Die Gegenwart der kolonialen Vergangenheit. Kontroversen um eine Dekolonisierung der Erinnerungskultur

24.09.2019 19:00 – 24.09.2019 21:00

Der Historiker Joachim Zeller führt in die Debatte um den Umgang mit der Kolonialgeschichte ein und stellt ausgewählte Aktionen und Projekte zur Weiterentwicklung einer postkolonialen Gedenkkultur in Deutschland vor.

Angehörige der Volksgruppe der Herero und Nama laufen mit Transparenten durch die Berliner Innenstadt.
Bild: © Joachim Zeller
24.09.2019 21:00

Die Gegenwart der kolonialen Vergangenheit. Kontroversen um eine Dekolonisierung der Erinnerungskultur

Genre Veranstaltung
Veranstalter Stadtverwaltung Erfurt, Erinnerungsort Topf & Söhne
Veranstaltungsort Erinnerungsort Topf & Söhne, Sorbenweg 7, 99099 Erfurt
workTel. +49 361 655-1681+49 361 655-1681

Vortrag von Dr. Joachim Zeller, Historiker, Berlin

Der Umgang mit der Kolonialgeschichte, die hierzulande lange im Schatten der Aufarbeitung des Nationalsozialismus und des Holocaust stand, unterliegt gegenwärtig einem grundlegenden Wandel. Zwar zählt auch Deutschland faktisch zu den postkolonialen Gesellschaften Europas, doch ist diese Tatsache kaum in das Bewusstsein der Menschen und in das Handeln der Politik vorgedrungen.

In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche zivilgesellschaftliche Initiativen gegründet, um die notwendige Auseinandersetzung um eine Dekolonisierung der globalen und lokalen Machtverhältnisse voranzubringen. Eine Trendwende weg vom Vergessen und Verdrängen der kolonialen Vergangenheit bedeutete auch die 2016/2017 im Deutschen Historischen Museum in Berlin gezeigte Ausstellung Deutscher Kolonialismus. Fragmente seiner Geschichte und Gegenwart. Aufhorchen ließ nicht zuletzt der im November 2016 verabschiedete Koalitionsvertrag der neuen Berliner Landesregierung aus SPD, Grünen und Die Linke. Er bekundet die Absicht, zusammen "mit dem Bund eine zentrale Gedenkstätte als Lern- und Erinnerungsort" zum deutschen Kolonialismus in der Bundeshauptstadt einrichten zu wollen.

Nach einer Einführung in diese Debatte stellt Joachim Zeller ausgewählte Aktionen und Projekte zur Weiterentwicklung einer postkolonialen Gedenkkultur in Deutschland vor. Angesprochen werden dabei auch die aktuellen Debatten um den Völkermord an den Herero und Nama und die koloniale Beutekunst im geplanten Berliner Humboldt Forum.

Joachim Zeller wurde in Swakopmund, Namibia, geboren und promovierte in Berlin mit einer Arbeit zur (post-)kolonialen Erinnerungskultur. Er ist Mitherausgeber des 2018 erschienenen Sammelbandes Deutschland postkolonial? Die Gegenwart der imperialen Vergangenheit, der mit namhaften Autorinnen und Autoren den Bogen vom Ende der deutschen Kolonialherrschaft über einen "Kolonialismus ohne Kolonien" und den (Nach-)Wirkungen bis zu den Herausforderungen einer Dekolonisierung in einer globalen Welt spannt.

Die Veranstaltung findet im Rahmen der Interkulturellen Woche 2019 der Landeshauptstadt Erfurt und in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung statt.