Topthema: Schloss Molsdorf – Schloss des Jahres 2015

14.10.2015 16:32

Schloss Molsdorf führt 2015 den Titel „Schloss des Jahres“. Sonderausstellung mit Gemälden und Zeichnungen von Harald Rainer Gratz zum Auftakt.

Thema und Neuigkeiten

Frontalansicht eines Schlosses, blauer Himmel
Foto: Schloss Molsdorf und Park Foto: © Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Rudolstadt

Seit 1998 verwaltet und pflegt die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten Schloss und Parkanlage, das Schlossmuseum wird durch die Thüringer Landeshauptstadt Erfurt betrieben.

Das Museum organisiert die stündlichen Rundgänge durch die Prunkräume, Sonderausstellungen im Turmzimmer und bewahrt zwei Sammlungen im Schloss: den Nachlass des Thüringer Malers Otto Knöpfer und eine Erotica-Sammlung, vornehmlich mit Grafik und Buchkunst des 20. Jahrhunderts.

Schriftzug: Molsdorf Schloss des jahres 2015
Grafik: Schloss Molsdorf - Schloss des Jahres 2015 Grafik: © Stadtverwaltung Erfurt

Unter dem Motto „Unser Schloss des Jahres“ hebt die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten seit 2013 in jeder Saison eine ihrer Liegenschaften besonders hervor. Nach dem Sommerpalais Greiz und den Dornburger Schlössern folgt im Jahr 2015 nun das Schloss Molsdorf.

Ein vielfältiges Programm lockt das ganze Jahr über in das idyllische Anwesen im Südwesten von Erfurt. Es gibt unterhaltsame Führungen durch Schloss und Park, interessante Vorträge, Konzerte und Sonderausstellungen.

Meldungen

Kunstgenuss zwischen Weihnachten und Neujahr

Pressemitteilung: 18.12.2015 10:10

Die Kunstmuseen der Landeshauptstadt Erfurt präsentieren über die Feiertage Meisterwerke aus alten und neuen Zeiten.

Am Dienstag: Eintrittsfrei in die Kunstmuseen

Pressemitteilung: 27.11.2015 12:42

Am Dienstag, dem 1. Dezember, laden die Kunstmuseen der Stadt Erfurt wieder zum eintrittsfreien Besuch ein.

Ausstellungen zum Schloss des Jahres 2015

Full House: Gegenwart trifft Geschichte

Ausstellung: 20.06.2015 10:00 – 20.09.2015 18:00

Gruppenausstellung mit Sonja Alhäuser, Peter Callesen, Janet Cardiff & George Bures Miller, Olga Chernysheva, Kristina Girke, Christiane Haase, Ilmgold, Folkert de Jong, Wiebke Meurer, Jens Risch, Nasan Tur, Sarah Westphal.

Alfred Hrdlicka: Ein Wiener Blut. Die grafische Mappe „Wiener Blut“ und andere Erotika

Ausstellung: 11.10.2015 10:00 – 03.01.2016 18:00

Im Sommer 1973 wurde der Wiener Buchhändler Wilhelm Herzog, der auch eine Galerie besaß, wegen Vertriebs pornografischer Zeitschriften und Bücher verhaftet, angeklagt und verurteilt. Als Protest gegen die Scheinheiligkeit, Spießigkeit und Bigotterie der damals herrschenden Gesetzeslage schuf der bekannte Wiener Bildhauer und Grafiker Alfred Hrdlicka (1928-2009) eine grafische Mappe, deren 16 Farbradierungen auf provokante Art und Weise die Grenzen zwischen Erotik und Pornografie thematisieren und nannte sie „Wiener Blut“.

Eine Reise in die Geschichte der Schlossanlage

Das Schloss Molsdorf, wie wir es heute kennen, wurde ganz wesentlich durch die Neugestaltung zwischen 1734 und 1748 unter Gustav Adolph von Gotter geprägt. Der 1692 in Gotha geborene, aus dem bürgerlichen Stand bis zur Würde eines Reichsfreiherren (1724) und Reichsgrafen (1740) aufgestiegene Diplomat erwarb die einstige Wasserburg 1734 und ließ sie in zwei Baukampagnen zu einem spätbarocken Schloss mit anspruchsvoll ausgestatteten Prunkräumen umbauen. Zu den namhaften beteiligten Künstlern zählten der sächsische Hofbaumeister Gottfried Heinrich Krohne, der Stuckateur Johann Baptist Pedrozzi und der preußische Hofmaler Antoine Pesne. Aber auch der Erfurter Maler Jacob Samuel Beck erhielt zahlreiche Aufträge zur Ausgestaltung des Schlosses, das nicht nur Gotters ausgeprägtes Repräsentationsbedürfnis widerspiegelt, sondern in der ikonografischen Inszenierung als Gesamtkunstwerk auch seine von Horaz bis Alexander Pope beeinflusste Geisteswelt, die den Idealen der europäischen Aufklärung entsprach. Durch die Orientierung der Schaufassade des Schlosses auf den Garten und den reichen Bauschmuck mit Flora- und Venusmotiven entstand ein regelrechtes Gartenschloss. Der Park zählte mit Herkulesbrunnen, Kaskade, Eremitage, Orangerie und zahlreichen Skulpturen zu den bedeutendsten Schöpfungen des 18. Jahrhunderts in Thüringen. Ab 1789 verwandelte ihn der Gothaische Hofgärtner Johann Rudolph Eyserbeck in einen Landschaftsgarten der Epoche der Empfindsamkeit, der noch immer die barocke Gestaltung durchklingen lässt.

In Molsdorf wollte Gustav Adolph von Gotter, darin dem römischen Dichter Horaz folgend, sein „Sabinum“ etablieren – einen ländlichen Ruhesitz fernab vom Getriebe der großen Diplomatie, auf deren Wiener und Berliner Bühnen er doch so erfolgreich agierte. Ein noch heute sichtbares Zeichen dafür ist der Horazsche Spruch, den der Schlossherr 1738 über dem Hauptportal anbringen ließ: „Hicce Terrarum Mihi Praeter Omnes Angulus Ridet“ (sinngemäß: Lacht mir doch kein Winkel dieser Erde wie dieser). Doch konnte von Gotter Schloss und Park in Molsdorf nur 15 Jahre lang sein eigen nennen. Da seine Ausgaben die nicht unbeträchtlichen Einnahmen notorisch überstiegen, musste er das Anwesen bereits 1748 wieder verkaufen.