1801 – 1806 | Erfurt wird preußisch

1802 gelangt Erfurt unter die Herrschaft der preußischen Krone. Die preußischen Behörden versuchen ein umfangreiches Reformwerk in Gang zu setzen, machen sich dabei aber nicht nur Freunde. Die Niederlage Preußens im Jahre 1806 setzt den Bemühungen ein vorzeitiges Ende.

Inhaltsverzeichnis

1801 – 1806

1801

(6. Mai) Erstmals sieht Erfurt russische Truppen. In Italien gefangene und von den Franzosen freigelassene russische Soldaten marschieren in ihre Heimat zurück.

1802

Mit dem Frieden von Lunéville von 1801 erkennt das Reich die Annexion des linken Rheinufers durch Frankreich an. Der preußisch-französische Vertrag vom 23. Mai 1802 sichert Preußen Entschädigung zu. Das Stadt- und Landgebiet Erfurt, Untergleichen und das Eichsfeld sowie die vormals freien Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen gehen in den preußischen Staatsverband über. Erfurt und das dazugehörige Landgebiet mit der Stadt Sömmerda und 72 Dörfern umfassen zu dieser Zeit 595 km², haben 42.208 Einwohner, wovon 16.580 auf Erfurt entfallen.

1802

(21. August) Ein 3.500 Mann starkes Korps der preußischen Armee zieht durch das Krämpfertor in die Stadt ein, und Zivilkommissare übernehmen die Verwaltung des Erfurter Gebietes. Die kurmainzischen Beamten bleiben in preußischen Diensten.

1802

(18. November) Mit Dekret der preußischen Regierung wird die ehemalige städtische Streitmacht, das aus 2.000 Mann bestehende Bürgerregiment, aufgelöst.

1802

Der Arzt Johann Friedrich Christoph Fischer (1772-1849) gründet eine Heilanstalt für Augenkranke und Blinde.

1803

(30. Mai) Der preußische König Friedrich Wilhelm III. besucht mit seiner Gemahlin, der Königin Luise, die Stadt.

1803

(10. Juli) Erbhuldigungsakt der neuen Provinzen in Hildesheim. Abgeordnete des Adels, der Geistlichkeit, der Bürger und der Bauern leisten dem neuen Landesherren, König Friedrich Wilhelm III., den Treueeid.

1803

Entsprechend einer Kabinettsorder des preußischen Königs werden die ersten Erfurter Klöster, das Peterskloster und das Kartäuserkloster, sowie das Severistift säkularisiert. Die weiteren folgen bis 1820, ausgenommen bleibt das bis heute noch bestehende Ursulinenkloster. Das Klostervermögen fällt an die Staatskasse bzw. wird in einen Kirchen- und Schulfonds eingebracht.

1803/04

Das preußische Landrecht und die preußische Gerichtsordnung werden eingeführt.

1804 bis 1816

Dr. Johann Justin Weißmantel wird 1804 zum Bürgermeister ernannt und bleibt es bis 1816.

1804

Die ehemals kurfürstliche Zeichenschule auf dem Anger 43 wird in eine Provinzial-Kunst- und Bauhandwerksschule umgewandelt.

1805

Die Schuhfabrik Soller, Gottschalk & Comp. auf dem Anger 39, gegründet 1795, beschäftigt in diesem Jahr 213 Arbeiter und produziert über 40.000 Paar Schuhe im Wert von über 60.000 Reichstalern.

1805

In dem aufgehobenen Kartäuserkloster wird die Baumwollmanufaktur Lentin und Rothstein eingerichtet, die „mit den besten englischen Fabriken dieser Art wetteifert“. Es werden feste Baumwollstoffe, sogenannte Nanquins, produziert. Ein großer Teil dieser Erzeugnisse wird exportiert.

1806

Das „Eichsfeld-Erfurtische Provinzial-Collegium medicum et sanitatis“ wird unter dem Vorsitz von Johann Bartholomäus Trommsdorff gegründet.