Frauennetzwerktreffen anlässlich des 20jährigen Bestehens der Gleichstellungsstelle/Frauenbüro

12.03.2010 13:20

15. März von 10 bis 12 Uhr im Rathaus Erfurt, Ratssitzungssaal Am 15. März 1990 trafen sich zum ersten gemeinsamen Arbeitstag Amtsleiterin Sabine Fabian und die Mitarbeiterinnen Monika Christian, Dagmar Grüner und Birgit Adamek in den Büroräumen der Michaelisstraße 4 in Erfurt. Dem voraus gegangen war am 7. März der Beschluss- Nr. 25/1990 der Stadtverordnetenversammlung, der das Amt für Gleichstellungsfragen der Geschlechter bestätigt hatte. Das war ein Novum nicht nur in der Verwaltung sondern auch in der frauenbewegten Öffentlichkeit der Wendezeit in Erfurt.

"Hintergrund der Ungleichbehandlung von Frauen und Männern ist die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in einer patriarchalen Gesellschaft… Ziel ist die Gleichstellung der Geschlechter, wobei der vordringliche Arbeitsschwerpunkt auf der Beseitigung jeder Form der Diskriminierung der Frauen liegt" sah das Konzept vor.

Es folgten die Aufgabenteilungen im Amt: Kontaktaufnahme- Praxis-und Öffentlichkeitsarbeit -Analyse-und Sachfragen; der erste Flyer, Pressegespräche zum Tabuthema Gewalt gegen Frauen, Kontaktsuche zu Frauenbüros in den alten Ländern, Etablierung eines Beirates für Gleichstellungsfragen, die Verfolgung der Aushebelung des Arbeitsgesetzbuches der DDR und Entgegennahme von Anfragen, Konzeptionierung und Einrichtung einer Notunterkunft für Frauen mit Gewalterfahrungen, Übernahme einer Literaturausstellung "Frauen sehen ihre Zeit" aus Rheinland-Pfalz, Ausrichtung einer Fachtagung zu frauenspezifischen Gesundheitsfragen im ersten Jahr des Bestehens. Daran anschließend begannen Foren zur deutschen Einheit mit Beiträgen für eine gesamtdeutsche und dann die Thüringer Verfassung, die Diskussion um die Abschaffung des § 218 als Strafrechtstatbestand.

Die gesellschaftlichen Veränderungen brachten einen rapiden Geburtenrückgang mit sich, dem eine Kündigungswelle für Erzieherinnen in Kinderkrippen und Kindergärten und ein zuviel an Kinderbetreuungsangeboten, also Schließungen folgten. An der Erarbeitung von Teilzeitlösungen war die Gleichstellungsstelle aktiv beteiligt. Heute bauen wir Kinderbetreuungsangebote mit Hilfe von Unternehmen wieder auf!
Frauenprojekte und Frauenvereine, Interessenvertretungen für Frauen auf regionaler und Landesebene sind entstanden, Frauenschutzangebote gehören mittlerweile selbstverständlich in das Hilfenetz… Lobbyarbeit für und mit Frauen ist ein Auftrag der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten nicht erst mit dem Thüringer Gleichstellungsgesetz von 1998.

Gleichstellungspolitik ist ein eigenständiges Politikfeld in der Stadtverwaltung Erfurt und zielt darauf ab, die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern im örtlichen Lebensumfeld voranzutreiben, Ungleichheiten zu ergründen um Benachteiligungen wirkungsvoll zu begegnen. Und das passiert jeden Tag aufs neue im Einzelfall am Telefon, in der Begleitung zu Behörden, in der Orientierungsberatung im Büro am Benediktsplatz. Immer dabei und zur Hand der Erfurter Frauenkalender, eine jährlich erscheinende Informationsbroschüre der Gleichstellungsbeauftragten mit aktuellen Kontaktdaten, Hinweisen und Tipps zu Treffpunkten und Angeboten von freien und städtischen Trägern, einem umfassenden Überblick zum Erfurter Hilfesystem.
"Die derzeitige Gleichstellungs- und Frauenpolitik kann sich leider immer noch an vier biografischen Schnittstellen orientieren, die Frauen noch heute Benachteiligung verschaffen: dem Übergang in Ausbildung und Beruf, der Schwangerschaft und Mutterschaft, dem Bereich prekäre Beschäftigung und Arbeitslosigkeit sowie an der Lebensphase Alter. "Hierbei kann es zu Brüchen, Problemlagen bis zu Armut kommen", weiß Birgit Adamek.

Außerdem

  • Es gibt noch immer viel zu viele Polizeieinsätze wegen häuslicher Gewalt.
  • Auf dem Mars fahren ferngelenkte Autos herum, während die konsequente Auswertung von Arbeitsmarktdaten nach Geschlecht technische Probleme bereitet.
  • Der Unterschied in der Bezahlung von Männern und Frauen liegt bei rund 23 %.
  • Nur 1/8 der weiblichen, aber fast die Hälfte der männlichen Vollzeitangestellten ist in der höchsten Leistungsgruppe beschäftigt…

Mit Kampagnen, Aktionen, Berichten und Studien, Aussprachen und Foren nutzt die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte die Kooperation mit dem Erfurter Frauen-Netzwerk, um zu informieren, zu sensibilisieren und gemeinsam aufzuklären.

Und darum soll es am Montag zwischen 10 und 12 Uhr im Ratssitzungssaal gehen: Mit einem Blick zurück auf das erste Frauennetzwerk mit Ursula Häusler, Aktionen des Frauenbüros, bewährte Netze wie LAG, Landesfrauenrat, Zonta und Landfrauenverband, zu aktuellen im Frauennetzwerk Cora, IMA, Verein in der DDR geschiedenen Frauen bis hin FrauenMachtKommune und Frauenorten, dem Labyrinth als Lebensfaden, umrahmt von Eva's Garden.
Frauenarbeit sichtbar machen, Transparenz und Qualität darstellen, um solidarisch die nächsten gemeinsamen frauenpolitischen Vorhaben anzugehen. "Mir liegt viel daran, dass ich Frauen ermutige, sich gesellschaftlich und politisch zu engagieren. Netzwerke unterstützen dabei, fangen ein und fangen auf." 
Die Veranstaltung ist öffentlich, es werden keine Gebühren erhoben, Gäste sind willkommen.