Ein Komponist aus Erfurt

20.08.2010 14:28

Stadtarchivdirektor Dr. Rudolf Benl präsentiert Richard-Wetz-Buch

Der Direktor des Stadtarchivs steht vor einem Regal mit Archivgut präsentiert das Buch über Richard Wetz in die Kamera.
Bild: Dr. Rudolf Benl präsentiert das neue Buch über Richard Wetz. Bild: © Stadtverwaltung Erfurt

Heute Abend präsentiert Dr. Rudolf Benl 20 Uhr im Rathausfestsaal das soeben erschienene Buch "Richard Wetz (1875-1935). Ein Komponist aus Erfurt", welches aus Anlass des 75. Todestages des Erfurters herausgegeben wurde.

Nachdem Richard Wetz 1906 als Musikdirektor des Erfurter Musikvereins berufen worden war, hat er als Leiter mehrerer Chöre, als Orchesterdirigent, als Musikkritiker und Konservatoriumslehrer, vor allem aber als Komponist das Musikleben der Stadt Erfurt drei Jahrzehnte lang geprägt. Seine bedeutenden Werke – drei Sinfonien, ein Violinkonzert, großangelegte Oratorische Werke, A-capella-Chorsätze – entstanden alle in Erfurt. 1928 wurde der Erfurter Komponist gleichzeitig mit Igor Strawinsky in die Reihen der Preußischen Akademie der Künste gewählt.

Die Literatur zu Richard Wetz und seinem Schaffen war bisher spärlich. Marksteine sind die Marburger Dissertation von Hans Polack, einem der Kompositionsschüler von Wetz, aus dem Jahre 1934, die 1935, kurz nach dem Tode des Komponisten, unter dem Titel "Richard Wetz. Sein Werk und die geistigen Grundlagen seines Schaffens" erschienen ist.
Überwiegend biographisch ausgerichtet ist hingegen die umfangreiche Dokumentation, die Erich Peter in Zusammenarbeit mit Alfons Perlick 1975 vorgelegt hat. Sie trägt den Titel "Richard Wetz (1875–1935) als Mensch und Künstler in seiner Zeit. Eine Dokumentation mit zeitgenössischen Darstellungen und Selbstzeugnissen zum 100. Geburtstag des Meisters".
Der nun vom Stadtarchiv Erfurt vorgelegte Sammelband knüpft an die genannten Veröffentlichungen an und möchte doch über sie hinausführen. Er verbindet Biographisches, Werkanalytisches und Quellenkundliches. Die ersten zwei Aufsätze sind biographisch ausgerichtet. Der eine zeichnet auf breiter Quellengrundlage das Leben von Richard Wetz während seiner drei Erfurter Jahrzehnte nach. Der andere schildert die Tätigkeit, die nach 1916 mehr und mehr in den Mittelpunkt seines Berufslebens trat, die ihm schlichtweg den Lebensunterhalt sicherte: sein Wirken an der Staatlichen Musikschule (Musikhochschule) zu Weimar. Es folgen fünf Aufsätze, die sich analytisch einer Werkgattung oder einem eine solche Gattung vertretenden Werk widmen. Die Anordnung entspricht dabei der zeitlichen Aufeinanderfolge, die in Wetzens schöpferischem Leben bei der Auseinandersetzung mit einzelnen Gattungen zu beobachten ist. Wer die fünf Aufsätze nacheinander liest, folgt dabei gleichzeitig einer künstlerischen Entwicklung. Die Pflege des Klavierliedes fällt in Wetzens junge Jahre. Infolgedessen steht ein Aufsatz, der sich mit den Klavierliedern von Wetz beschäftigt, an erster Stelle. Dabei legt der Verfasser, Pianist und erfahrener Liedbegleiter den Schwerpunkt der Betrachtung auf die Gestaltung des Klavierparts. Ein Aufsatz, der das sinfonische Schaffen von Wetz, das die Jahre von 1914 bis 1922 ausfüllt, untersucht, schließt sich an. Der folgende Beitrag widmet sich einem einzigen Werk von Wetz, dem 1923 entstandenen Streichquartett Nr. 2, seinem vielleicht bedeutendsten Kammermusikwerk. Den zweiten, der Werkanalyse verschriebenen Teil des Buches schließen zwei Aufsätze ab, die aus der Feder ein und desselben Verfassers stammen, eines Verfassers, der als Organist und Chorleiter auf langjährige kirchenmusikalische Betätigung zurückblicken und als ausübender Musiker auf eigene interpretatorische Erfahrung mit Wetzscher Musik verweisen kann. Das Requiem h-moll op. 50, 1923 bis 1925 entstanden, ein Hauptwerk, wenn nicht das Hauptwerk von Wetz, steht ganz im Blickpunkt des einen Beitrags, das 1930 komponierte einzige große Orgelwerk von Wetz, Passacaglia und Fuge d-moll op. 55, wird im anderen vorgestellt und erläutert. Der dritte Teil des Sammelbandes, aus zwei Beiträgen bestehend, ist quellenkundlicher Art. Der erste stellt die "Wetziana", Registratur- und Sammlungsgut mit Wetz-Betreff, im Archiv der Franz-Liszt-Hochschule für Musik zu Weimar dar, der zweite eine Wetz-Sammlung in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.
Das Sammelwerk ist ab sofort im Stadtarchiv und über den Buchhandel über die ISBN- Nummer 978-3-941020-03-0 zu beziehen.