Upcycling im Paradies – Doppelausstellung von Ruth Horam und Nihad Dabeet
Zeichnungen treffen auf Drahtskulpturen
Sie waren ein ungewöhnliches Freundespaar: Ruth Horam, die vielseitige Künstlerin aus gutem Hause, und Nihad Dabeet, der Skulpteur aus einfachen Verhältnissen. Beide in Tel Aviv geboren und später nur 30 Kilometer entfernt voneinander wohnend, doch eigentlich Welten voneinander entfernt. Horam, die Jüdin, war im Alter der Mutter des Arabers Dabeet. Doch trotz dieser Unterschiede bei Herkunft, Generation und Nationalität verstanden sich Ruth und Nihad prächtig.
Ihr Verhältnis war so gut, dass sie ein gemeinsames Kunstprojekt entwickelten, welches erst in Jerusalem und Ramla, später dann in Erfurt eine Heimat fand. Den stilisierten Olivenbaum aus Stahl und Kupfer nannten sie „Paradiesbaum“ – für sie Sinnbild für Hoffnung und Leben. Ruth Horam kreierte die Skulptur auf dem Papier, Nihad Dabeet schweißte sie zusammen. Die Einweihung des „Paradiesbaumes“ auf dem Erfurter Petersberg im September 2021 erlebte Horam nicht mehr. Sie starb kurz zuvor mit 91 Jahren in Jerusalem.
Wichtigstes Sujet des späten Werks von Ruth Horam war die Natur. Multimediale Papierkunsttechniken, die auf dem Siebdruck basierten, brachte sie zur Vollendung. Sie zeichnete und malte ein beachtliches Werk zusammen, das an Universitäten, in öffentlichen Einrichtungen und Schulen in ganz Israel ausgestellt wird. In früheren Jahren kreierte die in London ausgebildete Künstlerin auch Statuen und Wandkunst aus recycelten Materialien, wie ausrangierten Autos – eine künstlerische Gemeinsamkeit mit ihrem künstlerischen Partner Nihad Dabeet.
Denn der verwertet seit jeher in seinen Skulpturen Altmetall. Es sind Menschen, Tiere und immer wieder Olivenbäume in verschiedenen Größen und Ausführungen, die der im bulgarischen Sofia studierte Künstler in seinem Atelier in Ramla bei Tel Aviv erschafft. Mit dieser Upcycling-Kunst will Dabeet belegen, dass auch im Alten neues Leben steckt. „Zum Wegschmeißen zu schade. So verwerte ich es zu etwas Neuem“, sagt er. Mit seiner Fischskulptur, deren Inneres mit Altplastik gefüllt ist, prangert Dabeet die Verschmutzung der Meere an – eine weitere Gemeinsamkeit zu Ruth Horam, die sich in ihren Werken auch immer für ökologische und soziale Belange einsetzte.