Die "Judenfrage" im Bild. Der Antisemitismus in nationalsozialistischen Fotoreportagen
Mit ihrer Analyse der Bildreportagen in nationalsozialistischen Zeitungen richtet Harriet Scharnberg den Fokus auf eine Dimension antisemitischer Politik, die bisher nicht systematisch untersucht wurde.
Der Fotojournalismus befand sich in seiner ersten Blütezeit, als die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht gelangten: Bilder eroberten die Tages- und Wochenzeitungen. Die Illustrierten erreichten ein Millionenpublikum. Die Nationalsozialisten nutzten diese Konjunktur und setzten mit einer neu eingerichteten Bildpresselenkungsstelle Fotos für eine gezielte Bildpolitik ein.
Auf breiter Quellenbasis analysiert Harriet Scharnberg die nationalsozialistische Bildpolitik zur sogenannten Judenfrage, zum jüdischen Leben im Deutschen Reich, in verbündeten Staaten sowie in den besetzten Gebieten. Im Fokus steht der Zeitraum zwischen dem Novemberpogrom 1938, als die illustrierte Presse erstmals zu einer antisemitischen Propagandakampagne verpflichtet wurde, und dem Beginn der Shoah 1942/43, als die "Judenfrage" systematisch aus der Presse verbannt wurde. Um "hinter" die Bilder blicken zu können, präsentiert Scharnberg zahlreiche kontextualisierende Quellenfunde, so etwa das bislang unbekannte fotojournalistische Rohmaterial etlicher Reportagen oder wichtige, verloren geglaubte Dokumente aus dem Presselenkungsapparat.
Dr. Harriet Scharnberg ist Expertin für historische Fotografien. Mit ihren Aufsätzen über die Bildpublizistik im Nationalsozialismus sorgte sie international für Aufsehen. Neben ihrer Tätigkeit im Bild- und Archiv-Management einer Unternehmensberatung forscht sie weiterhin zum Fotojournalismus im 20. Jahrhundert – insbesondere zum Nationalsozialismus, zum Zweiten Weltkrieg und zur Visual History.
Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung statt.