"Sonderzüge in den Tod. Die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn" : Ausstellung im Erfurter Erinnerungsort Topf & Söhne
Die Deutsche Bahn AG erarbeitete in Kooperation mit dem Centrum Judaicum und dem Deutschen Technikmuseum in Berlin eine Ausstellung
Deshalb ist es dem Erfurter Erinnerungsort Topf & Söhne ein besonderes Anliegen, die Ausstellung "Sonderzüge in den Tod. Die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn" vom 10. Mai bis 7. Dezember 2014 zu zeigen, die von der Deutschen Bahn AG in Kooperation mit dem Centrum Judaicum und dem Deutschen Technikmuseum in Berlin erarbeitet wurde.
In der Ausstellung "Sonderzüge in den Tod" schildern Überlebende in Zeitzeugeninterviews die grauenvollen Zustände in den Zügen. Die fahrplanmäßige und betriebliche Durchführung dieser Transporte durch die Reichsbahn wird anhand von Dokumenten und Grafiken dargestellt. Fotos und Biografien von aus Frankreich deportierten jüdischen Kindern haben Serge und Beate Klarsfeld für die Ausstellung recherchiert und zusammengestellt.
Die Ausstellungseröffnung am 9. Mai um 18 Uhr wurde gewählt, weil der 9. Mai 1942 ein Wendepunkt in der Geschichte der Verfolgung der Thüringer Juden bedeutete. An diesem Tag mussten sich 513 Menschen aus über 40 Orten an Sammelplätzen einfinden. Mit ganz normalen Personenzügen wurden sie nach Weimar transportiert. Nach einer grauenvollen Nacht in der Viehauktionshalle nördlich des Weimarer Bahnhofs wurden sie in ein Ghetto im polnischen Bełżyce deportiert. Nur eine junge Frau aus Weimar, Hannelore Wolff, überlebte. Der 9./10. Mai 1942 war der Beginn der systematischen Vernichtung der Thüringer Juden.
Der Erinnerungsort Topf & Söhne ergänzt die Ausstellung über die Reichsbahn durch Tafeln und Interviews über die "Deportation und Ermordung der Thüringer Juden 1942–1945". Stellvertretend für das Schicksal der weit über tausend Menschen in Thüringen, die von Mai 1942 bis Januar 1945 deportiert und fast alle ermordet wurden, werden zehn Geschichten vorgestellt. Biografische Miniaturen, Fotografien und Dokumente erhellen die Persönlichkeit, die Erfahrungen und das Handeln der als Juden Verfolgten. Zeitzeugen berichten im Filminterview vom Verlust ihrer Angehörigen und dem Überleben im Versteck.
Das vielfältige Begleitprogramm zur Ausstellung beginnt schon am 13. Mai um 19 Uhr. Der Lektor Prof. Dr. Walter H. Pehle wird das letzte Buch seines verstorbenen Freundes Ernst Klee vorstellen. Niemand hat so viele NS-Täter und ihre Nachkriegskarrieren dokumentiert wie Ernst Klee, der diese Aufgabe zu seinem Lebenswerk gemacht hat. "Auschwitz. Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde" ist ein einzigartiges biografisches Nachschlagewerk geworden, das in fast 4.000 Biografien das gesamte Personal des Vernichtungslagers Auschwitz vorstellt, von den mordenden Tätern bis hin zu Häftlingen, die zu Hilfsdiensten gezwungen wurden. Ernst Klees Buch ist eine unschätzbare Pionierarbeit und das Vermächtnis eines außergewöhnlichen Forschers und Autors. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung statt.
Die Ausstellung "Sonderzüge in den Tod" steht unter der Schirmherrschaft von Christian Carius, Thüringer Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr, der die Ausstellung auch eröffnet. Begleitbände und pädagogische Angebote stehen im Erinnerungsort zur Verfügung. Gefördert wird die Ausstellung durch die Deutsche Bahn AG, das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, dem Lokalen Aktionsplan gegen Rechtsextremismus der Stadt Erfurt, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, der Sparkasse Mittelthüringen und dem Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne.
Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.