Zeigen und Verbergen: Umbau der Mikwe von Thüringer Kultusministerium gefördert

20.02.2010 10:04

Vergangenen Freitag übergab Thüringens Kultusminister Christoph Matschie einen Bewilligungsbescheid über 430.000 Euro für die Sicherung und Präsentation der mittelalterlichen Mikwe an Bürgermeisterin Tamara Thierbach.

Eine Frau und ein Mann halten ein Schriftstück in der Hand.
Foto: Bürgermeisterin Tamara Thierbach erhält von Kultusminister Christoph Matschie den Fördermittelbescheid in Höhe von 430.000 Euro. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Die mittelalterliche Mikwe steht in direktem Zusammenhang zur Alten Synagoge: Beide geben Aufschluss über das alltägliche und religiöse Leben der jüdischen Gemeinden Erfurts. Eine Mikwe ist für eine jüdische Gemeinde von essentieller Bedeutung, da in ihr die rituelle Reinigung von Menschen und Gebrauchsgegen­ständen vorgenommen wird, ohne die die (strenggläubige) Religionsausübung unmöglich ist. Durch fortdauernde wissenschaftliche Untersuchungen an der Ausgrabungsstelle konnte mittlerweile nachgewiesen werden, dass die vorhandenen Überreste der Mikwe hinter der Krämerbrücke aus dem 13. Jahrhundert auf einem Vorgängerbau aus romanischer Zeit fußen, wahrscheinlich sogar Teile desselben im Neubau wieder verwendet wurden.

Um die ausgegrabenen Überreste der mittelalterlichen Mikwe vor der Witterung zu schützen, begann die Stadt 2008 mit der Planung einer baulichen Hülle. Zur Ideen­findung veranstaltete sie einen Workshop mit fünf Architekturbüros. Als zentrale Aufgabe der Umbauung war neben dem Schutz der Mauerreste die Möglichkeit der Zugänglichkeit für Besucher definiert. Eine besondere Herausforderung war dabei der Spagat zwischen "Zeigen" und "Verbergen", denn die Mikwe soll einerseits angemessen in einem musealen Kontext gezeigt werden, andererseits aber ihrer ursprünglichen Funktion als intimer ritueller Raum Rechnung tragen. Zudem sollte die Einhausung deutlich als Neubau von der Mikwe zu unterscheiden sein und historische Reminiszenzen vermieden werden. 

Aus dem o. g. Workshop ging ein eingeschränkter Wettbewerb um Planung und Ausführung der Umbauung hervor, den das Architek­turbüro gildehaus.reich aus Weimar im September 2009 gewann. Seither befindet sich das Konzept, das auch die Neugestaltung des Umfelds, der Grünfläche unmittelbar nördlich der Krämerbrücke einschließt, in der Abstimmung mit den städtischen Gremien wie Gestaltungsbeirat und Bauausschuss. Der nun zu realisierende Bau wird sich in die Freifläche einfügen, ohne hinter der Krämerbrücke ein allein stehendes aufragendes Gebäude zu erzeugen. Abgesehen von notwendigen Stützkonstruktionen an der baulichen Substanz erfolgt keine bauliche Rekonstruktion der Mikwe. Das Vorhaben soll bis Ende 2010 realisiert werden.