Straßenpflaster und Sonne helfen am Gothaer Platz beim Luftschadstoffabbau - Pilotprojekt in Thüringen

13.02.2008 00:00

Ende 2006 stellte die Firma F.C. Nüdling-Betonelemente aus Fulda im Umwelt- und Naturschutzamt ihre in Wandersleben (Kreis Gotha) hergestellten Airclean-Pflastersteine vor. Die Firma suchte eine große Fläche zur Einführung des Pflasters in den deutschen Markt, wobei die Reduzierungswirkung unter den hiesigen Belichtungs-Verhältnissen ebenso wie die Langzeitaktivität untersucht werden soll. Als Großbaustelle war in Erfurt zu diesem Zeitpunkt die Neugestaltung des Gothaer Platzes geplant. Die Planungsunterlagen waren schon fast fertig gestellt, konnten aber in Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt noch kurzfristig geändert werden. Die Entscheidung zur Umplanung wurde erleichtert durch die Übernahme der Mehrkosten von ca. sechs Euro pro Quadratmeter durch die Firma Nüdling.

Mitte Januar dieses Jahres ist nun damit begonnen worden, am Gothaer Platz die Airclean-Pflastersteine als Pilotprojekt in Thüringen zu verlegen, die die Stickoxidbelastung spürbar reduzieren sollen. Bis zum voraussichtlichen Bauende im Dezember dieses Jahres sind dann 1 500 Quadratmeter Pflaster im Bereich der Gehwege am neugestalteten Kreuz der B7 und B4 verbaut. Den tatsächlichen Effekt lässt die Firma Nüdling durch das renommierte Fraunhofer-Institut ermitteln. Die Werte ab 2009 werden mit Messergebnissen kurz vor Baubeginn verglichen.
Was ist nun das Besondere an diesem Pflaster? In dieses zweischichtige Pflaster, das sich nur für Gehwege und Plätze eignet, ist Titandioxid in der Vorsatzschicht eingebunden. Unter Einwirkung von Sonnenstrahlung wirkt es als Photokatalysator und beschleunigt die Oxidation und damit den Abbau von Stickoxiden.
Stickoxide entstehen in den Städten durch Industrie und Verkehr. Sie sind nicht wasserlöslich und können dadurch auch durch Niederschläge nicht aus der Luft ausgewaschen werden. Da Stickoxide auch wesentlich an der Bildung des bodennahen Ozons beteiligt sind, kann durch dieses Pflaster vor Ort auch die Ozonbelastung im Sommer gesenkt werden. Durch die Photokatalyse entsteht wasserlösliches Nitrat, das vom Niederschlagswasser aufgenommen und verdünnt wird. Beim Gothaer Platz wird es über die Kanalisation dem Klärwerk und zu einem geringen Anteil dem Bergstrom zugeleitet. Der Katalysator verbraucht sich dabei nicht. Die Wirkung des Airclean-Pflasters bleibt daher erhalten. Die photokatalytische Reaktion bewirkt auch eine Oberflächen-Selbstreinigung, was für die Reaktivität das Katalysators wichtig ist, da bei Verschmutzungen die Reaktion reduziert wird.
Dieses Verfahren wird seit den 90-er Jahren schon in Japan angewandt und wurde in einem von der EU geförderten Projekt messtechnisch in Italien untersucht. Dort wurde nachgewiesen, dass entsprechend der Sonnenintensität eine Stickoxid-Reduzierung von durchschnittlich etwa 45 Prozent erzielt wurde.
Die Stadt Erfurt hofft, trotz der in Deutschland geringeren Sonnenintensität mit Airclean eine signifikante Minderung der Schadstoffe lokal zu erreichen. Dann könnte dieses Pflaster auch an anderen Standorten genutzt werden, um die gesamtstädtische Stickoxidbelastung zu reduzieren, was angesichts der 2010 geltenden strengen Grenzwerte geboten ist.