Stadtgrün im Klimawandel – Erfurt ist auf dem Mittelweg

23.11.2018 09:50

Gestern trafen sich weit über 30 Baumexperten/-innen, Vertreter/-innen von Wohnungsbaugenossenschaften, Naturschutzverbänden, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, Planungsbüros, der Buga gGmbH und Bürgerinitiativen, um im Rahmen des städtischen Projekts „Stadtgrün im Klimawandel (SiKEF)“ über die Aspekte Invasivität und Allergenität zu diskutieren.

Mann spricht vor zahlreichen Menschen
Foto: Prof. Andreas Roloff, anerkannter Baumexperte und Forstbotaniker der TU Dresden, sprach im Rahmen des städtischen Projektes "Stadtgrün im Klimawandel" Foto: © Stadtverwaltung Erfurt / J. Düring

Unbestreitbar ist die Tatsache, dass dem Klimawandel durch mehr Stadtgrün begegnet werden muss, um eine lebenswerte Stadt zu erhalten. Gleichzeitig ist klar, dass nur wenige einheimische Baumarten mit den zukünftigen klimatischen Verhältnissen und den städtischen Bedingungen zurechtkommen können.

Die Lösung liegt also in der Verwendung neuer Baumarten, die überwiegend nicht einheimisch sind. Diese Baumarten können jedoch Eigenschaften aufweisen, die eher unerwünscht sind. Einige verbreiten sich so rasant, dass sie wertvolle Naturflächen stark besiedeln und heimische Pflanzen verdrängen. Oder sie haben ein hohes Allergiepotential und belasten Allergiker mit ihren Pollen.

Um diesen Zwiespalt aufzulösen, haben die Teilnehmer und Teilnehmerinnen über zwei Stunden diskutiert. Prof. Andreas Roloff, anerkannter Baumexperte und Forstbotaniker der TU Dresden, gab einen fachlichen Impuls. Daniel Knopf, Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz (ThINK), konnte mit ersten Ergebnissen zu den Baumarten in Erfurt aufwarten.

Die Diskussion gestaltete sich sehr konstruktiv und zielorientiert. Allen Beteiligten war klar, dass man um neue Baumarten nicht herumkommt. Das Ziel gesunden Stadtgrüns für ein gutes Klima stand im Vordergrund. Gleichzeitig sollen aber wertvolle Naturschutzflächen geschützt werden und besonders Stadträume mit allergieauslösenden Bäumen entlastet werden. Es geht also darum, einen Mittelweg zu finden. Baumarten mit großem Ausbreitungspotential an einigen Stellen einzuschränken bzw. nicht zu verwenden. In Kindergärten und Schulen sowie schlecht durchlüfteten Straßenzügen wird man stark allergieauslösende Baumarten eher vermeiden.

Insgesamt bedarf es in Erfurt einer großen Vielfalt an Baumarten und Sorten. Hier ist man in der Diskussion ein gutes Stück weitergekommen und hat verabredet, sich wieder zu treffen und weiter im Gespräch zu diesem wichtigen Thema zu bleiben. Das Gefühl, gemeinsam an einem Strang für eine gute Entwicklung in Erfurt zu ziehen, wurde als sehr positiv bewertet.

Hintergrund:

Das Projekt Erfurter Stadtgrün im Klimawandel (SiKEF) als Buga-Begleitprojekt wird als Leuchtturmprojekt der Klimaanpassung vom Bundesumweltministerium gefördert und in Regie des städtischen Umwelt- und Naturschutzamtes mit ThINK und der FH Erfurt sowie unter Beteiligung weiterer städtischer Ämter erarbeitet. Kern ist die Identifikation von künftig geeigneten Baumarten für Erfurt und die beispielhafte Modellierung von vielfältigem Stadtgrün in typischen Stadtquartieren und Ortsteilen für eine effektive Klimaanpassung.