Krönbacken-Jahresauftakt mit "Kunst +"

08.01.2009 00:00

Unter dem Titel "Kunst +" findet vom 17.01. bis 15.02.2009 die erste Ausstellung des Fachbereiches Kunst der Universität Erfurt auf beiden Etagen der Galerie Waidspeicher des Kulturhof zum Güldenen Krönbacken statt und gibt damit zugleich den Auftakt zum neuen Ausstellungsjahr, das neben verschiedenen Expositionen zum Schwerpunkt "90 Jahre Bauhaus" wie schon seit Jahren auch Ausbildungseinrichtungen der Region die Möglichkeit zur Präsentation bietet. So sind 2009 u. a. auch die Bauhausuniversität Weimar, die Fachhochschule Erfurt und die Walter-Gropius-Schule wieder mit ihren Projektangeboten dabei.

Der Fachbereich Kunst, der sein Profil erstmals der Öffentlichkeit in dieser Form und diesem Umfang zur Diskussion stellt, gehört zur Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, die im Zuge der Integration der Pädagogischen Hochschule in die Universität Erfurt entstand. In den seit 2003 angebotenen sechssemestrigen Bachelor-Studiengängen kann man Kunst als Haupt- oder Nebenstudienrichtung studieren und mit allen Fächern der Universität frei kombinieren. Ca. 80 % der Studenten wählen eine Fächerkombination, die Kunst mit einem Schulfach wie z. B. Anglistik, Germanistik oder Geschichte kombiniert, weil sie einen Masterabschluss für das Lehramt planen. 20 % der Studenten wählen andere Fachkombinationen mit Kunst, so z. B. Wirtschaftswissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Psychologie, Erziehungswissenschaft oder Philosophie. Diese Studienmöglichkeiten sind zur Zeit in Deutschland einmalig. Absolventinnen und Absolventen des Fachbereiches Kunst erwerben zur Zeit an anderen Universitäten in der Bundesrepublik einen Masterabschluss in internationaler Politik, Kulturmanagement, European Studies oder setzten ihr Studium an einer Kunsthochschule fort. Diese Ausbildung möchte ein Angebot machen, welches über traditionelle künstlerische Berufsbilder hinaus geht, bei denen ein Studium der Kunst nur die Tätigkeit als Künstler oder Kunsterzieher ermöglichen soll. Hier jedoch wird die praktische und theoretische Beschäftigung mit Kunst darüber hinaus als Erkenntnisform, Weltwahrnehmung, kreatives Handlungskonzept und gesellschaftlich relevante   Arbeitsmethode verstanden. Die Auseinandersetzung mit der Kunst kann durch ihr spezifisches kreatives Potential Voraussetzung für eine Vielzahl von Berufen im kulturellen, sozialen, gesellschaftspolitischen oder kunstpädagogischen Bereich sein.

Dieses Ausbildungskonzept basiert auf einer engen Verschränkung von künstlerischer Praxis in zahlreichen traditionellen und zeitgenössischen Ausprägungen, Kunsttheorie, Kunstgeschichte und Kunstdidaktik. Im Bereich der künstlerischen Praxis wird in den ersten zwei Semestern, der Orientierungsphase des Bachelor (BA), die Grundlage für eigenständiges künstlerisches Arbeiten gelegt. Es wird das Know-how für Zeichnen, Malerei, Druck, Plastik, Video, für die Auseinandersetzung   mit künstlerischen Konzepten und grenzüberschreitenden   Arbeitsmethoden vermittelt.

Das Fachgebiet Kunst hat seinen Sitz Am Hügel 1, mitten in der Erfurter Altstadt, einem traditionsreichen Ort für die Kunstausbildung. Im Jahre 1904 wurde das Haus von der Erfurter Bürgerschaft als staatlich-städtische Kunstgewerbeschule erbaut. Das Haus ist ein architektonisches Denkmal für den Jugendstil und für einen gelungenen Zweckbau für die künstlerische Ausbildung. Seit über 100 Jahren ist Am Hügel 1 Ausbildungsstätte für Künstler und Kunstpädagogen - das ist einmalig in Thüringen und weckt auch über die Landesgrenzen hinaus Aufmerksamkeit. Derzeit studieren ca. 150 Studenten im Fachgebiet Kunst.

Die erste Ausstellung des Fachbereiches Kunst in einer Galerie der Stadt soll eine Überblicksausstellung sein und dazu herausfordern, mit Lehrenden und Studierenden ins Gespräch zu kommen. Im Vorfeld wurden 500 Kunsterzieher aus Gymnasien bundesweit angeschrieben und mit ihren Schülern zur Ausstellung eingeladen.

Die Gliederung des historischen Waidspeichers in der Michaelisstraße 10 in zwei Geschossen ermöglicht ein vielseitiges Ausstellungskonzept:

In der oberen Etage wird eine Videolounge eingerichtet. Auf verschiedenen Monitoren kann man sich Videofilme der Videokurse der letzten Jahre anschauen, aber auch Dokumentationen aus der Lehre, Filme über besondere Ereignisse des Fachbereiches, Präsentationen von Konzepten zur Kunst im öffentlichen Raum oder Diashows von künstlerischen Arbeiten. Im Untergeschoss werden die künstlerischen Arbeiten der Bereiche Malerei, Zeichnen, Plastik, Druck in einer besonderen Installation präsentiert. Dabei soll die grenzüberschreitende Arbeitsweise sichtbar, gemacht werden, aber auch, wie die Studierenden zum Experiment ermuntert und individuelle Arbeitsansätze gefördert werden. Im Eingangsbereich wird Einblick in Studienstruktur und Lehrmethoden gegeben, und ein Kodex, der für Studienanfänger konzipiert wurde, aber auch Modulbeschreibungen und Bewertungsbögen können eingesehen werden. Die Ausstellung ist Teil des Anliegens, im Stadtraum auf unterschiedliche Weise präsent zu sein und sich auch auf diese Weise in die Kulturlandschaft der Stadt und des Landes einzubringen und an der kulturpolitischen Debatte teilzunehmen. Es heißt auch, sich dem Vergleich und damit immer wieder selbst in Frage zu stellen, um die aktuellen Konzepte weiterzuentwickeln, und stellt eine neue Herausforderung an alle Beteiligte dar, die motivierend auf die Ausbildung zurückwirken kann. Daher warten alle gespannt auf den hoffentlich sehr diskursiven und produktiven Dialog, den dieses Angebot auslösen soll.

Pressegespräch: 15.01.2009, 11:00 Uhr
Vernissage: 17.01.2009, 19:00 Uhr
Ausstellungsdauer bis 15.02.2009, Di - So 11 - 18 Uhr