Alter Jüdischer Friedhof

Als sich im 19. Jahrhundert wieder eine Gemeinde in Erfurt entwickelte, hatte man hier 1811 den ersten Begräbnisplatz angelegt.

Der erste Begräbnisplatz des Jüdischen Lebens ins Erfurt

Foto: Ein Gedenkstein am Alten Jüdischen Friedhof in der Landeshauptstadt Erfurt.

Unterhalb des Egaparks, zwischen den Häusern Cyriakstraße 3 und 4, befindet sich der Alte jüdische Friedhof. Als sich im 19. Jahrhundert wieder eine Gemeinde in Erfurt entwickelte, hatte man hier 1811 den ersten Begräbnisplatz angelegt. Weil die Gemeinde schnell anwuchs, erwies sich die Friedhofsfläche als zu klein für weitere Bestattungen. Seit der Eröffnung des Neuen jüdischen Friedhofs im Jahr 1878 werden Mitglieder der Jüdischen Gemeinde dort bestattet.

Da nach jüdischem Glauben die Totenruhe ewig währt, blieb der Alte jüdische Friedhof auch nach der Schließung bestehen. Doch die Ruhe der Toten wurde mit dem Erstarken des Antisemitismus im 20. Jahrhundert zunehmend gestört. Schon 1926, in der Nacht vom 12. auf den 13. März, verwüsteten "Wikingbund"-Mitglieder den Friedhof und zerstörten 95 Grabsteine. In der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 wurde der Friedhof erneut geschändet. In der Stadtratssitzung am 17. November 1938 schlug Ratsmitglied Waldemar Heinemann vor, den "alten Judenfriedhof an der Cyriakstraße einzuebnen". Die jüdische Gemeinde musste am 6. April 1939 das Friedhofsgrundstück unentgeltlich der Stadt Erfurt überlassen, 1944 wurden die Grabsteine abgeräumt.

Im Jahr 1948 wurde das Grundstück an den Landesverband der jüdischen Gemeinden zurück übertragen. Doch gab es schon seit 1950 Bemühungen der Stadt, das Gelände zu erwerben, um eine öffentliche Grünfläche anzulegen. 1951 verkaufte die jüdische Gemeinde das Areal an die Stadt Erfurt – wohl unter Druck. Anfang der 60er Jahre wurden hier Garagen für die Fahrzeuge der Staatsanwaltschaft des Bezirks Erfurt errichtet, deren Fundamente auch aus Resten jüdischer Grabsteine bestanden. Dieser Zustand war für gläubige Juden unerträglich, wie der damalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Herr Scharf-Katz 1989 in einem Brief formulierte. Trotzdem wurde noch 1995 der Bau eines Trafo-Hauses auf der Friedhofsfläche genehmigt.

Zur Erinnerung an den Friedhof wurde 1996 zunächst ein Gedenkstein errichtet. Seit 2000 war im Gespräch, den Friedhof wieder sichtbar zu machen, an der Realisierung wurde seit 2007 gearbeitet: Die Garagen wurden abgerissen und das Gelände beräumt. In der Neugestaltung wurde das Friedhofsareal von der Grünfläche abgetrennt. Neben dem Gedenkstein und einer Info-Stele fanden auf dem Friedhof die von hier stammenden Grabsteine ihren Platz, die zum Teil auf dem Neuen Friedhof in Sicherheit gebracht wurden.

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An der Stadtmünze 4
99084 Erfurt