23. Januar 2025 | Rede zum Neujahrsempfang

Zum neuen Jahr spricht Oberbürgermeister Andreas Horn über die transparente Gemeinschaftlichkeit und das Miteinander im Gestern, Heute und Morgen und gibt einen Ausblick der Vorhaben und Highlights in 2025.

Mann steht am Pult und spricht
Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Skript der Rede

Meine sehr geehrten Gäste,

auch von mir Ihnen allen ein herzliches Willkommen im Festsaal des Erfurter Rathauses.

Das neue Jahr ist zwar schon 23 Tage alt – dennoch möchte ich Ihnen für die verbleibenden 342 Tage des Jahres 2025 alles erdenklich Gute wünschen.

Dazu Gesundheit, Kraft, Erfolg und ganz viel Freude bei allem, was Sie tun.

Möge es für uns alle ein tolles Jahr werden, in dem wir gemeinsam viele positive und vorausschauende Impulse setzen für die Zukunft unserer Stadt.

Und möge es ein Jahr werden, in dem wieder mehr Menschen auf unserer Erde in Frieden leben können.

Heute, meine sehr geehrten Damen und Herren, heiße ich Sie alle nicht nur im Erfurter Rathaus willkommen, sondern begrüße Sie zugleich auch sehr herzlich zu meinem ersten Neujahrsempfang als Oberbürgermeister.

Kaum zu glauben, aber nach 207 Tagen im Amt gibt es für mich also immer noch Premieren …

Und ja: Es ist ein anderes Gefühl, hier vor Ihnen und nicht in Ihren Reihen zu stehen.

Gestatten Sie mir daher einen Blick zurück auf 2024.

Das vergangene Jahr war für mich ein ganz besonderes.

Die Wahl zum Oberbürgermeister meiner Heimatstadt war und ist ein Vertrauensbeweis, der mich mit Dankbarkeit, Freude und Stolz erfüllt.

Als gebürtiger Erfurter stelle ich mich gern und aus Überzeugung der Verantwortung, meine Heimatstadt in den kommenden Jahren zu gestalten und weiter voranzubringen.

Immer mit dem Ziel, das Beste für unsere Stadt, ihre Bewohnerinnen und Bewohner zu erreichen – sehr gern mit Ihnen allen gemeinsam.

Denn diese Aufgabe kann nur als Gemeinschaftswerk verfolgt und umgesetzt werden.

Und genau davon lebt unsere Stadt – von der Gemeinschaft aller, die sich für unsere Gesellschaft engagieren.

Ihnen allen danke ich von Herzen für ihr Engagement und Ihre Verbundenheit zu unserer Stadt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

2024 war ein Jahr der Neuausrichtung.

Nicht nur die Wahl zum Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Erfurt hat einen Neustart gebracht.

Die Ergebnisse der Kommunalwahlen waren mit einer Neuzusammensetzung unseres Stadtrates verbunden.

Unsere Ortsteile haben bewährte wie neue Ortsteilbürgermeister und Ortsteilräte.

Die Landtagswahlen ergaben neue Mehrheiten im Parlament, bei der Landesregierung gab es einen Führungswechsel.

Sowohl in unserer Stadt als auch thüringenweit mussten wir dabei zur Kenntnis nehmen, dass Wählergruppen zunehmend das Vertrauen in die bisherigen Regierungsparteien verlieren und sich von ihnen distanzieren.

Wir stehen daher gemeinsam vor der wichtigen Aufgabe, unsere demokratischen Werte zu verteidigen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und die Menschen unseres Landes für eine zukunftsorientierte Politik zu gewinnen.

In vier Wochen finden die vorgezogenen Bundestagswahlen statt.

Bundespräsident Frank-Walther Steinmeier hat im Zuge der Auflösung des 20. Deutschen Bundestages gesagt:

In schwierigen Zeiten braucht es politische Stabilität.

Und ich füge hinzu: Es braucht das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Politik.

Auch hier sind wir gemeinschaftlich gefordert, Wege zu finden, wie wir dieses Vertrauen zurückgewinnen.

Aus meiner Sicht gehören dazu Transparenz, Offenheit und der starke Wille, Probleme zu erkennen sowie realisierbare und akzeptable Lösungen zu finden.

Ich hoffe sehr, dass dies einer neuen Bundesregierung gelingen wird.

Es braucht neue Ansätze, um wirtschaftliche Stabilität und soziale Sicherheit zu gewährleisten.

Aber es ist genauso wichtig, einmal eingeschlagene Wege nicht mit jeder Wahl in Frage zu stellen.

Klimawandel, Energiewende – um nur zwei zu nennen.

WIE man hier handelt, ist die spannende Frage.

DASS man handeln muss, ist unbestritten.  

Meine sehr geehrten Gäste,

jetzt bin ich schon im Jahr 2025 angekommen.

Und das begann hier im Hause wieder mit Wahlen.

Gestern hat der Stadtrat drei neue Beigeordnete gewählt.

Ich bin froh und dankbar, dass damit mein Führungsteam nicht nur wieder komplett, sondern zugleich auch fachlich kompetent und zukunftsweisend aufgestellt ist.

An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich Danke sagen.

Danke an alle Beigeordneten, an alle Amtsleiterinnen und Amtsleiter sowie an alle Mitarbeitenden der Stadtverwaltung.

Sie haben mich vom ersten Tag an im neuen Amt unterstützt, und mir so den Start erleichtert.

Diese Loyalität weiß ich sehr zu schätzen.

Nur so konnten wir frühzeitig erste gemeinsame Erfolge verbuchen.

Das Fundament ist gelegt, jetzt bauen wir zusammen weiter – wenn auch mit leicht verändertem Team.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Ihnen die neuen Beigeordneten vorzustellen, die sich gestern bei den Wahlen im Stadtrat durchsetzen konnten.

Für den Bereich Sicherheit begrüße ich sehr herzlich Heike Langguth.

Sie kennen sie gewiss als bisherige Leiterin der Landespolizeiinspektion Erfurt.

Frau Langguth wird auch das Amt der Bürgermeisterin innehaben und damit meine 1. Stellvertreterin sein.

Ich danke zugleich Ricarda Schreeg, die seit meiner Wahl zum Oberbürgermeister mein ehemaliges Dezernat kommissarisch geleitet hat – Danke Dir, liebe Ricarda.

Das Dezernat Soziales wird weiterhin Anke Hofmann-Domke leiten.

In den zurückliegenden Jahren bekleidete sie auch das Amt der Bürgermeisterin.

Anke Hofmann-Domke kann heute leider nicht bei uns sein – ich danke ihr für die Verantwortung, die sie als Bürgermeisterin übernommen und ausgefüllt hat und werde ihr meinen Dank dafür auch noch einmal persönlich überbringen.

Das Dezernat Stadtentwicklung wird künftig Lars Bredemeier verantworten.

Mit ihm kommt ein erfahrener Baustadtrat aus Elmshorn zu uns nach Thüringen – herzlich willkommen im „Team Stadt Erfurt“.

An dieser Stelle möchte ich mich gern noch einmal bei Dr. Tobias Knoblich bedanken.

Wie Sie wissen, wurde er im Dezember zum Staatssekretär in das Ministerium für Digitales und Infrastruktur berufen. 

Lieber Tobias, ich danke Dir für Dein Engagement für die Landeshauptstadt in den zurückliegenden 14 Jahren und ich wünsche Dir alles Gute in Deiner neuer Position.

Es kann nicht schaden, in diesem so wichtigen und richtungsweisenden Ministerium einen Vertrauten zu wissen, der die Problemlagen der Kommunen aus eigener Erfahrung kennt.

Generell schauen wir erwartungsvoll in Richtung neue Landesregierung …

Ich werde zum Beispiel in den Bemühungen um eine auskömmliche Finanzierung der kreisfreien Städte insgesamt, insbesondere natürlich der Landeshauptstadt, nicht nachlassen.

Denn all die Aufgaben, die wir als Stadt für ganz Thüringen erfüllen, müssen (endlich) entsprechend gewürdigt werden.

Egal ob Egapark, Zoopark, Theater, unsere Museen oder Schwimmhallen, um nur einiges zu nennen – sie alle werden auch von Gästen aus dem Umland besucht.

Das muss sich bei Finanzmitteln niederschlagen und eine Landesregierung muss Interesse daran haben, dass ihre Landeshauptstadt auch floriert.

Am Ende muss das Konstrukt zur Finanzierung nicht zwingend Hauptstadtvertrag heißen.

Entscheidend ist, dass Gelder für die Projekte, Einrichtungen und die Infrastruktur fließen, bei denen Erfurt eine Umlandfunktion ausübt.

Um diesem Thema jetzt wieder ein bisschen mehr Schwung zu verleihen, habe ich einen konkreten Vorschlag erarbeitet.

Statt nur einen Hauptstadtvertrag zu fordern, habe ich einen konkreten Vorschlag zur Umsetzung zu Papier gebracht.

Er befindet sich bereits auf dem Postweg in Richtung Staatskanzlei.

Darin strebe ich eine Ergänzung des Finanzausgleichsgesetzes an – konkret einen neuen § 22 h als Sonderlastenausgleich für die Funktion der Landeshauptstadt.

Ab 2026 könnten so die Mehrbelastungen der Stadt Erfurt, die aus der landesweiten Bedeutung und Strahlkraft zahlreicher Einrichtungen und Attraktionen entstehen, oder auch wichtige Maßnahmen der Infrastruktur, ausgeglichen werden.

Zudem bin ich durchaus hoffnungsvoll, dass in die schwierige Frage der Kommunalfinanzen Bewegung kommen wird.

Denn beim Lesen des Regierungsvertrages ist mir durchaus aufgefallen, dass die kommunale Familie insgesamt, aber auch die Landeshauptstadt Erfurt, mehrfach darin vorkommen:

So unter anderem mit der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaft im Jahr 2027 und dem Unesco-Welterbe.

Wenn ich einmal bei unserem Unesco-Welterbe bin:

Ein Titel, der Wertschätzung bedeutet, aber auch auf internationales Interesse stößt und Touristen anlockt.

Wir müssen das Welterbezentrum weiter voranbringen.

Das Informations- und Bildungszentrum gewinnt umso mehr an Bedeutung, da die Welterbestätten Alte Synagoe, Mikwe und Steinerner Haus bereits jetzt an ihre Kapazitätsgrenzen gelangen.

Der Rathausparkplatz im Zentrum des jüdischen Quartiers der zweiten jüdischen Gemeinde nach 1354 ist nach dem Beschluss des Stadtrates bevorzugter Standort.

Er ließe zugleich weitere archäologische Untersuchungen der Überreste der Synagoge des späten 14. Jahrhunderts und die Einbindung in ein museales Gesamtkonzept zu.

Somit könnten wir die Darstellung der jüdischen Geschichte in Erfurt um eine Facette bereichern.

Einer städtebaulichen Aufwertung stehen – so offen müssen wir sein – die Finanzierung des Welterbezentrums und die Parkplatz-Problematik gegenüber.

Bis das Welterbezentrum steht, werden einige Jahre ins Land gehen.

Mit der ICE-City, dem Modellvorhaben Erfurt-Südost, der notwendigen Sanierung unserer Straßen, Brücken und Schulen, dem Glasfaserausbau, der Stadtbahnlinie 9, der kommunalen Wärmeplanung oder auch der Tiefengeothermie stehen zahlreiche Großprojekte vor uns –

Mammutaufgaben, auf die wir unsere Verwaltung und Partner ausrichten und entsprechend stärken müssen.

Denn sie betreffen nicht nur dieses oder das kommende Jahr – sondern sie strahlen weit in die Zukunft.

Sie werden unsere Stadt prägen und zukunftssicher machen.

Auf dem Weg dahin sind all diese Projekte vor allem eines:
Sie sind Baustellen.

Und wie jede Baustelle werden sie nicht nur freudig begrüßt, sondern oft genug ob der Einschränkungen, die sie mit sich bringen, kritisch betrachtet, bisweilen auch mit Argwohn betrachtet.

Das ist verständlich, doch wenn wir Erfurt so ausrichten und umbauen wollen, dass wir und die kommenden Generationen auch in den nächsten Jahrzehnten stolz auf unsere Stadt schauen können, dann ist dieser Umbau alternativlos.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

neben all den Projekten, die das Gesicht unserer Stadt verändern werden, haben wir natürlich auch unsere Konstanten.

Ich denke dabei an unser mittelalterliches Erbe, es ist Bestandteil unserer Stadtidentität.

Ein besonderes und einmaliges historisches Bauwerk feiert 2025 einen runden Geburtstag:

Die Krämerbrücke wird 700!

Sie ist die längste durchgehend mit Häusern bebaute und bewohnte Brücke Europas.

79 Meter lang, erbaut aus Kalk- und Sandsteinmauerwerk, 32 Häuser schmücken ihre Ränder.

Die Brücke entstand neben einer Furt durch die Gera und war Teil der Via Regia, jenes Handelswegs, dem unsere Stadt ihren Reichtum verdankt.

Sie steht für die Verbindung von Austausch, Leben und Begegnung – was noch heute dank der originellen Baukultur funktioniert.

Und aktuell wichtiger denn je erscheint …

Erst aus Holz errichtet, wüteten immer wieder Feuer und schließlich erwarb der Rat der Stadt – der schon damals kluge Entscheidungen traf – alle Brückenrechte, um einen steinernen Neubau errichten zu können.

700 Jahre Krämerbrücke – dieses Jubiläum wird uns durch das Jahr begleiten.

Wenn Sie später den Festsaal verlassen, wird Ihnen ein kleines Präsent überreicht: Dieser Pin mit der Krämerbrücke (à die Karte mit dem Pin hochhalten)

Er soll Sie in Erinnerung an das Jubiläum durch das Jahr begleiten.

Das Besondere an diesem Pin: Er ist eine Sonderanfertigung in limitierter Stückzahl, Sie werden ihn nirgendwo kaufen können …

Freuen wir uns also gemeinsam auf die Feierlichkeiten zu Ehren unseres prächtigen Wahrzeichens in mitten unserer Altstadt.

Apropos Altstadt.

Ich wurde kurz vor dem Jahreswechsel in einem Interview gefragt, unter welcher Marke ich Erfurt gern weiter bewerben möchte: Blumenstadt? Altstadt? Jüdisches Erbe?  

Meine Antwort lautete:

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten!

Wir sind eben nicht nur Blumenstadt oder Universitätsstadt oder Lutherstadt oder Unesco-Welterbestadt oder Domstadt oder Stadt der Kindermedien.

Ich habe auch immer betont, dass ich das Profil Erfurts als Sportstadt wieder stärken möchte.

Charakteristisch für Erfurt ist also die Vielfalt, man kann Erfurt nicht auf nur eine Marke reduzieren – Erfurt IST die Marke!

Und von dieser facettenreichen Stadt bin ich Oberbürgermeister.

Ich freue mich darauf, mit Ihnen an dieser – unserer – tollen Stadt weiterzubauen.

Dazu liegt vor uns ein Jahr voller Möglichkeiten und Herausforderungen, für die ich Sie einlade, mit uns gemeinsam mit neuen Impulsen Lösungen zu finden.

Ich lade Sie ein zum gemeinsamen Gedankenaustausch, freue mich auf Ihre wertvollen Ideen, Ihre konstruktive Kritik und Ihre gewinnbringenden Erfahrungen.

Uns allen wünsche ich für das neue Jahr Zuversicht, Gesundheit und Erfolg.

Lassen Sie uns jetzt den Nachmittag nutzen, um miteinander ins Gespräch zu kommen und auf das neue Jahr anzustoßen.

Auf ein gesundes, erfolgreichen und friedvolles Jahr 2025 – zum Wohl!