Winterdienstleistungen für die Landeshauptstadt Erfurt werden optimiert: Busse und Bahnen haben Vorrang

03.11.2011 18:42

Gestern fand eine gemeinsame Pressekonferenz der Stadtverwaltung und der Stadtwerke gemeinsam mit der Stadtwirtschaft und der EVAG zum Winterdienst statt, in der der vergangenen Winter ausgewertet wurde und Neuerungen für den anstehenden Winter vorgestellt wurden.

Wie die vergangenen Winter gezeigt haben, bleibt auch Erfurt nicht von starken Schneefällen verschont. Folge der Schneemassen waren Probleme auf den Straßen und im Öffentlichen Personennahverkehr. "Bereits Anfang des Jahres haben sich alle Beteiligten an einen Tisch gesetzt. Zukünftig wollen wir aus einer Hand agieren und uns besser untereinander abstimmen. Das ist unser vordergründiges Ziel", betonte Peter Zaiß, Geschäftsführer der Stadtwerke Erfurt Gruppe.

Winterdienst_Auftakt-Pressekonferenz
Arbeiten Hand in Hand und wenn es sein muss auch mit schwerem Gerät: Gerhard Glanz, Amtsleiter des
Tiefbau- und Verkehrsamtes, Myriam Berg, Vorstand der EVAG, Oberbürgermeister Andreas Bausewein,
SWE-Geschäftsführer Peter Zaiß und Stadtwirtschafts-Geschäftsführer Andreas Jahn.    

In mühsamer Kleinarbeit wurden Abläufe und Informationsketten deshalb auf den Prüfstand gestellt und optimiert. Daraus erfolgte eine Überarbeitung der Winterdienstsystematik für die Folgejahre. In Notfallsituationen (Winterdienststufe 3) agiert die Arbeitsgruppe Winterdienst der Stadtverwaltung unter Leitung von Gerhard Glanz, Amtsleiter Tiefbau- und Verkehrsamt der Stadt, gemeinsam mit dem SWE Krisen- und Notfallmanagement. Bereits ab Winterdienststufe 2 werden die Zentralen Krisen- und Notfallmanager der Stadtwerke vom Operationsstab der EVAG, dem Nahverkehrsunternehmen der Stadtwerke, informiert. Inwieweit Handlungsbedarf besteht, wird situativ zwischen EVAG und Stadtwirtschaft abgesprochen.  

Auch das Dringlichkeitsnetz der Straßen der Landeshauptstadt wurde mit wesentlich stärkerer Berücksichtigung des ÖPNV erweitert. So wurde das D I Netz mit der höchsten Priorität auf 191,1 km (+ 5 Prozent), das D II Netz auf 157,4 km (+ 20 Prozent) und das D III Netz auf 36,2 Prozent (+ 44 Prozent) vergrößert. Das Nebennetz wurde ebenfalls neu definiert.

Um die zusätzlichen Leistungen abzusichern, wurden seitens der Stadtverwaltung 700.000 Euro mehr zur Verfügung gestellt. Die Straßen und deren Einstufung werden demnächst im Internet unter www.erfurt.de Stichwort Straßenreinigungs­satzung sowie im Amtsblatt veröffentlicht, damit sich jeder Bürger informieren kann, wann welche Straße geräumt wird, erklärte Oberbürgermeister Andreas Bausewein im Rahmen der Pressekonferenz. Gleichzeitig bat Bausewein alle Bürger darum, sich auf winterliche Bedingungen einzustellen und sich über die bestehenden Pflichten zu informieren: "Sichere Straßen und Wege können nur gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern erreicht werden. So haben beispielsweise Grundstückseigentümer als Anlieger entlang ihrer Grundstücksfront die Gehwege zu räumen." Dazu zählt auch die Räumung der Haltestellen gemäß der Reinigungssatzung der Stadt Erfurt.  

Informationen zur aktuellen Straßenlage werden, sowie der erste Einsatz ansteht, über den Winterdienstticker auf der Internetseite der Stadtwerke regelmäßig veröffentlicht und aktualisiert. Bürger, die über die Internetseite der Stadtverwaltung Informationen abfragen wollen, werden ab 15. November per Link auf die Seite der Stadtwerke weitergeleitet.  

"Um den Öffentlichen Personennahverkehr abzusichern, haben Busse und Bahnen Vorrang. Im Zuge dessen erhalten bestimmte ÖPNV-Trassen ab diesem Winter eine höhere Priorisierung im Winterdienst-Auftrag der Stadt. Natürlich haben auch wir unser Winterdienstdokument überarbeitet und setzen auf eine Verbesserung der Kommunikation nach außen. Fahrgäste werden zusätzlich zu den Informationen im Internet über den Haltestellenfunk zeitnah informiert, sollte es Verzögerungen im ÖPNV geben", erklärte Myriam Berg, Vorstand der EVAG.  

Zweimal täglich stimmen sich die Mitarbeiter der Winterdienstzentrale der Stadtwirtschaft und der Verkehrsleitstelle, ab Winterdienststufe 2 der OP-Stab der EVAG, miteinander ab, um anhand der aktuellen Wettervorhersage die notwendigen Maßnahmen und gegebenenfalls Bereitschaftsdienste für die Nacht zu planen und umzusetzen. Dazu gehören auch Nachtschichten bei anhaltenden Niederschlägen oder wenn die EVAG Unterstützung braucht.  

Außerdem wird ein koordinierter Einsatz von Räumfahrzeugen der Stadtwirtschaft und Schneepflügen der EVAG erfolgen. Schnellchecklisten für jede einzelne Winterdienststufe sind erarbeitet. Mitglieder der EVAG-Bereitschaftsgruppen wurden territorial gebündelt, um für einen effektiven Einsatz vor Ort zu sorgen. Die Routenpläne für die Straßenbahnschneepflüge wurden optimiert. Acht zusätzliche Drittfirmen stehen bei der EVAG in Bereitschaft, die bei starkem Schneefall aktiv werden.  

Zusätzlich wurden fünf Firmen für die Winterdienstleistungen an Haltestellen und im Gleisbereich verpflichtet. Ein neuer Schneepflug mit besonderer Räumbreite wurde angeschafft. Schneefräsen zur Beseitigung von Verwehungen werden sowohl bei der EVAG als auch bei der SWE Stadtwirtschaft GmbH eingesetzt, die die Winterdienstleistungen für die Landeshauptstadt Erfurt koordiniert. Mitarbeiter des Tiefbau- und Verkehrsamtes stimmen sich werktags um 6.30 Uhr mit der Winterdienstzentrale ab. Vorkommnisse der Nacht werden besprochen, Bürgeranfragen weitergeleitet, notwendige Maßnahmen abgestimmt.  

"Da es in den vergangenen Wintern zu Engpässen in der Streusalzversorgung kam, haben wir zu Sommerpreisen 5.000 Tonnen Streusalz angeschafft und dafür eine neue Lagerhalle angemietet. Im Vorjahr waren es 1.800 Tonnen. Auch die Zahl der Winterdienstfahrzeuge wurde um weitere vier aufgestockt, so dass kürzere Umlaufzeiten möglich werden. Ein hochmoderner Traktor mit Schneefräse ergänzt den winterlichen Fuhrpark", zählte Andreas Jahn, Geschäftsführer der SWE Stadtwirtschaft GmbH, auf und bittet gleichzeitig um die Unterstützung von Anwohnern und Vermietern.  

"Die Hauptfeinde der Müllabfuhr waren im vergangenen Winter Schnee, Glätte, zugeschüttete Stellplätze und ungünstig parkende Autos. Das Befahren von Nebenstraßen und steilen Straßen mit großen Entsorgungsfahrzeugen war dadurch kaum möglich. Die Entsorgungstouren dauerten doppelt so lange. Zwar haben wir schnellstmöglich Sonderschichten organisiert. Dennoch sind wir auf Unterstützung angewiesen. Es würde uns helfen, wenn Übernahmeplätze und Transportwege durch Anwohner und Vermieter oder Wohnungsbaugesellschaften in der erforderlichen Arbeitsbreite frei gehalten werden", betonte Andreas Jahn. Dazu gehört auch, dass Schlösser und Schließsysteme von Container-Einhausungen in den Wintermonaten frostfrei und funktionstüchtig gehalten werden.