stadt Mainz und des Mainzer Bistums, das auch die Stadtherrschaft formal über Erfurt ausübte.  Die Statue wurde 1525 bei einer Erhebung gegen Kurmainz auf Betreiben des Erfurter Rates niedergerissen. 1591 drängte der Kurmainzer Erzbischof auf die Errichtung einer neuen Martinsfigur. Es wurde der in der Stadt ansässige niederländische Bildhauer Israel von Milla beauftragt. 

Die Renaissancefigur stellt einen von Kopf bis Fuß bewaffneten römischen Krieger dar, auf dessen Fahne und Schild ein Erfurter Wappen prangt.  Ein mit phantastischer Tiermaske geschmückter Helm bedeckt den Kopf, dessen Antlitz der Figur etwas Drohendes verleihen. Der  kriegerisch Gewappnete war wohl geeignet, als Symbol der städtischen Freiheit und Unabhängigkeit zu dienen. Jedenfalls wurde der Figur allmählich eine ähnliche Bedeutung beigemessen wie einem  Roland, weswegen sie auch zunehmend als „Roland“ bezeichnet wurde.

Ursprünglicher  Standort der Römerstatue war vor dem  „Haus zum Breiten Herd“. Durch den Bau der Straßenbahn wurde die Statue 1886  nebst Postament in die Achse Rathaus  und „Haus zum Roten Ochsen“ verschoben.  Beim Abbau der Römerstele im April 2013 fanden sich in einer Vertiefung im Kapitell in einer eingerissenen Bleihülle  Zeitungsreste  und Reichsmark aus dem Jahre 1886 - dem  Jahr der Umsetzung.

Heute nun wird die Römerstatue wieder errichtet. Dabei werden natürlich einige der Fundstücke, aber auch eine Zeitung und Münzen mit aktuellem Datum wieder in der Stele versenkt und somit für die Nachwelt erhalten bleiben.

Allerdings wird der Römer umgehend noch einmal einer Kur unterzogen und deshalb  hinter einem Gerüst verschwinden. Die Firma Nüthen Restaurierungen wird die Figur noch steinrestauratorisch bearbeiten und die reichhaltige  Fassung der Figur erneuern. Diese Maßnahme ist ein Geschenk der Firma an die Stadt, um ihre Verbundenheit mit Erfurt zu dokumentieren.