9. Erfurter Technologiedialog

28.06.2013 13:09

Ob der Klettverschluss, der zuverlässig unseren Schuh verschließt, oder die Oberfläche des Waschbeckens, die wie von Zauberhand jeglichen Schmutz abperlen lässt, in vielen Alltagssituationen werden Techniken genutzt, die sich der Mensch von der Natur abgeschaut hat. Inzwischen holt sich ein ganzer Wissenschaftsbereich – die Bionik – Anregungen aus der Natur und überträgt diese kreativ in nützliche technische Entwicklungen. Wie Bioniker dabei vorgehen und welches Potenzial bionische Erkenntnisse für die Entwicklung neuer architektonischer Bauweisen oder umweltfreundlicher Fortbewegungsarten besitzen, das erklärte Dr. Tom Masselter anlässlich des „9. Erfurter TechnologieDialogs“ am Montagabend, 24. Juni 2013, in Erfurt.

Während Abgucken in der Schule verpönt ist, gehört es für Bioniker zum Arbeitsalltag. Akribisch erforschen sie Tiere, Pflanzen sowie natürliche Prozesse und übertragen diese auf technische Anwendungen. Anhand konkreter Beispiele zeigte der Wissenschaftler, welches Potenzial in der Erforschung der Natur steckt. Nach dem Vorbild der Bambuspflanze und des Schachtelhalms lassen sich zum Beispiel Faserverbundstoffe entwickeln, die aufgrund ihres geringen Gewichts, einer hohen Schwingungsdämpfung und Belastbarkeit im Fahrzeugbau, in der Luft- und Raumfahrt sowie bei Dachkonstruktionen und Verschattungssystemen zum Einsatz kommen.

Dr. Tom Masselter ist anerkannter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Bionik. Nach seinem Studium am Institut für Paläontologie an der Universität Wien arbeitet der gebürtige Luxemburger seit 2007 im Botanischen Garten in Freiburg im Breisgau. Als Vorstandsmitglied des Kompetenznetzes Biomimetik (2007) und Leiter des Bereichs „Bioinspired materials and self-x-mechanism“ (2008) im internationalen Bionik-Kompetenznetz arbeitet er derzeit insbesondere an der Entwicklung verzweigter bionischer Faserverbundstoffe sowie biegsamer Flächentragwerke.