"Rosenwunder - Wege zu Elisabeth von Thüringen"
Als Landeshauptstadt fühlt sich Erfurt der Geschichte Thüringens besonders verpflichtet, in der Elisabeth, die über Jahrhunderte tief und innig verehrt wird, eine prägende Rolle einnimmt. Erfurt wird die zu erwartende Aufmerksamkeit und bereits vorhandenen Synergien thüringenweit, auch im Hinblick auf touristische Aktivitäten, nutzen.
Tatkräftig unterstützt durch die Erfurter Tourismus GmbH, durch viele städtische kulturelle Einrichtungen, Vereine, Verbände und Institutionen wurde ein umfangreiches Programm vorbereitet.
So wird das Theater Erfurt unter der Regie von Guy Montavon und unter der musikalischen Leitung von Walter E. Gugerbauer in Kooperation mit dem Teatro Comunale di Bologna Richard Wagners Elisabeth-Oper "Tannhäuser" herausbringen.
Museen und Kunsthalle bieten zudem interessante Sonderausstellungen an. In der Kunsthalle gibt es beispielsweise vom 18.11.2007 – 13.01.2008 die Präsentation der Ausstellung "Wunder über Wunder".
Über 100 Wunder wurden nämlich der Thüringer Landgräfin Elisabeth attestiert, als unmittelbar nach ihrem frühen Tod am 17. November 1231 der Prozess ihrer Erhebung zur Heiligen der Römischen Kirche begann. Bezeugte Wunder waren und sind – gleichsam als Bestätigung des Außergewöhnlichen und Gottbegnadeten eines irdischen Daseins – die notwendige Voraussetzung für jede Heiligsprechung.
Das Rosenwunder aber, eine der populärsten Elisabeth-Legenden, prominent von Moritz von Schwind in seinem 1854/55 geschaffenen Elisabeth-Wandbild-Zyklus auf der Wartburg in Szene gesetzt, ist weder in den Wunderprotokollen noch in den frühen Elisabeth-Viten vermerkt. Seine starke eucharistische Symbolik sorgte aber wohl dafür, dass es weit verbreitet und tradiert wurde. Ausgehend vom Bild des Rosenwunders beleuchtet die von Gerda Wendermann und Kai Uwe Schierz kuratierte Ausstellung in Themengruppen und konfrontativen Begegnungen wichtige Aspekte des Zusammenhangs von Wunderglauben und Kunst. Deutlich wird, wie stark die Aura und die Wertmaßstäbe der Kunst sowie das gesellschaftliche Bild vom Künstler ihren Ursprüngen im religiösen Kultgeschehen, dem Heiligen und dem Wunderglauben verhaftet geblieben sind. Zu sehen sind wundertätige Ikonen, Reliquare, Fetische, Votivbilder und Bilder, die Wunder darstellen, Objekte aus Kunst- und Wunderkammern, wunderliche Kunst von Outsidern sowie Arbeiten von bildenden Künstlern, die aus der Gegenwart heraus verschiedene Formen des Wunderglaubens adaptieren und reflektieren.
Im Stadtmuseum hingegen gibt es die Ausstellung "Lausche auf das Wunder!" - Heiliges und Profanes hinter Stadtmauern.
Da Erfurt kein originärer Wirkungsort der Heiligen Elisabeth von Thüringen ist, beabsichtigt das Stadtmuseum in seiner Ausstellung, Wirkungsmechanismen und Rituale darzustellen, die immanenter Bestandteil von mittelalterlicher Stadtkultur waren und konstitutiv wirkten für das Erleben von "sakraler Gemeinschaft" und Heiligkeit hinter Stadtmauern.
Dem gesteigerten Selbstwertgefühl erfolgreicher Händler, Kaufleute und Handwerker mussten bereits im späten 13. Jahrhundert neuartige Glaubensformen entgegengesetzt werden, die eindeutig auf Gottes- und Nächstenliebe abzielten und andererseits dem städtischen Individualismus Rechnung trugen. Die folgenden Generationen lebten in dem Glauben, sich das Seelenheil durch religiöse Leistungen wie Vervielfachung der Festtage und Andachtsübungen, um möglichst vieler Heiliger bei Fürbitte und Schutz teilhaftig zu werden, erkaufen zu können. Der dabei vorgebrachte Eifer vollendet sich in diesem Zeitalter im reformatorischen Anspruch eines Martin Luther: "Denn Gott will keine faulen Müßiggänger haben …!"
In enger Zusammenarbeit mit dem Kloster St. Paul, Lavanttal als wissenschaftlicher Kooperationspartner und Hauptleihgeber versammelt die Ausstellung einmalige Zeugnisse dieses außergewöhnlichen Prozesses, der seine prägende Kraft bis hinein in unsere Gegenwart in der Auseinandersetzung um einen gemeinsamen europäischen Wertekanon behalten hat. Dabei liest die Ausstellung Spuren, die im profanen Alltag verankert sind, ihrer Herkunft nach aber einen eindeutig religiösen Ursprung besitzen.
In 6 großen "Bildern" nähert sich der Besucher dem Thema. Dabei wird es um "Repräsentationsformen weltlicher und geistlicher Macht", um "Fest und Ritual", um ein "Weltliches und geistliches Porträt", die Mönchszelle, das Skribtorium und den Studienraum, aber auch um Krankheit, Seuchen und soziale Not und um den Themenkomplex "Geburt und Tod" gehen.
Auch das Volkskundemuseum folgt vom 8. März bis 29. April 2007 den Spuren der heiligen Elisabeth. Unter dem Titel "Europäisches Forum. Frauen heute" wird Elisabeth als eine wahrhaft europäische Heilige dem Besucher nahe gebracht.
Über Ländergrenzen hinaus ruft ihr Name positive Reaktionen hervor. Sie steht für den Glauben an Gott, den eigenen Willen und für Nächstenliebe. Diese Eigenschaften veranlassten die Projektinitiatoren Susanne Kloiber und Wolfgang Knappe, Frauen aufzuspüren, deren Lebensphilosophie Assoziationen an die Heilige Elisabeth wecken. Sie sind fündig geworden in Tschechien, der Slowakei, Rumänien, der Ukraine, Österreich, Deutschland und Ungarn. Die Probandinnen sind unterschiedlichen Alters und gehen verschiedenen Berufen und Berufungen nach. Über alles Trennende hinweg verbindet sie ein selbstbestimmtes Engagement für das Gemeinwohl. Die Frauen geben Auskunft über Motivationen und Ergebnisse ihres Tuns. Auf diese Weise entsteht ein Kaleidoskop weiblicher Biographien und gesellschaftlicher Zustände in einem größer gewordenen, sozial aber noch immer sehr heterogenen Europa. Die Ausstellung will damit den Dialog zwischen Geschlechtern, Generationen und Territorien fördern.
Die Ausstellung ist ein Projekt vom Thüringer Filmbüro e. V. und der Maria Pawlowna Gesellschaft e. V. in Kooperation mit dem Museum für Thüringer Volkskunde Erfurt. Zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch.
Der Kinoklub widmet sich dem Thema mit einem einwöchigen Filmprojekt und auf den Domstufen kommt innerhalb der Denkmalwoche, die sich mit dem Titel "Sakral" den Kirchen und Klöstern in Erfurt zuwendet, eine "Demut und Barmherzigkeit" überschriebene Multimedia-Show zur Aufführung. Zahlreiche Vereine sind dem Aufruf der Kulturdirektion gefolgt und beteiligen sich mit weiteren interessanten Projekten am diesjährigen kulturellen Jahresthema der Landeshauptstadt Erfurt, die vom Tag der Rose auf der Ega, über Vorlesungen, Konzerten, Schauspielaufführungen und Ausstellungen bis zur Präsentation einer Gedenkmedaille und philatelistischer Ganzsachen reichen.
Darüber hinaus gibt es wieder eine enge Zusammenarbeit mit dem Bistum Erfurt und der Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland, die zum Elisabethjahr vielfältige eigene Veranstaltungen durchführen werden.
Das passende 72seitige Programmbuch gibt es ab sofort im Rathaus, in den Kultureinrichtungen, in den Bürgerservicebüros, der Tourist-Information, in Bibliotheken und der Volkshochschule sowie im Thüringen-Park und Karstadt Warenhaus, in der EVAG-Zentrale und auf der Ega. Darüber hinaus wird es in weiteren 16 Städten des Landes Thüringen verteilt.
In 4 Kapiteln findet man im Heft Texte zu den beschriebenen Ausstellungen, zu Kunst-, Musik- und Konzertangeboten, Workshops und anderen Performances sowie reichlich Informatives zu Vorträgen, Lesungen und Fachtagungen.
Eine umfangreiche Veranstaltungsübersicht listet schließlich in chronologischer Folge das Gesamtprogramm der Landeshauptstadt auf; Ergänzung erfährt das Jahresprogramm durch einen Innenstadtplan, auf dem die Veranstaltungsorte gekennzeichnet sind.
Die Organisatoren des Elisabethjahres in Erfurt sehen mit großen Erwartungen den zahlreichen kulturellen Begegnungen entgegen.