Qualifizierung zum Thüringenführer

Kurskonzept "Thüringenführer"

Einleitung

Qualifizierte Gäste-/Fremdenführer*innen repräsentieren ihre jeweiligen Städte, Regionen und Länder. Sie vermitteln bei Reisenden Verständnis für die Kultur der besuchten Region und die Lebensart der Einwohner. Ihr Engagement beeinflusst in hohem Maße, ob sich Besucher*innen willkommen fühlen, länger bleiben möchten oder die Entscheidung treffen, wiederzukehren.

Die Volkshochschule Erfurt bietet Interessierten die Qualifizierung zum Einsatz als Gäste-/Fremdenführer*in an.

Überblick

Als Gäste-/ Fremdenführer*in wird eine Person bezeichnet, „…die Besucher in der Sprache ihrer Wahl führt und das kulturelle und natürliche Erbe eines Gebietes erläutert, und üblicherweise über eine gebietsspezifische Qualifikation verfügt, die üblicherweise von den zuständigen Behörden ausgegeben und/oder anerkannt wird.“ (DIN e.V. 2008, S. 5)

Das Konzept der Thüringer Volkshochschulen zielt darauf ab, ein flächendeckendes Angebot zu unterbreiten und dabei auf ein in Grundzügen einheitliches modulares Konzept zurückzugreifen. Der durch das Thüringer Konzept gesetzte Rahmen bietet durch die Volkshochschulen den inhaltlichen und konzeptionellen Kontext.

Fähigkeiten

Die zu qualifizierenden Personen sollen befähigt werden, das jeweilige Gebiet, für das die Ausbildung angeboten wird, zu repräsentieren, in dem sie Gruppen oder auch Einzelpersonen die kulturellen und natürlichen Besonderheiten erläutern und kompetent präsentieren. Eigene Recherchen und die professionelle Informationsbeschaffung sind weitere wichtige Grundlagen, zu denen die Gäste-/Fremdenführer*innen befähigt werden sollen.

Das Ausbildungsprogramm soll dabei helfen, das umfangreiche Wissen in verständlicher Weise vermitteln zu können. Die Kursteilnehmer*innen sollten final in der Lage sein, Bezüge zur Geschichte bzw. der Lebenswelt der Gäste herzustellen und eigene Führungen und Führungsstile zu entwickeln und zu organisieren. Hierzu ist ein umfangreiches Allgemeinwissen grundlegend.

Rahmen des Ausbildungsprogramms

Das modulare Ausbildungsprogramm stellt eine Verbindung zwischen den bestehenden Ausbildungen in den verschiedenen Volkshochschulen und den Anforderungen der Richtlinie der Europäischen Union (DIN EN 15565:2008) dar. Der Stundensatz von 160 Unterrichtseinheiten (UE) soll als Basisqualifizierung für die Erlangung eines späteren Zertifikates bei einem anerkannten Verein bzw. einer anerkannten Institution (z. B. BVGD) dienen. So wurde bei der inhaltlichen Ausgestaltung des Konzeptes darauf geachtet, Grundlagen für die Befähigung zur Führung von Besuchergruppen zu legen. Es ist als Kursangebot für den Abend bzw. für das Wochenende ausgerichtet.

Struktur

Die DIN EN 15565:2008 gibt klare Gestaltungsvorgaben vor. Sie unterscheidet in folgende inhaltliche Bestandteile:

  1. Theoretische Kenntnisse/ allgemeine Themen im europäischen und interkulturellen Kontext
  2. Führungstechniken und Führungsfertigkeiten
  3. unternehmerische Kenntnisse
  4. gebietsspezifische Kenntnisse
  5. Arbeitsbedingungen/ Fachkenntnisse
  6. praktischer Ausbildungsteil.

Prüfungen

Der Abschluss des Kurses wird durch eine Kombinationsprüfung erreicht. Die Kombinationsprüfung umfasst einen schriftlichen und einen mündlichen, praktischen Teil. Die Art und der genaue Umfang dieser Prüfung werden in der Prüfungsordnung zu diesem Konzept geregelt.

Zertifikat

Nach erfolgreichem Abschluss eines Lehrgangs erhält der oder die Teilnehmende ein landeseinheitliches Zertifikat, welches ihn oder sie als Thüringenführer*in für eine bestimmte Region oder eine Stadt ausweist. Durch den Thüringenführer-Pass wird für den oder die Teilnehmende(n) die Dokumentation der erbrachten Leistungen und die Ausweisung als qualifizierte Fachkraft im Tourismus in Thüringen möglich. Dieser Pass soll gleichzeitig bei weiterführenden Qualifikationen, z.B.  Erreichen des Europäischen Qualifikationsniveaus für Fremden-/Gästeführer*innen sowie als Dokument für andere zertifizierende Stellen genutzt werden können.

Anforderungen an einen Gästeführer

Die Gästeführer*innen erfüllen ihren Dienst als:

  • Botschafter der Region
  • Experten für Kunst, Geschichte und Architektur
  • Interpreten von Kultur und Mentalitäten
  • Interpreten der historischen und gegenwärtigen Topografie
  • Ratgeber in allen touristischen Lebenslagen
  • Organisatoren des Aufenthalts in der Region und sie inszenieren die Erlebnisse der Gäste

Die Gästeführer besitzen:

  • Fachliche Expertise auf verschiedenen Feldern
  • Ausgeprägte Dienstleistungsmentalität
  • Servicebereitschaft
  • Moderationskompetenz
  • Selbstständigkeit

Inhalt – Kurzübersicht

Das neue modulare Ausbildungsprogramm ist wie folgt aufgebaut:

Modul 1: Gebietsspezifik 58 Unterrichtsstunden

  • Geschichte, Kunstgeschichte, Architektur, Literatur
  • Natur, Umwelt, Ökologie
  • Kultur, Bräuche, Persönlichkeiten
  • Wirtschaftliche Strukturen
  • Aktuelle Lebensverhältnisse, politisches System, Bildung
  • Berufsethik

Modul 2: Fachkenntnisse 18 Unterrichtsstunden

  • Rechtsfragen (Steuerrecht, Vertragsrecht, Arbeitsrecht)
  • Versicherungstechnische Aspekte, Berufsverbände

Modul 3: Methodik Führungstechniken 46 Unterrichtsstunden

  • Sprecherziehung, Atemtechniken, Aussprache
  • Körpersprache/Präsentationen
  • Persönlichkeit, Verhalten
  • Rhetorik, Stressbewältigung, Zeitmanagement
  • Gruppenführung, Gruppendynamik, Positionierung
  • Risikomanagement, Konfliktbewältigung
  • besondere Zielgruppen (behinderte und ältere Menschen, Kinder)

Modul 4: Praktischer Teil 38 Unterrichtsstunden

  • Demonstrations- und Übungsführungen
  • Besuche von Museen, historischen Stätten, bedeutenden sakralen und profanen Gebäuden
  • Gebiete natürlicher Bedeutung

 

Kursstart:

Wird bekannt gegeben.

Stand: März 2024