Erfurter Wanderausstellung „Un-er-setz-bar. Begegnung mit Überlebenden“ wurde im Bildungszentrum der Thüringer Steuerverwaltung in Gotha eröffnet

11.02.2014 17:10

Am 27. Januar jährte sich der Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zum 69. Mal. Aus diesem Anlass wurde jetzt auf Initiative des Thüringer Innenministeriums die Ausstellung „Un-er-setz-bar. Begegnung mit Überlebenden“ in das Bildungszentrum der Thüringer Steuerverwaltung nach Gotha geholt und feierlich vom stellvertretenden Rektor der Thüringer Verwaltungsfachhochschule, Dr. Robert Klüsener, eröffnet. In Vertretung des Staatssekretärs des Inneren hielt Dr. Peter Wickler, Zentralabteilungsleiter im Innenministerium, eine Festansprache.

Ein Blick von oben in einen Ausstellungsbereich. Zahlreiche Besucher stehen zwischen den Ausstellungstafeln.
Foto: Eröffnung der Wanderausstellung „Un-er-setz-bar. Begegnung mit Überlebenden“ am 27. Januar 2014 im Bildungszentrum der Thüringer Steuerverwaltung in Gotha Foto: © Bildungszentrum der Thüringer Steuerverwaltung Gotha

Beide Redner setzten sich intensiv mit der Frage der Verantwortung von Staatsbediensteten für die Verbrechen im Nationalsozialismus und den Konsequenzen für die Ausbildung an der Verwaltungsfachhochschule heute auseinander. An der Verwaltungsfachhochschule wird für den mittleren und gehobenen Staatsdienst in den Bereichen allgemeine Verwaltung, Steuern, Finanzen, Justiz- und Polizeivollzug ausgebildet.

Dr. Annegret Schüle, Kuratorin des Erinnerungsortes Topf und Söhne, führte als Ausstellungsmacherin in das Thema ein und stellte die fünf Porträtierten kurz vor.  Diese wurden als Juden, Sinti und Sozialisten im Nationalsozialisten verfolgt und gehören zu den wenigen Überlebenden des nationalsozialistischen Terrors bis heute.  Das Zeugnis dieser letzten Überlebenden aufzuzeichnen, war das besondere Anliegen der Ausstellungsmacherinnen. Zu der Gruppe der jüdischen Verfolgten zählt Reinhardt Schramm, der 1945 als Kleinkind zusammen mit seiner jüdischen Mutter in einem Versteck der nationalsozialistischen Verfolgung entging. Er ist heute Vorsitzender der jüdischen Landesgemeinde Thüringens und hielt anlässlich der Eröffnung ebenfalls ein persönliches Grußwort.

An dem Festakt nahmen etwa 250 Besucher teil, darunter Vertreter der Thüringer Ministerien und der Justiz, der Leiter der Thüringer Landesfinanzdirektion sowie Dozenten und zahlreiche Studierende der Verwaltungsfachhochschule. Der Einladung zu einer Führung durch die Ausstellung kamen im Anschluss an den Festakt die Verantwortungsträger und eine große Gruppe Studierender nach. Sie folgten mit hoher Konzentration und großem Interesse den einführenden Worten von Annegret Schüle, dem Ausschnitt aus einem der Filminterviews mit der ungarischen Jüdin Éva Pusztai und der persönlichen Schilderung von Reinhard Schramm. In der geräumigen Eingangshalle des Bildungszentrums kann die Ausstellung eine besondere Wirkung entfalten. Viele Studierende gehen täglich ein und aus auf dem Weg zu ihren Lehrveranstaltungen.  Die Ausstellung lädt hier förmlich zur Auseinandersetzung mit den persönlichen Schicksalen ein.

Wichtig ist dem Bildungszentrum, dass auch Bürger aus Gotha die Präsentation besuchen können. Insbesondere Schüler sind willkommen. Das Angebot, mit pädagogischen Materialien in der Ausstellung zu arbeiten, wird von der gewerblich-technischen Berufsschule in Gotha bereits rege genutzt.

Das Bildungszentrum Gotha ist nach der Gedenkstätte Buchenwald die fünfte Station der Ausstellung. Auftakt für die Wanderung war das Bildungszentrum der Thüringer Polizei in Meiningen. Sowohl in Gotha wie in Meiningen bildet das Land Führungskräfte für Polizei und Verwaltung aus. Die Ausstellung ist bis Ende März jeweils von Montag bis Donnerstag 9 -15 Uhr geöffnet.