1949 – 1989 | Unter dem Symbol von Hammer, Zirkel und Ährenkranz
1949
(12. November) Der Stadtkommandant der sowjetischen Militäradministration, Major Kutschuk, überträgt Oberbürgermeister Georg Boock alle politischen und administrativen Rechte und Pflichten, nachdem am 7. Oktober die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik erfolgt ist.
1950
Eingemeindung der Dörfer Bischleben, Dittelstedt, Rhoda (1. Januar) und Bindersleben, Gispersleben-Viti, Gispersleben-Kiliani, Marbach, Möbisburg und Schmira (1. Juli). Durch die Eingemeindungen vergrößert sich die Fläche der Stadt von 61.20 km² auf 106.22 km², die Anzahl ihrer Einwohner steigt auf 189.988.
1950
Wohnungsbau in der Riethstraße, im Fuchsgrund zwischen Geschwister-Scholl-Straße und Steinplatz. Baubeginn der Rote-Berg-Siedlung.
1950 bis 1952
Bau eines Hochhauses für die Thüringer Landesregierung an der Johann-Sebastian-Bach-Straße.
1950
(7. Juli) Mit der Eröffnung der Gartenbauausstellung „Erfurt blüht“ wird an die Tradition der Blumenstadt angeknüpft.
1952
Mit der Verabschiedung des „Gesetzes über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe im Lande Thüringen“ entstehen drei Bezirke. Erfurt verliert seine Stellung als Landeshauptstadt Thüringens, das nun für fast 40 Jahre als politische Einheit nicht mehr besteht und wird Bezirksstadt des Bezirkes Erfurt.
1952
(31. August) Übergabe des an der Stelle der alten, 1938 niedergebrannten Synagoge neuerrichteten Gotteshauses durch den Vorsitzenden der CDU, Otto Nuschke, an die jüdische Gemeinde.
1952
Mit der Gründung eines katholischen Priesterseminars im Rang einer Theologischen Hochschule wird Erfurt wieder Hochschulstadt.
1952
(22. April) Die Stadtverordnetenversammlung beschließt die Bildung von Stadtbezirken (Mitte, Nord, Süd, Ost und West, ab 1957: Mitte, Nord und Süd), die bis 1990 bestehen bleiben.
1953
(17. Juni) Streiks und Demonstrationen in Erfurt und anderen Städten sind Ausdruck für wachsenden Protest der Bevölkerung. Über die Stadt Erfurt verhängt der Chef der sowjetischen Garnison der Stadt, Oberstleutnant Paretschin, den Ausnahmezustand. Am Stadtrand gehen sowjetische Panzer vom Truppenübungsplatz Ohrdruf in Stellung.
1953
(1. September) An der Nordhäuser Straße nimmt ein Pädagogisches Institut in einem Neubaukomplex seine Tätigkeit auf. Es erhält 1965 den Namen „Dr. Theodor Neubauer“.
1954
Beginn der Bauarbeiten für den Wohnungsbau im Bereich des Tiergartens und des Schwemmbachs.
1954
(7. September) Eröffnung der Medizinischen Akademie (MAE). Erster Rektor wird Prof. Dr. med. Egbert Schwarz (bis 1959).
1954/55
Fußballclub SC Turbine Erfurt wird DDR-Meister.
1955
Eröffnung eines Museums für Thüringer Volkskunde im ehemaligen Hospital am Juri-Gagarin-Ring.
1956
Gründung der Jugend- und Sportschule. Das Sportzentrum Süd wird umgebaut und erweitert.
1957
Beginn der Bauarbeiten für den Wohnungsbau im Daberstedter Feld und im Borntal.
1958
Der Neubau einer Hals-, Nasen-, Ohren- und Augenklinik im Bereich der Medizinischen Akademie Erfurt an der Nordhäuser Straße wird seiner Bestimmung übergeben.
1958
Errichtung eines Eisstadions im Süden der Stadt.
1958
Eröffnung eines Zivilflughafens der Deutschen Lufthansa (später: Interflug) in Erfurt-Bindersleben (1960 Ausbau für modernen Flugverkehr).
1958
(7. Oktober) Eröffnung des Thüringer Zooparkes auf dem Roten Berg, der vor allem durch freiwillige Arbeitseinsätze vieler Bürger geschaffen worden ist.
1960
Übersiedlung der Evangelischen Predigerschule von Wittenberg in das Augustinerkloster.
1961
(29. April) Eröffnung der „1. Internationalen Gartenbauausstellung (IGA) sozialistischer Länder“ auf der Cyriaksburg. Seitdem im jährlichen Wechsel Gartenbauausstellungen der DDR mit internationalen Gartenbauausstellungen.
1961 bis 1969
Rolf-Dietrich Nottrodt (SED) Oberbürgermeister der Stadt Erfurt.
1965
Beginn des Wohnungsbaues am Johannesplatz auf innerstädtischer Freifläche in Erfurt-Nord (bis 1972).
1965
Ausbau der Bastion Leonhard der Zitadelle Petersberg als Aussichtsplateau.
1967 bis 1970
Abbruch von zahlreichen Häusern im Altstadtbereich für städtebauliche Umgestaltung der Innenstadt. (1967 Sterngasse, 1968-1970 Gebiet zwischen Juri-Gagarin-Ring, Hospitalplatz, Lindenweg, Neuerbe und Meyfartstraße).
1968
Wiederherstellung der ursprünglichen Walmform des Domdaches. Entfernung des Marien-Mosaikbildes an der Westseite.
1968
Baubeginn des Umgestaltungsgebietes im Stadtzentrum. Nach Flächenabriss in den Jahren 1967/68 werden 11- und 16-geschossige Hochhäuser (Ostring) und ein Hotel (Kosmos) an der Kreuzung Krämpferstraße/Ring errichtet.
1968 bis 1971
Verbreiterung des Juri-Gagarin-Ringes von der Leninstraße (Johannesstraße) bis zur Krämpferstraße auf vier Fahrspuren (1968 bis 1969), von der Krämpferstraße bis zur Trommsdorffstraße (1969 bis 1970), bis zur Bahnhofstraße (1970 bis 1971), von der Bahnhofstraße bis zum Karl-Marx-Platz (1971 bis 1972). Bauarbeiten in den innerstädtischen Abbruchgebieten zwischen Franckestraße und Meyfartstraße: 3 Wohnscheiben, 4 Punkthochhäuser und 1 Kindergarten.
1969 bis 1982
Heinz Scheinpflug (SED) Oberbürgermeister der Stadt Erfurt.
1969 bis 1974
In Erfurt-Nord entsteht auf freier Fläche im Gebiet der Riethstraße ein neues Wohngebiet (Wohnkomplex „Rieth“) in Großplatten-Bauweise. Versorgungseinrichtungen und Altersheim 1975.
1969 bis 1975
Um- und Ausbau des Verkehrsknotenpunktes an der Schmidtstedter Brücke (1969 Zugangsstraße zum Container-Zentrum, 1971 bis 1973 Errichtung der neuen Schmidtstedter Brücke, 1972/73 Bau der Fußgänger-Unterführung an der Neuerbe-Schule, 1973 Untertunnelung der Eisenbahn).
1969
(5. September) Das Pädagogische Institut erhält den Status einer Pädagogischen Hochschule (gleichzeitige Vereinigung mit dem Pädagogischen Institut Mühlhausen zu der Pädagogischen Hochschule Erfurt/Mühlhausen).
1970
(19. März) Treffen des Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland Willy Brandt mit dem Vorsitzenden des Ministerrates der DDR Willi Stoph im Interhotel „Erfurter Hof“.
1970
(31. Dezember) Bevölkerungszahl der Stadt bei der Volkszählung: 196.198.
Ab 1970/75
Das Neubauprogramm führt zu einer Umschichtung der Einwohner vom Stadtinneren auf periphere Standorte im Norden und im Südosten der Stadt. Damit verliert die Altstadt rasch etwa die Hälfte ihrer Bewohner, der Zerfall der Bausubstanz verstärkt sich.
1972
(Februar bis Mai) Verstaatlichung der 88 bisher halbstaatlichen Betriebe in der Stadt.
1972 bis 1974
Bau eines Bettenhauses in der Melanchthonstraße für die Frauenklinik der Medizinischen Akademie.
1972 bis 1978
In Erfurt-Nord entsteht auf ehemals landwirtschaftlich genutzter Fläche der Wohnkomplex „Nordhäuser Straße“ in Großplatten-Bauweise und bindet Erfurt an die Ortslage Gispersleben an.
1972 bis 1982
Abbrucharbeiten an der Südseite der Gartenstraße und Beginn der Baumaßnahmen im Gebiet des südlichen Juri-Gagarin-Rings im Verlauf der ehemaligen Stadtbefestigung mit 11- und achtgeschossigen Wohnbauten und verschiedenen Verkaufseinrichtungen in Großplatten-Bauweise.
1972
(1. Juli) Die ausgebauten Kiesgruben (etwa 30 ha) werden als Naherholungsgebiet „Nordstrand“ eröffnet.
1972
(13. November) Ein orkanartiger Sturm verursacht große Schäden in der Stadt (2 Tote und 707 beschädigte Gebäude).
1973
(Februar) Die Stadt erreicht eine Einwohnerzahl von 200.000.
1974
(29. Mai) Das Stadtgeschichtliche Museum im „Haus zum Stockfisch“, Johannesstraße 169, wird eingeweiht. Umfassende Sanierung des Gebäudes 1992/93.
1975
Gründung einer Sektion Stomatologie der Medizinischen Akademie (1972-1975 Neubau der Stomatologischen Klinik der Medizinischen Akademie).
1975/78
Bau des Interhotels „Kosmos“ am Juri-Gagarin-Ring.
1976
Beginn der komplexen Renovierung der Gebäude am Anger und Verwandlung dieser Hauptgeschäftsstraße in eine Fußgängerzone. Der historische Altstadtkern verfällt, besonders in den ehemaligen Handwerksvierteln. Zaghafter Beginn der Altstadtsanierung im Stadtviertel Große Arche – Marktstraße – Domplatz.
1977 bis 1982
In Erfurt-Nord am Fuße des Thüringer Zooparks entsteht auf einer Freifläche das Wohngebiet „Roter Berg“ in Großplatten-Bauweise.
Ab 1979
Im Südosten der Stadt entsteht das Wohngebiet Herrenberg/Wiesenhügel; das Wohngebiet Drosselberg entsteht ab 1986.
1979
Einbau eines fünfoktavigen Glockenspiels mit 60 Glocken in den Bartholomäusturm auf dem Anger durch die Glockengießerei Schilling (Apolda). 1992 wird das Glockenspiel überholt und danach wieder eingebaut.
1982 bis 1989
Rosemarie Seibert (SED) Oberbürgermeister der Stadt Erfurt (ausgeschieden am 27. November 1989).
1983
Eröffnung eines Museums für mittelalterliche Kunst im Chor der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Barfüßerkirche.
1983
Rekonstruktion des durch einen Luftangriff im Zweiten Weltkrieg zerstörten Portals des Collegium maius der alten Erfurter Universität und bauliche Erneuerung der Georgenburse an der Lehmannsbrücke.
1984
(24. Dezember) Beim Läuten der „Gloriosa“ am Heiligen Abend wird ein Riss in der Glocke festgestellt. Nach langer Vorbereitung wird die Glocke am 17. Oktober 1985 in der Glockenstube geschweißt; am 8. Dezember 1985 wird sie feierlich neu eingeläutet.
1985
Baumaßnahmen im Bereich der nördlichen Innenstadt; „Huttenplatz“ 1985-1988.
1985
In der Eichenstraße beginnen Abrissarbeiten. Zwischen der Eichenstraße und dem Hirschgarten soll ein „Haus der Kultur“ entstehen. Beginn der Bauarbeiten 1986.
1986
(6. Oktober) Eröffnung der Erfurter Puppenbühne und eines Kabaretts im baulich erneuerten „Waidspeicher“ in der Großen Arche.
1986
Umfassende Sanierungsarbeiten an den den Fluss überspannenden fünf Sandsteinbögen der Krämerbrücke.
1988
(20. März) Festsitzung im Schauspielhaus anlässlich des Abschlusses der Städtepartnerschaft Erfurt – Mainz unter Anwesenheit des Oberbürgermeisters von Mainz Herman Hartmut Weyel. Weitere Partnerstädte von Erfurt: Lille (Frankreich), Vilnius (Litauen), Lowetsch (Bulgarien), Györ (Ungarn), Piacenza (Italien), Kalisz (Polen). Nach der Wende Kooperationsvereinbarungen mit Essen und Kassel. Als Partnerstädte kamen nach der Wende Tucumán (Argentinien) und Shawnee (USA) hinzu.
1988
Drei sanierte Renaissancehäuser werden übergeben: das Haus „Zur Windmühle“ als Musikschule, das Haus „Zum Sternberg“ als kirchliche Behindertentagesstätte und das Haus „Zum Sonneborn“ als zentrales städtisches Standesamt („Hochzeitshaus“). Fertigstellung des „Palmenhauses“ in der Schlösserstraße, eines Denkmals der Glasarchitektur des 19. Jahrhunderts. Einweihung der rekonstruierten Teile des Augustinerklosters