Industrie und Holocaust. Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz

26.01.2016 11:41

Annegret Schüle rekonstruiert im Buch die Firmengeschichte, beginnend mit der Gründung 1878, und belegt die Mitwisser- und Mittäterschaft der Inhaber, Ingenieure und Monteure im Nationalsozialismus. Dargestellt wird, wie ein Thüringer Traditionsunternehmen, das in der Weimarer Republik Bestattungsöfen für städtische Krematorien entwickelte, zum direkten Auftragnehmer der SS wurde.

Buchcover mit Ofenausschnitt und Text
Bild: Annegret Schüle: Industrie und Holocaust. Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz / Hrsg. von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. – Göttingen: Wallstein Verlag, 2010. – 29,90 € Bild: © Wallstein Verlag, Göttingen

Der industrielle Massenmord in Auschwitz wäre ohne die von der Erfurter Firma J. A. Topf & Söhne konstruierten Leichenverbrennungsöfen und deren Gaskammer-Lüftungstechnik nicht möglich gewesen.

Die Autorin fragt, wer diese Menschen waren, die in der Massenvernichtung eine technologische Herausforderung, eine Chance zur Gehaltssteigerung und einen zukunftsträchtigen Markt sahen. Wie war es möglich, dass sich in der Betriebsgemeinschaft kein Widerspruch regte und sogar Arbeiter aus dem kommunistischen Widerstand zu Mittätern wurden? Wie gingen die Beteiligten und die beiden Nachkriegsgesellschaften mit dieser Schuld um?

Topf & Söhne ist ein Beispiel dafür, welche Schlüsselrolle private Wirtschaftsunternehmen bei der Massenvernichtung im Nationalsozialismus spielten. Zu diesem Teil der Industriegeschichte des 20. Jahrhunderts leistet diese Monografie einen wichtigen Beitrag.

Schüle, Annegret:
Industrie und Holocaust: Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz / Herausgegeben von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
ISBN: 978-3-8353-0622-6
€ 29,90 (D) | € 30,80 (A)