Unterwegs für Erfurt

05.10.2017 15:02

Es waren zwei weit auseinanderliegende Reiseziele, die die beiden Delegationen der Stadtverwaltung Erfurt in der vergangenen Woche besuchten: Während Oberbürgermeister Andreas Bausewein mit einer Delegation vier Tage in der Partnerstadt Shawnee (Kansas, USA) verbrachte, flogen Steffen Linnert, Leiter Dezernat 3 (Bürgerservice, Sicherheit und Wirtschaft), Kathrin Hoyer, Leiterin Dezernat 6 (Umwelt, Kultur und Sport) und Kulturdirektor Dr. Tobias Knoblich nach Xuzhou in China.

Mit in der Maschine des OB saßen Alexander Hilge, Leiter des Dezernates 4 (Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften) und der Leiter des Bürgeramtes, Peter Neuhäuser, als Repräsentant des Dezernates 3 (Bürgerservice, Sicherheit und Wirtschaft). Andreas Bausewein: „Mit Shawnee verbindet uns seit 1993 eine intensive Partnerschaft, es kommt zu regelmäßigen Treffen auf beiden Seiten des Atlantiks. Und das ist es ja auch, was für eine Städtepartnerschaft so wichtig ist – dass sie gelebt wird! Es haben sich mittlerweile viele Freundschaften diesseits und jenseits des Atlantiks gebildet, das gegenseitige Verständnis wächst mit jedem Besuch. Vor allem die Feuerwehren beider Städte pflegen eine gelebte Partnerstadt mit gemeinsamen Übungen, wir können viel voneinander lernen.“

So waren die Erfurter bei einer Katastrophenübung der Amerikaner live dabei: „Sie übten den Notfall nach einem Tornado“, sagt Andreas Bausewein. „Es war interessant zu sehen, wie unsere Partner auf Katastrophen reagieren, wie die internen Abläufe sind.“

Ein weiteres, diese Reise auch dominierendes Thema war neben der Partnerschaftspflege und dem Gedankenaustausch in Sachen Sicherheit die Bildung: „Unser Bildungssystem ist bei den Amerikanern hoch angesehen. Gerade das Erfurter Bildungszentrum und die Staatliche Berufsbildende Schule Ernst Benary sind eine hervorragende Werbung für die Landeshauptstadt und das Interesse in unseren Partnerstädten an dieser Art der Bildung partizipieren zu können, ist groß.“ Und so sollen schon bald Lehrkräfte hüben wie drüben von den Erfahrungen der Anderen lernen können.

Aber auch der Studentenaustausch soll intensiviert werden. „Als wir unsere Gedanken dazu im College vorstellten, war dort die Begeisterung groß.“ Der Zeitpunkt der Reise war übrigens von der Partnerstadt vorgeschlagen worden – die Erfurter Delegation sollte das dortige Oktoberfest eröffnen.

Vier Tage dauerte der Besuch einer anderen Partnerstadt Erfurts, Xuzhou im Norden der ostchinesischen Provinz Jiangsu. „Eigentlicher Anlass der Reise war ein Kultur- und Wirtschaftskongress“, sagt der Beigeordnete Steffen Linnert. „Der wurde dann aber so kurzfristig abgesagt, dass wir die Reise nicht mehr rückgängig machen konnten. Im Nachhinein war das auch gut so: Seit 2005 pflegen wir die Partnerschaft mit Xuzhou, erst Anfang des Jahres war eine chinesische Delegation zu Gast in Erfurt.  Unsere Gastgeber waren hocherfreut, dass wir zu einem Gegenbesuch gekommen sind, und wenn man erst einmal dort ist und die Größe des Landes sieht, die Wertschätzung der Chinesen für unsere Kultur und unsere Wirtschaft spürt, dann macht so ein Besuch auch Sinn. Von dieser Beziehung können wir nur profitieren.“

Linnert: „Gerade im Bereich Wirtschaft können wir uns beidseitig eine Stärkung der Kooperation vorstellen. Wir haben uns Unternehmen angesehen, die Solaranlagen produzieren, Batterien recyceln oder Teile von Windkraftanlagen herstellen. Von chinesischer Seite kam der Vorschlag, einen Wirtschaftskongress mit Partnerstädten ins Leben zu rufen. Das sollten wir unbedingt angehen.“ Jedes Unternehmen möchte seine Beziehung zu Erfurt und Thüringen ausbauen, sucht dafür Partner. Linnert: „Auch in Fragen des Umweltschutzes wollen chinesische Unternehmen sich die Erfahrungen anderer Länder ansehen, planen Kooperationen.“

Zentrales Thema in Xuzhou war wie in den USA die Bildung. Linnert: „Die Chinesen sind sehr angetan von unserem dualen Bildungssystem. Unsere Berufsschulen sind sehr angesehen, ein Austausch von Lehrkräften aber auch Schülern macht durchaus Sinn.“

Thema Nummer drei auf der Agenda: die Kultur. „Wir haben mit chinesischen Kulturschaffenden gesprochen, wollen die Künstler in Ost und West miteinander in Kontakt bringen beziehungsweise bestehende Kontakte ausbauen. So sollen chinesische Künstler bei uns auftreten, Erfurter Künstler nach China fliegen.“ Linnert weiter: „Unsere Gastprovinz besitzt einzigartige historische Schätze wie zum Beispiel eine Terrakottaarmee, die wollen wir für Ausstellungen nach Erfurt holen.“