Erster Unternehmensbesuch nach dem Lockdown – Wirtschaftsbeigeordneter und Wirtschaftsförderung zu Gast bei der Thüringen Recycling GmbH in Erfurt

26.05.2020 07:15

Wirtschaftsbeigeordneter Steffen Linnert nutzt die Unternehmensbesuche in der Erfurter Wirtschaft in Begleitung der städtischen Wirtschaftsförderung gerne, um einen Einblick in Erfurter Unternehmen und Einrichtungen zu erhalten und sich mit Unternehmensinhabern und Geschäftsführern auszutauschen.

Foto: Thorsten Petring, Steffen Linnert, Wolfgang Jentz, Lars Kossack (von links) Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Der erste Unternehmensbesuch nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie fand bei der Thüringen Recycling Erfurt GmbH- Unternehmensgruppe (TRE) statt. Die mittelständige Unternehmensgruppe mit rund 250 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von ca. 30 Mio. Euro  hat ihren Sitz im Norden Erfurts und ist 1990 aus den Sero-Betrieben des Bezirkes Erfurt hervorgegangen.

Kerngeschäftsfeld ist der Bereich Recycling und Entsorgung, der zuletzt durch die Übernahme des Containerdienstes Schliefke sowie der Firma Fernkorn in Weimar neue Impulse bekommen hat.

„Durch neue Beteiligungen und Unternehmensübernahmen haben wir unser Portfolio in den letzten Jahren kontinuierlich erweitert und auf weitere Standbeine gesetzt. Dadurch sind wir heute krisenbeständiger und branchenunabhängiger als noch vor ein paar Jahren“, sagt Geschäftsführer Lars Kossack. So kam 2015 die Hofeditz Industriedienstleistungen GmbH in Baunatal hinzu, deren Fokus Dienstleistungen im Automotivesektor waren. Weiterhin wurde  in den letzten zwei Jahren erfolgreich an einer Umsatzdiversifizierung gearbeitet und so im September 2019 der Hochdruckreinigungsspezialist Ortlieb in Kissing bei Augsburg gekauft.

Neben den vielen positiven Nachrichten der letzten Monate innerhalb der TRE-Gruppe wie bspw. der Joint Venture Gründung mit den Jass Papierfabriken, zwei Unternehmensübernahmen im Container- und Baustoffhandel und dem Alleinstellungsmerkmal in der Laserreinigung wurden bei dem angeregten Gespräch auch Aspekte erörtert, die die Geschäftsleitung derzeit mit Sorge erfüllen. Bestes Beispiel dafür sind bspw. die Auswirkungen der politischen Einflussnahme in der chinesischen Abfallwirtschaft, wo in den letzten zwei Jahren de facto eine Verstaatlichung und Nationalisierung dieses Wirtschaftszweiges stattgefunden hat  und natürlich die Corona-Krise und ihre Folgen. Die aktuellen Unsicherheiten  hinsichtlich der wirtschaftlichen Folgen aus der Krise, denen Unternehmen und die öffentliche Hand gleichermaßen gegenüber stehen, stellt auch die Stadt Erfurt vor große Herausforderungen. Steffen Linnert, der neben dem Bereich Wirtschaft auch für die Finanzen der Stadt Erfurt verantwortlich ist, erwartet in den nächsten Jahren einen deutlichen Investitionsrückgang, sowohl bei Bund, Ländern und  Kommunen, als auch bei Unternehmen. „Durch Erfurts Branchenvielfalt sind wir mit einem blauen Auge durch die letzte Krise gekommen. Von der Corona-Krise sind jetzt aber nahezu alle Branchen in irgendeiner Weise betroffen. Das finanzielle Defizit wird uns noch eine Weile beschäftigen“, so Linnert. Doch nach dem ersten Schock, dem Pandemieausbruch, dem Shutdown und den Kontaktbeschränkungen ist es der Stadtverwaltung ein wichtiges Anliegen positive Signale zu geben, nach vorn zu schauen und die Unternehmen zu unterstützen. In einem ersten Schritt wurden öffentliche Flächen für die Gastronomen zur Verfügung gestellt. Vorlagen für die geforderten Hygienekonzepte können Einzelhändler und Gastronomen bei der städtischen Wirtschaftsförderung erhalten. „Wir stehen der Wirtschaft als Partner zur Seite und versuchen zu unterstützen, wo es möglich ist“, fügte Wolfgang Jentz, Amtsleiter der Wirtschaftsförderung hinzu. „Besonders in der aktuellen Corona-Krise ist es wichtig für die Unternehmen, dass sie einen direkten Ansprechpartner für Unternehmensangelegenheiten bei der Stadtverwaltung Erfurt haben. Das wurde besonders in den letzten Wochen durch die Anrufe bei unserer Corona-Hotline deutlich.“

Ob die Corona-Krise langfristige Folgen und Einbußen bei der Thüringen Recycling Erfurt GmbH-Gruppe fordert, ist überwiegend von der Entwicklung im Automotive-Bereich abhängig. „Als Entsorger und Dienstleister für Industrie und Gewerbe sind wir von der wirtschaftlichen Situation unserer Kunden abhängig“, fasst Kossack zusammen. „Auch wenn wir im Recycling-Bereich derzeit investieren könnten, müssen wir die Entwicklungen vor allem in der Automobilbranche abwarten“, so Thorsten Petring, Geschäftsführer der Thüringen Recycling GmbH, und innerhalb der Gruppe für diesen Geschäftsbereich zuständig.

Der erste Unternehmensbesuch nach dem Lockdown zeigt, wie wichtig der direkte Austausch zwischen Verwaltung und Wirtschaft ist,  Standpunkte und Erwartungen zu kommunizieren, Maßnahmen und Strategien zu diskutieren und vor allem ein gegenseitiges Verständnis füreinander zu entwickeln.