31. März 2025 | Gedenkveranstaltung 80 Jahre Bombenangriffe und Kriegsende in Erfurt

Skript der Rede
Herzlichen Dank an das Polizeiorchester Thüringen für diesen würdevollen Auftakt zu unserer heutigen Gedenkveranstaltung.
Sehr geehrter Herr Minister Tischner,
sehr geehrte Frau Oberstleutnant Buresch-Hamann,
sehr geehrter Herr Hug (GF Volksbund Dt. Kriegsgräberfürsorge),
meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Schülerinnen und Schüler,
ich danke Ihnen und Euch ausdrücklich, dass wir heute gemeinsam dieser Gedenkstunde hier an den Kriegsgräberstätten im Südpark beiwohnen, mit der wir an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnern wollen.
Wir stehen heute hier, um jener Männer, Frauen und Kinder zu gedenken, die vor 80 Jahren in unserer Stadt ihr Leben verloren.
Am Morgen des 31. März 1945 wurde Erfurt von schweren Luftangriffen getroffen.
Sprengbomben zerstörten große Teile des mittleren und südlichen Stadtgebiets, Menschen wurden in ihren Häusern, auf den Straßen und in Kirchen von den Angriffen überrascht.
Die Thomaskirche verlor dabei ihr östliches Kirchenschiff.
Viele Bewohner Erfurts starben, viele weitere verloren ihre Angehörigen, ihr Zuhause, ihre Hoffnung und ihre Zukunft.
Und das nur wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Und: Nachdem erst fünf Wochen zuvor, am 25. Februar 1945, 59 britische Bomber zahlreiche historische Gebäude der Innenstadt zerstörten.
Darunter auch die Bibliothek des Augustinerklosters, in dessen Luftschutzkeller 267 Menschen begraben wurden.
Doch nicht nur die Bombenopfer mahnen uns, sondern auch die 291 polnischen Zwangsarbeiterinnen, Zwangsarbeiter und Kinder, die hier in Erfurt unter unmenschlichen Bedingungen leiden mussten.
Sie wurden in Betrieben zur Arbeit gezwungen, mussten Hunger, Krankheit und Ausgrenzung ertragen und überlebten diese Qualen nicht.
Ihre Gräber sind ein stilles Zeugnis ihres Schicksals und ein Aufruf an uns alle, niemals zu vergessen.
Wir erinnern uns heute nicht nur an das Vergangene, sondern wir blicken auch auf die Gegenwart – auf eine Welt, in der Kriege wieder alltäglich sind.
Wir sehen Bilder aus der Ukraine, aus Nahost und anderen Teilen der Welt, die uns zutiefst erschüttern.
Auch heute verlieren unschuldige Menschen ihr Leben, weil Gewalt über den Dialog gestellt wird, weil Hass über Mitgefühl siegt.
Deshalb ist unser Gedenken hier im Südpark mehr als ein Blick zurück.
Es ist eine Verpflichtung für Gegenwart und Zukunft.
Wir müssen uns immer wieder bewusstmachen, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist.
Er erfordert unser aller Einsatz – für Dialog statt Konfrontation, für Menschlichkeit statt Hass, für Verständigung statt Gewalt.
Wir tragen als Gesellschaft die Verantwortung, aus der Vergangenheit zu lernen und aktiv für eine Welt einzutreten, in der Kriege keine Lösung sind.
Das sind wir den Opfern von damals schuldig.
Und es ist unser Auftrag für die kommenden Generationen.
Lassen Sie uns heute nicht nur trauern und gedenken, sondern auch ein Zeichen setzen:
Ein Zeichen für den Frieden, für Mitmenschlichkeit und für eine Zukunft ohne Krieg.
Ich danke Ihnen.