Deutscher Städtetag verabschiedet „Erfurter Erklärung“

18.11.2021 15:00

Zum Abschluss seiner zweitägigen 41. Hauptversammlung in Erfurt hat der Deutsche Städtetag eine „Erfurter Erklärung“ verabschiedet. Diese enthält zehn Grundsatzpositionen, mit denen die Städte auf den Transformationsprozess in der Gesellschaft reagieren und diesen möglichst auch selbst steuern wollen. „Unsere Städte stehen vor gigantischen Herausforderungen“, sagte der neugewählte Städtetagpräsident Markus Lewe, der Oberbürgermeister in Münster ist.

Stabile Finanzen und Entscheidungsspielräume vom Bund gefordert

im Präsidium sitzen dei Männer, davor Tischreihen mit Stühlen und einer Kamera
Foto: Oberbürgermeister Andreas Bausewein, Oberbürgermeister Burkhard Jung (Vizepräsident Deutscher Städtetag) und Oberbürgermeister Markus Lewe (Präsident Deutscher Städtetag) auf der Abschluss-Pressekonferenz Foto: © Paul-Philipp Braun

Laut Erklärung wollen die deutschen Städte:

  • die Lebensqualität vor Ort verbessern,
  • den gemeinschaftlichen Zusammenhalt sichern,
  • den Klimaschutz noch stärker vorantreiben,
  • wirksamer in der Verkehrspolitik umsteuern,
  • Rahmenbedingungen für lebendige Zentren setzen,
  • mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen,
  • Bildungschancen und Chancengerechtigkeit sichern,
  • innovative und moderne Dienstleister sein und
  • ihrer Rolle in Europa gerecht werden.

Für all das bräuchten die Kommunen „stabile Finanzen und Entscheidungsspielräume“, heißt es in dem 10-Punkte-Papier. Der Investitionsbedarf sei so riesig, dass er nur durch einen höheren Anteil am Steuerauskommen finanziert werden könne. Allein in den Jahren 2022/23 fehlten den Kommunen durch Einnahmeausfälle durch Corona knapp acht Milliarden an Steuereinnahmen. Außerdem müsse die Finanzpolitik von Bund und Ländern der zentralen Rolle der Städte Rechnung tragen. „Wir wollen dieses Land mitgestalten, dafür brauchen wir Geld“, sagte der neugewählte Vizepräsident des Deutschen Städtetags, Oberbürgermeister Burkhard Jung aus Leipzig. „Es sind überschaubare Summen, die wir einfordern.“ Als Beispiel nannten die Vertreter des neuen Präsidiums fünf Jahre lang jeweils zusätzlich 500 Millionen Euro zur Belebung der Innenstädte.

Als Gastgeber betonte Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein die Harmonie der 41. Hauptversammlung des Deutschen Städtetags. „Über die Parteigrenzen hinweg gibt es eine konstruktive Zusammenarbeit“, sagte er. „Das wünsche ich mir auch für Bund und Länder.“ Das Zusammentreffen der zirka 800 Teilnehmenden sei auch in Pandemiezeiten mit Kontaktbeschränkungen wichtig gewesen. Bausewein: „So konnte auf kurzem Wege Vieles direkt besprochen werden.“ Für ihn ist die Großveranstaltung, die „de facto unter der 2Gplus-Regel“ (geimpft oder genesen plus zusätzlich angebotene Schnelltests) durchgeführt wurde, auch ein gelungenes Beispiel dafür, wie in Pandemiezeiten erfolgreich Veranstaltungen durchgeführt werden können.