Maßnahmeplan 2008/2009 zum Masterplan II - Neue Varianten für das Gebiet Wiesenhügel und Roter Berg

28.08.2007 00:00

Der Entwurf des Maßnahmeplans 2008/09 für den Wiesenhügel wurde von vielen Bewohnern des Gebiets massiv kritisiert. In einigen wichtigen Punkten ist diese Kritik durchaus nachvollziehbar – wenn auch gute Gründe für die ursprüngliche Lösung sprechen.
Die KoWo als betroffenes Wohnungsunternehmen hat daraufhin drei zusätzliche Varianten für den Wiesenhügel erarbeitet, die nach einem entsprechenden Beschluss des Ausschusses Bau und Verkehr jetzt nachträglich in die laufende Bürgerbeteiligung und Offen­lage mit einbezogen werden.

Die neuen Varianten der KoWo für den Wiesenhügel
Alle drei Varianten gehen davon aus, dass nunmehr die gesamten Bestände der KoWo am oberen Wiesenhügel (Am Wiesenhügel, Goldregenweg und Haselnussweg) vollständig abgebrochen werden. Dafür werden am unteren Wiesenhügel (Holunderweg, Schleh­dornweg, Seidelbastweg und Wacholderweg) insgesamt rund 500 Wohnungen der KoWo saniert. Diese Objekte, etwa die Hälfte des KoWo-Bestandes am unteren Wiesenhügel, würden damit in das Garantiegebiet überwechseln.
Die drei Varianten unterscheiden sich vor allem im Hinblick auf den Umgang mit den nicht mehr zu sanierenden Objekten am unteren Wiesenhügel: Die erste Variante sieht den kompletten Abriss dieser Gebäude in 2009 vor, die zweite geht dort von einem teilweisen Rückbau von etwa 300 Wohnungen und der dauerhaften Stilllegung von 200 Wohnungen und die dritte von einem durchgängig späteren Rückbau aller unsanierten Gebäude aus.

Die Investitionen der KoWo und die Wohnungsbedarfsprognose
Die prognostizierten Einwohnerrückgänge am Wiesenhügel sind bislang sogar etwas stärker eingetreten als für den Masterplan II damals prognostiziert. Man muss also davon ausgehen, dass die Prognosen bis 2020 in etwa so eintreten werden wie vorhergesagt. Demnach werden in 2020 rund 1 000 der heute vorhandenen Wohnungen am Wiesenhügel nicht mehr benötigt.
Die KoWo hält nach dem Teilverkauf von 5 000 Wohnungen ihr Versprechen, den Erlös in ihre Bestände zu investieren. Diese Investitionen sind aber nur dann zweckmäßig und für die Bewohner der Stadt sinnvoll, wenn die Wohnungen auch tatsächlich langfristig benötigt werden. Üblich sind dabei Abschreibungszeiträume von etwa 30 Jahren. Daraus ergibt sich die Zahl von ca. 500 langfristig benötigten sanierbaren Wohnungen am Wiesenhügel, womit die KoWo bereits ein gewisses Vermietungsrisiko eingeht.
Die verbleibenden unsanierten Gebäude am Wiesenhügel können aufgrund ihres sehr schlechten Erhaltungszustandes nach Aussage der KoWo aber nur noch maximal drei bis fünf Jahre weiter vermietet werden.
Das Förderprogramm „Stadtumbau Ost“, aus dem der Abriss gefördert wird, läuft 2009/10 aus. Auch die Altschuldenhilfeentlastung endet zu diesem Zeitpunkt. Eine Fortsetzung dieser Programme durch Bund und Länder wird es in dieser Form nicht geben. Das bedeutet: Die heute noch bewohnten, weiterhin unsanierten Gebäude könnten zwar noch einige Jahre weiter vermietet werden, müssten bei weiter sinkenden Einwohnerzahlen dann aber in spätestens fünf Jahren stillgelegt werden. Ob zu diesem Zeitpunkt ein Abriss ohne Förderung noch finanziert werden kann, ist mehr als offen: In wenigen Jahren wäre der Wiesenhügel dann durch zugemauerte, leer stehende, unsanierte Wohnblöcke gekennzeichnet, oder die Objekte müssten aus Eigen­mitteln der KoWo und damit zu Lasten von anderen Investitionen, die die Wohnqualität der Mieter verbessern, abgerissen werden. Einer momentanen Entspannung für das Gebiet durch den Verzicht auf den Abbruch von ca. 500 überwiegend noch bewohnten Woh­nungen steht damit eine langfristige Destabilisierung des Wiesen­hügels durch stillgelegte Objekte oder aber eine Destabilisierung anderer dringend sanierungsbedürftiger Bestände der KoWo durch erneut unterlassene Instandhaltung gegenüber. Dies beides führt im Ergebnis jedoch zu weiteren Einwohnerverlusten.
Mit allen drei Varianten sind folglich gegenüber der Ursprungsvariante deutliche Mehrkosten in Millionenhöhe für die KoWo ver­bunden, die einerseits aus aufwändigeren Rückbau- und Sanie­rungsmaßnahmen, andererseits aus dem teilweisen Verzicht auf die Altschuldenhilfeentlastung bzw. auf heute zur Verfügung stehende Rückbaufördermittel resultieren.

Die neue Variante der KoWo für den Roten Berg
In der Zwischenzeit haben sich für den Roten Berg neue Aspekte ergeben, die auch hier zur Einbeziehung einer möglichen Variante in die laufende Abwägung geführt haben. Bislang sieht der aktuelle Maßnahmeplan im Wesentlichen nur den Teilrückbau und die anschließende Sanierung der verbleibenden Bauteile der Wohnscheibe am Julius-Leber-Ring 13-22 vor.
Dieses ambitionierte Pilotvorhaben der WbG Erfurt ist in seiner Realisierung von umfangreichen Fördermitteln des Freistaates abhängig. Der Freistaat hat die Gewährung dieser Mittel jedoch von einem übergreifenden Planungskonzept für den nördlichen Roten Berg abhängig gemacht. Dies betrifft insbesondere die gegenüber liegenden Wohnscheiben und Punkthochhäuser der KoWo am Jakob-Kaiser-Ring.
Vorbehaltlich entsprechender zusätzlicher Fördermittel des Landes könnte die KoWo nach vielen Jahren erstmals auch am Roten Berg wieder in die Sanierung ihrer Gebäude investieren. Konkret handelt es sich um die beiden Punkthochhäuser direkt neben dem Stadtteilzentrum am Alfred-Delp-Ring 23 und 24 mit insgesamt 265 Wohnungen. Ohne Fördermittelzusagen waren diese Objekte unternehmensseitig für einen Abriss nach 2009 vorgesehen.
Angesichts der hohen Leerstände der KoWo am Roten Berg mit durchschnittlich etwa 25 Prozent würde im Gegenzug die Wohnscheibe am Jakob-Kaiser-Ring 6-9 abgebrochen. Ein Umzug der Bewohner aus dem möglichen Rückbauobjekt wäre innerhalb der KoWo-Bestände am Roten Berg möglich. Damit könnte die städtebauliche Zielstellung der Stadtverwaltung umgesetzt werden und die förderseitigen Voraussetzungen für die Projekte der WbG Erfurt und WbG Zukunft wären geschaffen.

Neue Termine für Offenlage und Bürgerinformation
Die drei Varianten für den Wiesenhügel und die neue Variante für den Roten Berg liegen ab Montag, dem 3. September 2007 für zwei Wochen öffentlich im Bauinformationszentrum in der Löberstraße 34 zur Einsichtnahme aus.

Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag 9 Uhr bis 12 Uhr sowie zusätzlich Montag und Donnerstag 13 Uhr bis 16 Uhr und Dienstag 13 Uhr bis 18 Uhr.
Ferner wird für jedes der beiden Gebiete eine erneute Diskussionsveranstaltung für die Bewohner angeboten:

für das Gebiet Roter Berg am Montag, dem 10. September
um 19 Uhr im Atrium der Stadtwerke, Magdeburger Allee 34

für das Gebiet Wiesenhügel am Mittwoch, dem 12. September
um 18 Uhr in der Thüringenhalle

Auf Grundlage der Erkenntnisse aus der erweiterten Offenlage und den erneuten Bürgerversammlungen wird daraufhin eine Abwägung vorgenommen, die dem Stadtrat dann als Entscheidungsgrundlage zugeht.