„Stadtgarten“ sucht Investor

15.06.2020 16:18

Nach der gescheiterten ersten Ausschreibung ist die Stadt Erfurt nun ein zweites Mal auf der Suche nach einem Betreiber für den traditionellen Veranstaltungsort. Wir schauen mit der Kamera in die Spielstätte hinein und zeigen, wieso rund zwei Millionen Euro investiert werden müssen. Elektrik, Brandschutz, zweiter Fluchtweg und Platz für mehr Besucher schlagen zu Buche. Ein Lichtblick aber gibt es: Schon Anfang Juli soll der Biergarten bis Ende Oktober wieder öffnen.

Video: Stadtgarten sucht Investor © Stadtverwaltung Erfurt

Der große Saal im Erfurter Stadtgarten ist verwaist. Seit anderthalb Jahren schon. Konzerte, Lesungen, Kicker-Abende und vieles mehr finden hier seit Ende 2018 nicht mehr statt. Leider, denn der Traditionsort wird aus städtischer Sicht gebraucht.

Dr. Torben Stefani, Amt für Grundstücks- und Gebäudeverwaltung

Für die Stadt ist der Erhalt des Standortes Stadtgarten sehr wichtig. Es ist ein sehr wichtiges Kulturobjekt für die Erfurter Szene. Die Verwaltung und der Stadtrat haben ein sehr großes Interesse daran, dass der Stadtgarten als Kulturquartier weiterhin betrieben werden kann.

Damit dieser Wunsch wahr werden kann, muss ein Investor her. Einer mit einem guten Konzept und einem noch besseren Finanzplan. Denn der Stadtgarten ist in die Jahre gekommen und sein Bestandschutz erloschen. Mit schlimmstenfalls rund zwei Millionen Euro Investitionsbedarf sollte ein neuer Betreiber durchaus rechnen.

Dr. Torben Stefani

Die Elektrik müsste komplett erneuert werden, das Alte muss rausgerissen werden. Man muss eine neue Planung machen und dann eine zeitgemäße Elektrik einbauen. Es muss außerdem ein Brandschutzkonzept gemacht und umgesetzt werden. Die Fluchtwege sind ein ganz wichtiges Thema, der zweite bauliche Rettungsweg. Die Treppenhäuser müssten abgeschottet sein, so dass im Brandfall bei Rauchentwicklung die Besucher sicher rauskommen. Diese ganzen Themen sind hier baulich und organisatorisch auch umzusetzen.

1500 Konzertbesucher sollten im Stadtgarten Platz finden. Nur so kann er nach Einschätzung der Stadtverwaltung wirtschaftlich betrieben werden. Zurzeit gibt es allerdings nur eine Baugenehmigung für 800 Menschen. Also auch hier braucht es Umbauten. Die Brüstung im ersten Stock beispielsweise ist zu niedrig, um diesen Bereich zu nutzen. Auch Wände müssen raus. Damit ein potentieller Investor das alles bezahlen kann, bietet die Stadt Erfurt ihm ein Erbpachtvertrag an. Wahrscheinlich über 50 Jahre.

Dr. Torben Stefani

Beim Erbbaurecht ist es so, dass das Gebäude in das Eigentum des Erbbaurechtsnehmers übergeht, und das Grundstück gehört weiterhin der Stadt. Er zahlt dafür einen jährlichen Zins, hat aber dadurch die Möglichkeit, bei der Bank Geld zu bekommen. Die Bank kann darauf eine Grundschuld oder eine Hypothek einräumen.

Eine Expertise soll nun klären, welchen Bedarf die aktuelle Erfurter Kulturszene an Veranstaltungsorten hat. Um zielgerichteter Investoren anzusprechen, sollen die Ergebnisse in die nächste Ausschreibung einfließen.
Der Biergarten des Stadtgartens allerdings steht schon in diesem Sommer vor einer Neuauflage. Bereits Anfang Juli soll er seine Pforten öffnen. Eine Handvoll mögliche Betreiber haben sich bei der Stadtverwaltung gemeldet.

Frank Wosnitzka, Amt für Grundstücks- und Gebäudeverwaltung

Es geht hier einzig und allein darum, dass ein bisschen Leben reinkommt. Und dass es nicht in zwei Monaten wieder komplett verwildert aussieht. Dass die Bevölkerung wieder was von diesem Objekt hat, auch wenn es nur draußen ist.

Bis die Erfurter wieder etwas vom gesamten Stadtgarten haben, dauert es noch. Bestenfalls Ende des Jahres wird die neue Ausschreibung starten. Hoffentlich finden sich innovative und finanzkräftige Investoren – für mehr, als nur den Biergarten.