Entscheidung zur Bundesgartenschau in Erfurt gefallen

15.05.2020 13:40

„Die Bundesgartenschau in Erfurt wird pünktlich am 23. April 2021 in Erfurt eröffnen. Der Buga-Aufsichtsrat hat dieses Vorgehen bestätigt. Damit sind die Weichen gestellt und alle Anstrengungen darauf ausgerichtet, den lange geplanten Start pünktlich zu gewährleisten“, erklärte Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Bausewein am Tag nach der entscheidenden Sitzung in einem Pressegespräch.

Die Buga startet wie geplant am 23. April 2021 in Erfurt.

der Erfurter Oberbürgermeister präsentiert im Innenraum einer Kirche eine Buga-Dauerkarte im Chipkartenformat
Foto: Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein präsentiert die Entscheidung des Buga-Aufsichtsrats – und seine Buga-Dauerkarte. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Der Buga-Aufsichtsrat traf eine Entscheidung auf der Basis von drei Szenarien, die für die Buga nach dem Shutdown durch die Corona-Pandemie im Raum standen. Deren konkrete Auswirkungen waren Mitte März im Detail noch nicht abzuschätzen. Im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung wurde bewertet, welchen Einfluss die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie auf die planmäßige Fertigstellung der Projekte haben und welche Alternativen zum Start am 23. April 2021 bestehen.

Neben dem planmäßigen Beginn und eventuell notwendigen Beschleunigungsmaßnahmen für Kernprojekte waren dies der Starttermin zwei Monate später am 23. Juni 2021 oder eine Verschiebung auf 2022.

Für die Analyse wurden neben den internen Experten auch Gesellschafter, Verbände und Experten des Gartenbaus, Planungsbüros, Kapitalgeber, die Tourismuswirtschaft, Fördermittelgeber und Vertreter der Stadtgesellschaft einbezogen.

Buga-Geschäftsführerin Kathrin Weiß konstatierte am 15. Mai 2020: „Die Vorhaben im Egapark wie das Großprojekt Danakil oder die Arbeiten an den Ausstellungsbeiträgen in Verantwortung der Buga gGmbH und des Egaparks sind planmäßig und ohne Zeitverzug von Mitte März bis heute weitergelaufen. Die beauftragten Firmen waren über den kompletten Zeitraum im geplanten Umfang tätig, schwerwiegende Lieferengpässe von benötigten Materialien traten nicht auf. Beschleunigungsmaßnahmen, um Kernprojekte bis zum 23. April 2021 fertigzustellen, sind aus gegenwärtiger Sicht nicht notwendig.“

Für die meisten Daueranlagenprojekte in Verantwortung der Landeshauptstadt kann zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls ein planmäßiger Ablauf verzeichnet werden, weitere Ausschreibungen laufen. So konnten zum Beispiel die Fundamente für den Aufzug zum oberen Plateau vorgezogen und bereits fertiggestellt werden, der Panoramaweg ist in Arbeit, das mittlere und untere Plateau werden für die Ausstellungsbeiträge vorbereitet. Nach Fertigstellung der Unterfangung kann nun auch weiter an der Baugrube für das Entree/Kommandantenhaus gearbeitet werden. Hier gibt es eine Möglichkeit, den durch die Bausubstanz entstandenen Zeitverzug durch eine neue Baulösung und Fördermittel rauszuholen. Für einen pünktlichen Start der Buga ist die barrierefreie Erschließung des Petersberges mit Panoramaweg und Aufzug ein wichtiges Thema. Dieses Vorhaben läuft planmäßig.

„Die Gartenexperten sprechen sich aufgrund des Vorbereitungsstandes der Buga im gärtnerischen Bereich klar für eine Durchführung zum geplanten Termin 2021 aus“, betonte der Vorsitzende des Landesverbandes Gartenbau Thüringen, Ulrich Haage. „Eine ganze Reihe der Ausstellergespräche für die Ausstellungsflächen ist bereits gelaufen. Viele Pflanzungen müssen mindestens ein Jahr vor der Buga erfolgen und die Gärtnereien haben mit dem Heranziehen der mehrjährigen Gewächse begonnen oder diese bereits im Bestand. Eine Verschiebung um ein Jahr würde für erhebliche, auch wirtschaftliche Probleme sorgen, da Einnahmen fehlen und der Platz für Saisonware blockiert wird“, erklärte der Gartenfachmann.

Der Ort der Pressekonferenz – die Erfurter Peterskirche inmitten des künftigen Buga-Ausstellungsgeländes auf dem Petersberg – war bewusst gewählt und gab Einblicke in eines der laufenden Buga-Vorhaben. Hier wird in besonderer Weise bewusst, wie vielschichtig die einzelnen Projekte sind. Von Umgestaltung des Umfeldes über die Teilsanierung des Gebäudes bis hin zum Erstellen einer neuern Ausstellung reichen die geplanten Vorhaben für die Peterskirche. Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten: „Wir liegen insgesamt im Zeitplan und haben das Ziel April 2021 vor Augen. Eine Verschiebung der Buga hätte ganz erhebliche Auswirkungen auf die Ausstellung. Der Kirchenraum wäre nicht nutzbar. Wir alle, das gesamte Bau- und Ausstellungsteam, arbeiten zielgerichtet auf die Buga im nächsten Jahr zu und freuen uns heute schon darauf, sowohl den Kircheninnenraum als auch die Ausstellung präsentieren zu können. Unsere engagierten Mitstreiter haben unter Hochdruck mit großem Einsatz in den vergangenen Monaten gearbeitet, wofür wir ausgesprochen dankbar sind.“

Tourismusexperte Christian Rast, IFT Freizeit- und Tourismusberatung GmbH, bewertete die unterschiedlichen Möglichkeiten der Buga-Durchführung aus Sicht der Tourismusexperten. Auch wenn mit einer Erholung des sehr stark angeschlagenen Reisemarktes international erst 2022 zu rechnen ist, sieht er vor allem national gute Perspektiven. So könnte ein regulärer Start der Buga als Motor der wirtschaftlichen Erholung der Tourismus- und Gastronomiebranche 2021 in Erfurt und Thüringen sowie für die Reiseveranstalter wirken. Auch das Hotel- und Gastgewerbe des Freistaates könnte 2021 von der Gartenschau und ihrer bundesweiten Ausstrahlung einen Aufschwung erfahren.

Hintergrund und mögliche Varianten

Start am 23. April 2021

Im Zeitraum von März 2020 bis zum April 2021 erreichen die Buga-Vorbereitungsmaßnahmen ihren Höhepunkt. Temporäre Projekte der Buga-Ausstellungsplanung werden mit einer hohen Intensität umgesetzt und die Daueranlagen in den eintrittspflichtigen Ausstellungsbereichen fertiggestellt. Aufgrund der Corona-Pandemie haben sich verschiedene Rahmenbedingungen für die Buga-Durchführung im Jahr 2021 verändert. Großveranstaltungen wie die Olympischen Sommerspiele werden auf den 23. Juli 2021 bis 8. August 2021 verlegt. Die Fußball-Europameisterschaft findet voraussichtlich vom 11. Juni 2021 bis 11. Juli 2021 statt. Beides sind sportliche Höhepunkte mit großem Zuschauerinteresse. 2021 finden durch Verschiebung aus 2020 gleichzeitig zwei Landesgartenschauen statt, die denselben Interessentenkreis ansprechen. Der Wegfall großer Reisemessen und regionaler Veranstaltungen führte zu Reichweitenverlusten in der Bewerbung der Buga.

Aus der Krise resultierende wirtschaftliche Schwierigkeiten vieler Unternehmen erschweren die Akquise von Sponsoren. Die im Buga-Haushalt geplanten Erlöse aus dem Sponsoring sind so schwierig zu realisieren.

Verkürzung Buga auf den 23. Juni bis 17. Oktober 2021

Eine Verkürzung der Buga 2021 durch zwei Monate Verschiebung im Frühjahr würde aus Expertensicht zur Minderung der Erlöse führen. Die Einnahmeausfälle durch eine mehrwöchige Verkürzung lassen sich nicht kompensieren. Aus Sicht der gärtnerischen Bereiche entstehen Zusatzkosten für eine notwendige Zwischensaat auf den Ausstellungsflächen, da man auf den Frühjahrsflor komplett verzichtet. Dieser hat aber einen besonderen Werbeeffekt, was den Start und eventuelle Wiederholungsbesuche betrifft. Die gärtnerischen Wettbewerbe für die Frühjahrsthemen würden komplett entfallen. Außerdem wären die Unterhaltung und Umplanung von Sommer- und Herbstflor notwendig. Bei Verlängerung im Oktober um eine Woche müssten wegen der Spätfrostgefahr zusätzliche Staudenpflanzungen eingeplant werden, um bis zum Ende der Schau attraktive Pflanzungen zeigen zu können.

Außerdem wären Hallenschauen neu zu planen und auch das bereits feststehende Veranstaltungskonzept. Dieses setzt auf 25 Themenwochen und müsste komplett überarbeitet werden, da Themenwochen entfallen. Mit regionalen Partnern wurden dazu bereits viele Absprachen getroffen.

Verschiebung auf 2022

Bei einer Verschiebung um ein Jahr ist mit verminderten Besucherzahlen zu rechnen.
2022 konkurrieren allein sechs Landesgartenschauen mit der Buga.

Für die bereits fertiggestellten Vorhaben wie das Danakil, die Themengärten im Egapark, die Ausstellungen in der Peterskirche oder im Deutschen Gartenbaumuseum müsste eine Regelung für ein Jahr gefunden werden. Eine Öffnung 2021 würde sich bei einer Buga-Durchführung 2022 negativ auf die Besucherzahlen auswirken, da dann für die Gartenschau der Neuigkeitswert fehlt. Da die bereits fertiggestellten Flächen weiter unterhalten werden müssen, sind zusätzliche Kosten für Unkrautbekämpfung und Pflege bereits erfolgter Pflanzungen im Durchführungshaushalt zu kalkulieren. Die grüne Branche hat die Aufträge und Erlöse der Buga in 2021 einkalkuliert, eine spätere Durchführung führt zu erheblichen Verlusten.