Inspiriert vom Bauhaus: Die 1950er-Jahre-Vase in Ost und West

12.05.2009 16:52

Am Donnerstag, dem 14. Mai 2009, 14 Uhr möchten wir Ihnen die Ausstellung "Inspiriert vom Bauhaus: Die 1950er-Jahre-Vase in Ost und West" vorstellen.

Ich darf Sie dazu herzlich in das Museum für Thüringer Volkskunde am Juri-Gagarin-Ring 140 a einladen.  

Die Ausstellung läuft vom 15. Mai bis zum 30. August 2009.

Zur "echten" Wohnlichkeit – darüber war man sich in beiden Teilen Nachkriegsdeutschlands einig – gehörten Zimmerpflanzen, Blumensträuße, Vasen und Zierkeramik. Schnittblumen machen froh, und sie brauchen ihre Vase.

An der Vasenproduktion wesentlich mitbeteiligt waren nach 1950 ehemalige Schüler des Weimarer Bauhauses, nämlich Otto Lindig, Theodor Bogler, Wilhelm Wagenfeld und Hanns Hoffmann-Lederer, die für Industrie und Manufaktur, nun als Produktentwerfer, Vasen kreierten. Deren organische, asymmetrische, axialsymmetrische oder strenge Formen prägten die neue "Vasen-Ästhetik" der Nachkriegszeit wesentlich mit. Sie wurden zum Leitbild für "moderne Vasen" und ihr Formenkanon, ihre Farben und Dekore wurden tausendfach kopiert und abgewandelt hergestellt.

Diese Vielfalt besticht in der Sonderausstellung über die 1950er-Jahre-Vase, die eine Fülle von Blumenvasen aus der Privatsammlung von Anne Feuchter-Schawelka, die die Sonderausstellung selbst kuratiert, zeigt.

Als Vorbild gilt im Osten Deutschlands die einfache, werkstoffgerecht geformte Vase, höchstens dezent dekoriert, in verhaltener Farbigkeit. So könne sie, wie Hans Lewitzky 1962 betont, "zur Steigerung der Lebensfreude des Menschen und gleichzeitig zur Hebung der Volkskultur" beitragen. Ablesbar ist darin die Ablehnung zu der im Westen massenweise produzierten bunten Unübersichtlichkeit von Vasen, ihren Formen, Farben und Dekoren. Dort ist gewollt, dass sich die Vase im Raum auch ohne Blume behauptet. So sieht der ehemalige Bauhäusler Hanns Hoffmann-Lederer in seinen neu kreierten Vasen Raumskulpturen. Geschwärmt wird von der blauen asymmetrischen Vase, die in den Raum strahlt, die froh mache, ein neues Lebensgefühl mittrage. Neu war auch der Bezug zur Schnittblume, die "ihre" Vase finden sollte. So wurde die 1950 von Fritz Heidenreich entworfene Orchideenvase, hergestellt bei Rosenthal, legendär für das 50erJahre-Design der BRD: Unter dem Namen "schwangere Luise" machte sie Designgeschichte und fand unzählige Schwestern. Dem Modegeschmack entsprechend, wurden nicht nur neue Schnittblumen wie Calla, Chrysanthemen, Freesien und Orchideen gehandelt. Neu wurde auch die Blumenstellkunst der Japaner für Europa entdeckt, die mit wenig Blüten und Gehölz effektvolle Ikebana-Gestecke auf flachen Schalen arrangieren, was auch dem kleinen Geldbeutel der Bevölkerung Rechnung trug.

Produziert wurden Vasen im Osten und Westen Deutschlands. Die im Westen gesammelten Vasen bestehen in der Großzahl aus Steingut oder Porzellan, die Manufakturen zugesprochen werden können. Die im Osten zusammengetragenen sind meist scheibengetöpferte oder eingedrehte Stücke, die in kleineren Serien hergestellt wurden. Vertreten sind in der Ausstellung Siegfried Gramann vom Töpferhof Römhild, Wilhelm (Elsa und Ursula) Diebener (Gotha-Keramik), Johannes Andrea Urban und Johann Höhler (Friedrichroda), Heiner Hans Körting (Dornburg), die Bürgeler Meister: Walter Gebauer, Carl Fischer und Tochter Marie Luise, Uli Wittich-Großkurth (Jena), Albert Kiessling (Langenhessen), Erhard Goschalla (Meuselwitz) und andere.

Ergänzend werden Leihgaben aus Nachlässen und Museen gezeigt.

Eröffnet wird die Ausstellung am 15. Mai 2009, 18 Uhr.

Begleitprogramm:
Öffentliche Führungen
mit Anne Feuchter-Schawelka
20. Mai, 6. Juni, 24. Juni, 4. Juli 2009 jeweils 15 Uhr

Vasenbestimmung mit Anne Feuchter-Schawelka
20. Mai und 4. Juli 2009, jeweils ab 16 Uhr

Ikebana-Schauvorführungen mit Jutta Rahardt
27. Juni 2009, 14 bis 16 Uhr

Floristik-Workshop mit der Erfurter Gartenwerkstatt
30. Mai und 13. Juni, jeweils 14 bis 16 Uhr