Botschafterin der Republik Ruanda am 30. Juni zum Gespräch im Erinnerungsort Topf & Söhne

27.06.2011 00:00

Als nach dem Holocaust 'Nie wieder' gesagt wurde, galt dies für einige Völker, aber nicht für alle." (Appollon Katahizi, Überlebender des Genozids in Ruanda)

1994 wurden in Ruanda, einem kleinen Land in Zentralafrika mit damals sieben Millionen Menschen, in 100 Tagen eine Million Menschen ermordet. Die Täter gehörten zur Bevölkerungsgruppe der Hutu. Sie waren Mitglieder der Regierung, Staatsangestellte, Milizen und viele Bürger. Die Opfer gehörten zur Gruppe der Tutsi oder waren Hutu, die sich mit den Tutsi verständigen wollten.

Der Genozid hat eine lange Vorgeschichte. Daran hat auch die belgische Kolonialmacht, die Ruanda nach dem Ersten Weltkrieg von Deutschland übernahm, Anteile. Sie führte eine ethnische Unterscheidung zwischen Hutu   und Tutsi ein und privilegierte die vermögendere, zahlenmäßig geringe Gruppe der Tutsi. 1959 kam es zu einer   Revolte der Hutu gegen die Vorherrschaft der Tutsi. Danach flohen viele Tutsi. Seit 1962 ist Ruanda unabhängig. Nachdem mehrere Verhandlungsversuche gescheitert waren, gründeten 1990 Tutsi im Exil die Ruandisch-Patriotische Front (RPF) und versuchten mit ihrem Einmarsch die Rückkehr aller geflohenen Tutsi zu erzwingen. Bis 1994 dauerte der Bürgerkrieg, er endete mit dem organisierten Völkermord an den Tutsi.
Auch wenn eine Unterscheidung zwischen Hutu und Tutsi inzwischen verboten ist, die Folgen des erst 17 Jahre zurückliegenden Völkermords bestimmen die Entwicklung bis heute. Die Veranstaltung am 30. Juni bietet die Möglichkeit zur Information und zum Gespräch. Christine Nkulikiyinka, Botschafterin der Republik Ruanda, wird über die Geschichte und die Herausforderungen in ihrem Land berichten. Mit ihr diskutieren Prof. Dr. Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, und der Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka, Direktor des Abraham Geiger Kollegs an der Universität Potsdam. Moderiert wird das Gespräch von Andreas Postel, Leiter des ZDF-Landesstudios Thüringen. Die Veranstaltung wird in Kooperation mit der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen durchgeführt. Sie findet am historischen Ort der "Ofenbauer von Auschwitz" statt, weil es um die Bedeutung des Erinnerns für die Würde der Opfer geht: Wahrheit statt Verdrängung als Möglichkeit für einen Neuanfang - in Deutschland wie in Ruanda.
Veranstaltungsort: Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7.
Beginn: 19:30 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.