"Galerie auf Zeit": Finissage am 8. November

03.11.2008 00:00

Nomen est omen: Dass die "Galerie auf Zeit" in absehbarer Zeit schließen würde, gehört zu ihrem Konzept – nun ist es soweit. Im Programmgebiet "Soziale Stadt" sollte zeitweilig ein ganz besonderer kultureller Akzent gesetzt werden – einerseits als Zeichen für eine mögliche Zwischennutzung leerer Ladenlokale (davon gibt es allein in der Magdeburger Allee etwa 20), andererseits um an einem weiteren Beispiel sichtbar zu machen, welche wichtige Rolle Kultur im Entwicklungsprozess eines Wohngebietes spielen kann.

Initiator und Träger des Galeriekonzepts Gunter Haedke aus Berlin, Anfang der 90er Jahre für einige Zeit im Auftrag der Stadtverwaltung hier tätig, wollte seine schon in Schwerin und Bad Hersfeld realisierte Idee auch in unserer ihm lieb gewordenen Stadt umsetzen und fand Partner in der Stadtverwaltung.
Ziel des Projektes ist zum einen, aktuelle Kunst durch neue Ausstellungsorte ungewohnt zu präsentieren, um dadurch auf sie aufmerksam zu machen und sie so zu fördern – der Verkaufserlös kommt den Künstlern zugute, denn die "Galerie auf Zeit" ist nicht primär auf geschäftlichen Erfolg angelegt. Die ausgestellten Künstler kommen immer von außerhalb, die Galerie nimmt aber aus den Ausstellungsstädten auch neue Künstler auf, um sie an anderen Orten zu präsentieren. Zum anderen wird der Ort und sein Umfeld durch die Ausstellungen neu belebt, er fügt seiner Vitalität neue Facetten hinzu und wird durch diese Aufwertung interessant für mögliche Folgeprojekte. Die Kunst soll Spuren hinterlassen - in den Köpfen und dort, wo eventuell einige der Kunstwerke zurückbleiben.

In der Magdeburger Allee 73-75 wurden seit dem 27. September Werner Assenmacher aus Bamberg und Ulrich Rudolph aus Zarrentin in Mecklenburg in ihrer ersten Gemeinschaftsausstellung mit Variationen zum Thema Farbe und Struktur in Objekten, Zeichnungen und Fotoarbeiten präsentiert, unterstützt auch durch Studenten der Erfurter Universität.

Werner Assenmacher (1947 in Bad Hersfeld geboren, Studium Germanistik und Theologie, seit 1990 freischaffender Künstler) verwendet für seine Arbeiten einfache Materialien - Holzlatten, Kordel, Ritzmesser – und fügt sie zu Objekten zusammen, die trotz ihrer klaren Struktur etwas Spielerisches haben. Der Rhythmus der Linien, die teils parallel angeordnet sind, sich teils nach einer Gesetzmäßigkeit verändern, zieht den Blick auf sich. Die klaren Farben der Kordeln – er verwendet ausschließlich die Grundfarben Rot, Blau und Gelb sowie Schwarz und Weiß – beginnen sich zu mischen. Es entstehen Farbspiele, die an die Variationen des Regenbogens erinnern. Werner Assenmacher ist ein beispielhafter Vertreter der konkreten Kunst.

Die Fotografien von Ulrich Rudolph (1952 in Grünhainichen/Erzgebirge geboren, Studium Kunstwissenschaft, seit 2001 freischaffend als Kunstwissenschaftler und Fotokünstler) sind wie eine Dokumentation von Gegenständen, die von Menschen zurückgelassen wurden. Nicht nach ihrem Gebrauch oder ihrem Zweck fragen die Fotografien, oder weshalb sie zurückgelassen wurden. Rudolph hält nur fest, was er vorfindet: ein Arrangement, das abstrahiert von den Dingen, die offensichtlich zu erkennen sind. Damit betritt der Künstler ein ästhetisches Feld, das zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion liegt. Ulrich Rudolph hat die Fähigkeit, wie zufällig erscheinende Situationen aufzufinden, den Reiz des Augenblickes wie ein Stillleben zu sehen und festzuhalten. In einem Moment werden Strukturen deutlich, fächern sich Farben und Formen auf, bilden sich Kontraste. Bedeutung verleiht der Situation erst der Künstler, der die ästhetische Qualität erfasst, dem Bild die Orientierung verleiht.

Zu einer Finissage am 8. November um 15 Uhr stellen sich nach sechs Wochen Ausstellungszeit nun Galerist und Künstler letztmalig dem Gespräch.

Doch die Galerie auf Zeit wird voraussichtlich im nächsten Jahr mit einem neuen Projekt wieder in Erfurt Station machen. Bis dahin wandert sie weiter durch Deutschland, und ein Erfurter Künstler wird mit auf Reisen gehen - wer das sein wird, entscheidet sich in den nächsten Tagen. Und sicherlich findet sich bald auch eine kulturelle Nachnutzung für die neu gestalteten Galerieräume - da sind derzeit verschiedene Überlegungen im Gespräch - einfach neugierig bleiben und mal in der Magdeburger Allee vorbeischauen ...

Kontakt: Gunter Haedke, T. 0174 9638384, haedke@die-galerie-auf-zeit.de o. Gunter.Haedke@t-online.de. Infos auch unter: http://www.die-galerie-auf-zeit.de