Ein virtueller Friedhof
Im Mittelalter forderte der jüdische Ritus, dass die Toten außerhalb des Wohnviertels bestattet wurden. 500 Meter vom jüdischen Viertel entfernt befand sich der Friedhof, der nach dessen Zerstörung mit einem heute noch stehenden städtischen Kornspeicher bebaut wurde.
Die Tatsache, dass vielerorts in der Stadt Reste sowie vollständig erhaltene Grabsteine dieses Friedhofs gefunden wurden, so hatte man sie beim Kornspeicher oder beim Ausbau der Stadtbefestigung als Baumaterial genutzt, hat den Guten Ort wieder stärker in das Bewusstsein gebracht. Durch die Entfestigung im 19. Jahrhundert konnten einige dieser mittelalterlichen Grabsteine wieder freigelegt werden.
Die Leiterin der Alten Synagoge Erfurt, Ines Beese, hatte die Idee dieser Art der Präsentation schon länger. Die Katalogisierung der Steine und die Übersetzung der Inschriften haben die Verwirklichung jetzt ermöglicht. Der Ort am damaligen Moritztor erscheint auf einem Stadtplan von 1675. Der interaktive Plan zeigt nicht nur den mittelalterlichen Friedhof und wichtige städtische Orientierungspunkte, wie den Dom und die Krämerbrücke. Hier sind auch weitere Orte erfasst, die sich mit jüdischen Begräbnis- und Trauerriten verbinden lassen.
Exemplarisch für die 120 bekannten, durch einen Katalog erfassten mittelalterlichen Grabsteine in Erfurt, von denen 30 erhalten sind, werden nunmehr fünf der Steine aus dem 12. und 13. Jahrhundert abgebildet. Mit kurzen Hintergrundinformationen können die Nutzer Aspekte der jüdischen Bestattungskultur kennen lernen.
Den Zugang zu diesen Informationen findet man auf der Homepage Jüdisches Leben Erfurt unter dem Stichwort "Mittelalterlicher jüdischer Friedhof" auf dem linken Seitenrand. Mit dem Öffnen dieser Unterseite erscheint rechts der Zugang zu dem virtuellen Friedhof.
Auf der Webseite zum jüdischen Leben in Erfurt wurde gerade eine Computeranimation zu den Bauphasen der Alten Synagoge in Betrieb genommen. Die Seite wird durch diese ansprechend umgesetzten Ergänzungen zu einem wichtigen Informationspool auch über die mittelalterliche jüdische Kultusgemeinde.