Barbara Trocka ist umsichtige Chefin über Erfurts städtische Brunnen

02.10.2020 09:42

„Mich reizt das Zusammenspiel von Technik, Baukunst und Wasser“, sagt Barbara Trocka und lächelt. Seit fast 30 Jahren ist sie die Fachfrau für Brunnen aller Art.

Eine Frau sitzt auf einer Bank vor dem Brunnen am Theater
Foto: Sie betreut über 30 städtische Brunnenanlagen: Barbara Trocka. Foto: © Stadtverwaltung Erfurt

Niemand anderes bei der Stadtverwaltung hat solch ein immenses Wissen über Trinkbrunnen, Springbrunnen und Wasserfontänen wie sie. Ohne sie würde vielerorts das Wasser nicht sprudeln. 30 städtische Brunnenanlagen gibt es in der Landeshauptstadt. Durch die Bundesgartenschau nächstes Jahr kommen sechs weitere hinzu. Alle kennt Trocka aus dem Effeff, und man bekommt den Eindruck, dass sie jeden Brunnen auf seine Weise mag. „Der Älteste ist der Minerva-Brunnen auf dem Domplatz“, sagt sie, „der stammt von 1784 und hat die letzte barocke Freiplastik in der Stadt. Die modernste Wasserfontäne wurde in diesem Jahr am Berliner Platz freigegeben.“

„Wussten sie, dass jeder Brunnen eine Brunnenkammer hat?“, fragt Barbara Trocka und kann sich sicherlich das „nein“ denken. Laien denken halt nicht darüber nach, was darunter notwendig ist, damit das Wasser oben fließen kann. Sie schon, und sie hat über jeden einzelnen Brunnen einen dicken Aktenordner angelegt. Oft ist die Sachgebietsleiterin des Garten- und Friedhofsamts mit ihren zwei Brunnenpflegern vor Ort. Von Frühjahr bis Herbst sind die Männer täglich an allen Erfurter Brunnenanlagen zu Gange: sie warten, sie pflegen, sie putzen. Dann steigt die studierte Gartenbau-Ingenieurin natürlich in die Brunnenstuben mit hinab, macht sich, wie sie sagt, „die Hände schmutzig“. Die Brunnenstube des neuen Angerbrunnens ist so groß wie ein geräumiges Büro, die des Hermannsbrunnens eher wie eine Besenkammer. Doch, egal wie klein: Überall ist Technik verbaut – manchmal sogar Schaltschrank groß. Und Barbara Trocka kennt die Details über Rohre, Filter- und Dosieranlagen, verhandelt für Sanierungen mit Denkmalpfleger und Technikern, plant Wartungs- und Pflegearbeiten, verwaltet den Etat für die Unterhalts- und Wartungskosten – immerhin pro Jahr zirka 220.000 Euro pro Jahr – und schiebt Neubauten und Sanierungen an.         

„Diesen Job muss man lieben. Den kann man nicht 08/15 machen“, sagt Trockas Chef Andreas Schreier. Der Abteilungsleiter im Gartenamt schaut schon jetzt mit Schaudern dem letzten Arbeitstag von Barbara Trocka entgegen. In anderthalb Jahren wird sie in den Ruhestand gehen. Wer soll sich dann so engagiert für alle die städtischen Brunnen einsetzen? Ein Nachfolger oder vielleicht eine Nachfolgerin muss her. Demnächst schreibt die Stadt die Stelle eines Meisters aus. Gesucht wird jemand, der oder die Elektro-, Heizungs- bzw. Sanitärmeister ist oder vielleicht sogar Brunnenmeister. „Ein Jahr Einarbeitungszeit braucht der oder die Neue auf jeden Fall“, meint Schreier. Barbara Trocka verspricht all ihr Wissen gewissenhaft weiterzugeben. „Es ist ein erfüllender Job“, meint sie, „denn er ist operativ und wird dadurch nie langweilig.“