Thüringer Zoopark Erfurt wird Versuchsfläche für die Forschung

25.04.2022 15:00

Hohen Besuch aus Berlin gab es am Montagmittag im Zoopark. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Dr. Bettina Hoffmann, reiste an. Gemeinsam mit dem zuständigen Beigeordneten der Stadtverwaltung, Matthias Bärwolff, sowie Vertretern der Fachhochschule Erfurt, der Zooparkleitung und eines Beratungsunternehmens für Umwelttechnologien wollte sie anlässlich des Tags des Baumes neue, klimaresistente Bäume pflanzen.

Staatssekretärin und Beigeordneter pflanzen speziell ausgewählte Bäume

Foto: Die Staatssekretärin Dr. Bettina Hoffmann und der Beigeordnete Matthias Bärwolff gießen eine Elsbeere. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Gepflanzt wurden eine Edelkastanie (Castanea sativa) und eine Elsbeere (Sorbus torminalis) unterhalb des Verwaltungsgebäudes. Die Auswahl der Bäume wurde mithilfe der Klimaartenmatrix und einer Liste getroffen, die insbesondere die Frost- und Trockenverträglichkeit der entsprechenden Bäume bewerten. Es werden von jedem Baum drei Hochstämme in drei unterschiedlichen Vegetationszonen des Zooparks gepflanzt, darunter auch in die waldartigen Bereiche. Weiden werden als Heister auch als eventuelle Futterquelle gepflanzt. „Wir arbeiten mit unterschiedlichen Pflanzsubstraten, wie Terra Preta sowie Substratmischungen mit Blähschiefer und Ziegel-Recyclingmaterial“, sagte Nils Brand, Gartenbaumeister des Zooparks. Auf dem zooeigenen Bauernhof werden zudem einige alte Obstsorten angepflanzt. Dort sind sie Schattenspender, die nicht nur Früchte für die Bauernhoftiere bilden, sondern auch der Insektenpopulation zugutekommen. Weitere so genannte Bauminseln entstehen auf der Elefantenanlage.

„Dass wir im Zoopark Erfurt eine solche wissenschaftliche Untersuchung starten können, ist eine tolle Gelegenheit für unsere Stadt. Wir arbeiten auch im weiteren Stadtbild schon daran, unsere Bepflanzung klimaangepasster auszurichten. Ein großes Problem dabei ist es, das Wasser in der Stadt zu halten“, sagt der zuständige Beigeordnete Matthias Bärwolff.

Foto: Zoodirektorin Dr. Dr. Sabine Merz (Mitte) erklärt das Projekt im Elefantenhaus. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Dr. Bettina Hoffmann sagt: „Die Klimakrise drängt uns auch in Deutschland immer mehr zum Handeln. Das zeigen die letzten trockenen Sommer, Hitzewellen, Starkregen und Hochwasser. Die Erwärmung ist so weit fortgeschritten, dass wir sowohl engagierten Klimaschutz als auch umsichtige Risikovorsorge brauchen, um uns gegen unvermeidbare Folgen zu wappnen. Mit dem Sofortprogramm Klimaanpassung unterstützt das Bundesumweltministerium Kommunen, die vorangehen wollen, und innovative Projekte, die Antworten entwickeln. Der Zoopark in Erfurt schließt gleich mehrere Wissenslücken: Die Fachleute sehen und erforschen die Klimarisiken für Tiere und Bäume und erproben gleich vor Ort erste Gegenmaßnahmen. Vom neu gewonnenen Wissen profitieren auch andere Kommunen für ihre Stadtentwicklung. Parks als kühle Orte der Erholung sind wichtig für unser aller Wohlbefinden“.

In den kommenden Monaten werden auch noch weitere Baumarten im Zoopark gepflanzt. Diese sind Purpur Erle (Alnus x spaethii), Weiße Maulbeere (Morus alba), Edelkastanie (Castanea sativa), Hopfenbuche (Ostrya carpinifolia), Mehlbeere (Sorbus aria/thuringiaca), Ungarische Eiche (Quercus frainetto), Schlangenhautkiefer (Pinus heldreichii) und Blumenesche (Fraxinus ornus). Bis zum Herbst sollen alle Bäume gepflanzt sein. Das Forschungsprojekt der Fachhochschule Erfurt und des Thüringer Zoopark Erfurt ist im April 2021 gestartet. Es soll bis 2024 laufen. Durch die trockenen Sommer und die Ausbreitung der Rußrindenkrankheit beim Ahorn sind hunderte von Bäumen im Zoopark abgestorben. Durch das das Projekt sollen nun die besten Baumarten für die verschiedenen Vegetationsarten gefunden werden. Finanziert wird dieses durch Mittel vom Bundesumweltministerium.

Foto: Nils Brand, Gartenbaumeister des Zooparks, erklärt der Staatssekretärin die Bauminseln auf der Elefantenanlage. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Im Zuge des Projektes wird auch das Regenwasser- und allgemeine Wassermanagement optimiert. Dabei werden verschiedene Bewässerungsmethoden getestet wie Tröpfchenbewässerung, Bewässerungssäcke, computergesteuerte Bewässerung und eine optimale Nutzung von Regenwasser.

Der „Rote Berg“, auf dem sich das Zoogelände befindet, bietet durch seine geologische Beschaffenheit, geografische und klimatische Lage einen sehr guten Standort für Forschungen mit trockenheitsverträglichen Pflanzen. „Einheimische Baumarten wie Esche und der Ahorn verschwinden fast vollständig vom Zoogelände. Selbst die Traubeneiche, die eigentlich gut mit trockenen Standorten zurechtkommt, stirbt bei uns im Zoo nach und nach ab. Aus diesem Grund sehen wir uns gezwungen, auch nichtheimische Baumarten zu verwenden, die einerseits mit den zunehmend veränderten Bedingungen umgehen können und ebenso Schatten spenden, die Luft verbessern und Lebensraum für viele Tiere schaffen“, so Zoodirektorin Dr. Dr. Sabine Merz.

Auf dem Gelände des Thüringer Zoopark Erfurt befindet sich ein Geschützter Landschaftsbestandteil (GLB) mit einem der wertvollsten Trocken-Halbtrockenrasen (11,2 Hektar) Thüringens. Mit vergleichenden Untersuchungen sollen optimale Klimabäume selektiert werden, die dann an andere Zooparks empfohlen werden können und auch für andere Standorte im öffentlichen Stadtraum interessant sind. „Es ist auch möglich, dass Bäume in suboptimal versorgten Varianten auch absterben. Deshalb werden wir mehrere Setzlinge jeder Baumart brauchen, um wissenschaftlich valide Ergebnisse zu erhalten“, sagt Nils Brand.