Korrektur der Berichterstattung der Thüringer Allgemeinen vom 31.01.2024

31.01.2024 16:03

Die als Chronik angelegte Berichterstattung enthält sowohl sachliche Fehler als auch bewusste oder unbewusste Auslassungen. Gerade durch das Weglassen von relevanten Daten und Hintergründen kann, egal ob von den Autoren gewollt oder ungewollt, ein falscher Gesamteindruck entstehen, der dem sachlichen Umgang mit den Vorgängen rund um das Theater der Landeshauptstadt nicht förderlich ist.

„Wie geht’s weiter am Theater Erfurt (…) Die Theater-Affäre – eine Chronik“

Die fachlichen Fehler, wie zum Beispiel das wiederholte Verwenden von falschen Daten (siehe unten), können durchaus ein Beleg für mangelnde Recherche sein. Mangelnde Recherche und die daraus resultierenden Fehler sprechen nicht für eine hohe Glaubwürdigkeit von Berichten. Die aufgetretenen Fehler wären nicht passiert, hätte die Thüringer Allgemeine bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Landeshauptstadt Erfurt im Vorwege dementsprechende Anfragen gestellt. Dies hatte die Zeitung unterlassen.

Um die Vorkommnisse rund um das Theater im richtigen Licht zu zeigen, hat die Landeshauptstadt Zitate aus der Berichterstattung eigene Ergänzungen und Richtigstellungen gegenübergestellt. Zum Umgang mit den Vorwürfen hat die Stadtverwaltung eine eigene Rubrik eingerichtet.

Zitat aus der Berichterstattung der TA vom 31.01.2024, S. 13 Richtigstellung der Stadtverwaltung Erfurt
 
„Wir haben die Geschehnisse einmal chronologisch aufgelistet: Vom Start Montavons bis zur Sondersitzung des Stadtrats an diesem Mittwoch: …“ Die Geschehnisse wurden nur selektiv chronologisch aufgeleistet. Es bestehen große Lücken, durch Weglassen wesentlicher Informationen entsteht eine verzerrte Darstellung der Geschehnisse.

12. Juli 2023. Witzmann informiert Dezernent Dr. Tobias Knoblich.“

Mary-Ellen Witzmann, die damalige Gleichstellungsbeauftragte, informierte nicht nur, sondern bat den Dezernenten um vertrauliche Behandlung der Informationen und stellte einen schriftlichen Sachstandsbericht in Aussicht, den der Dezernent zur Grundlage des weiteren Vorgehens brauchte. Der allerdings wurde von ihr nie geliefert, stattdessen informierte Mary-Ellen Witzmann am 25. Juli 2023 um 13:19 Uhr und 13:20 Uhr die Thüringer Allgemeine. In zwei Mails an den Redaktionsleiter Casjen Carl übermittelte sie der Zeitung die Aussagen von zwei mutmaßlichen Opfern. Die Aussagen entstammten laut Mary-Ellen Witzmann einem vertraulichen Mailverkehr, den ihre Vorgängerin mit den mutmaßlichen Opfern hatte.

6. Oktober 2023. Mary-Ellen Witzmann spricht Fälle am Theater bei der Stadtspitze an.“

Mary Ellen Witzmann hat die Stadtspitze am 12. Juli (Dr. Knoblich) und am 29. August (OB) über ihre Ermittlungen informiert.

„6. Oktober 2023. Mary-Ellen Witzmann spricht Fälle am Theater bei der Stadtspitze an. Daraufhin wird sie zum Gespräch mit Rechtsamtsleiterin Nicole Kühnert, OB-Referentin Ricarda Schreeg und Stadtsprecher Henry Köhlert geladen.“

Ricarda Schreeg ist Leiterin Bereich OB und damit unmittelbare Dienstvorgesetzte von Frau Witzmann.

„6. Oktober 2023. Mary-Ellen Witzmann spricht Fälle am Theater bei der Stadtspitze an. Daraufhin wird sie zum Gespräch mit Rechtsamtsleiterin Nicole Kühnert, OB-Referentin Ricarda Schreeg und Stadtsprecher Henry Köhlert geladen. Die Botschaft: Sie dürfe im Amt keine Öffentlichkeitsarbeit betreiben.“

Anlass für das Gespräch war die „Einhaltung der Dienstanweisung für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“. Es entspricht nicht den Tatsachen, dass Frau Witzmann in dem Gespräch die Öffentlichkeitsarbeit untersagt worden sei. Durch die Berichterstattung kann der Eindruck entstehen, sie habe sich mit der Veröffentlichung gegen das Verbot der eigenständigen Öffentlichkeitsarbeit wehren müssen. Es ging um die eigenständige und nicht abgestimmte Pressearbeit, die Öffentlichkeitsarbeit im eigentlichen Sinne war und ist nicht strittig.

21. Oktober 2023. Witzmann beantwortet eine Anfrage dieser Zeitung zu den möglichen Fällen am Theater.“ Die Anfrage der TA datierte auf den 4. Oktober 2024. Diese wurde auch nicht wie üblich an die Stelle der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Landeshauptstadt gesandt, sondern direkt an die damalige Gleichstellungsbeauftragte Frau Witzmann (und wurde von Witzmann auch am selben Tag beantwortet). In ihrer außergewöhnlich umfangreichen Antwort, die weder mit der Stadtspitze und dem betroffenen Theater abgestimmt war, verstieß sie u.a. gegen Datenschutzbestimmungen und äußerte nicht belegte Vermutungen über angebliche Versäumnisse von Stadtverwaltung und Theaterleitung. Am 19. Oktober gab es eine Anfrage der TA an den OB, in der sich der Autor Casjen Carl auf eine Pressemitteilung von Witzmann am 18. Oktober bezog.

24. Oktober 2023. … Die Anwaltskanzlei FS-PP Berlin wird beauftragt, den Vorwürfen nachzugehen.“

Die Kanzlei wurde formal am 2. November 2023 beauftragt
26. Oktober 2023. Mary-Ellen Witzmann wird beurlaubt.“ Mary-Ellen Witzmann wurde als Gleichstellungsbeauftragte abberufen und beurlaubt.

„Ende 2023: Bausewein beruft Carola Hettstedt zur Gleichstellungsbeauftragten …“

Carola Hettstedt wurde amtierend berufen. Zur weiteren Vorgehensweise erklärte der OB in einer Pressemitteilung, dass zuerst der Ausgang des laufenden Gerichtsverfahrens um die Entlassung der vorherigen Amtsinhaberin abgewartet werden müsse, eine mögliche Neubesetzung solle über eine öffentliche Ausschreibung erfolgen.

4. Januar. Die Kanzlei legt den Bericht der Stadt vor. Es geht um Fälle sexueller Belästigung und Machtmissbrauchs sowie schwerer finanzieller Unstimmigkeiten.“

Es handelt sich um den „Abschlussbericht über die Compliance-Untersuchung bei dem Theater der Landeshauptstadt Erfurt anlässlich von Hinweisen auf sexuelle Gewalt und Machtmissbrauch“. Die Formulierung „es geht um Fälle ...“ kann den Eindruck erwecken, dass die mutmaßlichen Fälle tatsächliche Fälle sind.