Verkehrsbefragung zu Mobilität: Weniger Autofahrten, mehr Fahrradverkehr in Erfurt
Ziel von 15 Prozent Radverkehr ist erreicht

In Erfurt wurden im Rahmen der Erhebung 2.600 Einwohner befragt und dabei etwa 8.200 Wege erfasst. Mit dieser Stichprobengröße war auch eine statistisch gesicherte Auswertung von vier städtischen Teilräumen, analog zum Befragungsdurchgang 2018, möglich. Die Erhebung wurde durch den Freistaat Thüringen gefördert.
Neben der Fortschreibung langjähriger Entwicklungstrends durch Kenndaten der Mobilität, waren auch aktuelle verkehrliche Wirkungen durch neue Rahmenbedingen wie der Zunahme von Homeoffice, dem massiven Zuwachs von E-Bikes in den Haushalten, der Einführung des Deutschlandtickets im ÖPNV oder auch die Entwicklung von Car-Sharing-Angeboten und Multimodalität von besonderem Interesse. „Die Erhebung liefert wichtige Erkenntnisse für unsere Arbeit, da Entwicklungstrends gut abzulesen sind“, erläutert Achim Kintzel, Abteilungsleiter Verkehrsplanung, den Wert der Befragung.
Mehr Wege zu Fuß, mit ÖPNV oder Rad
Das Ergebnis für die Landeshauptstadt kann man so zusammenfassen: Die Erfurter fahren mehr Fahrrad und weniger Auto.
Es lässt sich ein kontinuierlicher Zuwachs der Verkehrsarten des sogenannten Umweltverbundes (Fuß, ÖPNV, Rad) feststellen. Diese Arten der Fortbewegung machen mittlerweile 65 Prozent der täglichen Wege der Erfurter Bürgerinnen und Bürger aus. Zwei große Veränderungen sind gegenüber der letzten Erhebung 2018 signifikant: Die Wege, die mit dem motorisierten Individualverkehr (MIV) zurückgelegt werden, sind um 5 Prozent zurückgegangen. Und der Radverkehr hat zugenommen. Das freut auch Matthias Bärwolff, Beigeordneter für Bau, Verkehr und Umwelt: „15 Prozent aller Wege werden mittlerweile mit dem Rad gefahren. Das war das Ziel unseres Radverkehrsplans und das haben wir erreicht.“
Der ÖPNV hat einen Anteil von 19 Prozent und nimmt damit im Vergleich mit Städten einer ähnlichen Größenordnung einen absoluten Spitzenplatz ein.
Die umweltfreundlichste Verkehrsart in Erfurt – Wege, die zu Fuß zurückgelegt werden – haben einen nach wie vor hohen Anteil von 31 Prozent. Der Trend anderer Städte, wo der Zuwachs teilweise mehr als 5 Prozent beträgt, lässt sich aber nicht nachweisen.
Besonders auffällig ist ein beachtlicher Rückgang der Verkehrsleistung, also der zurückgelegten Kilometer pro Person und Tag. Dieser Wert hat sich um fast vier Kilometer verringert. Dieser sehr positiv zu wertende Trend (Verkehrswende) ist vor allem auf das weitgehend kompakte Stadtgefüge mit sehr guten Erreichbarkeiten für alle Arten des Umweltverbundes und wohnortnaher Infrastruktur sowie Auswirkungen von zunehmendem Homeoffice auf Pendlerbeziehungen zurückzuführen.
Zunahme von Fuß- und Radwegen in den Großwohnsiedlungen
Bei einem Blick auf die städtischen Teilgebiete kann in der gründerzeitlichen Vorstadt der mit Abstand höchste Anteil an Radfahrenden (27 Prozent) festgestellt werden, während Innenstadtbewohner fast jeden zweiten Weg (46 Prozent) zu Fuß zurücklegen. Bemerkenswert ist auch die Zunahme von Fuß- und Radwegen in den Großwohnsiedlungen um 7,5 Prozent gegenüber 2018. Neben der Infrastruktur im Nahbereich ist diese Entwicklung auch durch neue attraktive Freizeitwege und Aufenthaltsqualitäten, wie etwa der nördlichen Geraaue, begründbar.
Die aktuelle Erhebung „Mobilität in Städten“ fand gleichzeitig in 134 Untersuchungsräumen mit etwa 500 Städten und Gemeinden in 14 Bundesländern statt. Insgesamt wurden ca. 125.000 Haushalte mit 282.000 Personen nach einem Multimethodenansatz befragt.
Etwa im gleichen Zeitraum (Mai 2023 bis Juli 2024) wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr ebenfalls als Stichtagserhebung die Studie „Mobilität in Deutschland“ (MiD) durchgeführt. Anders als das SrV beschreibt diese den Personenverkehr der gesamten Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland, nicht nur einzelner Städte und Gemeinden. Die Studie MiD erlaubt zudem gesicherte statistische Aussagen für die einzelnen Bundesländer wie auch für regionalstatistische Raumtypen.
Auch wenn derartige Befragungen zumeist auf dem Modal Split (Verkehrsmittelbenutzung) fokussieren, liegen der Stadt dadurch sehr viele Daten vor, die neben globalen Trends auch spezifische Entwicklungen beschreiben. Es ist außerdem möglich, das Erreichen von Zielen der Stadt- und Mobilitätentwicklung zu überprüfen.