"Sportentwicklungsplan Erfurt 2030" liegt im Entwurf vor |

27.07.2022 12:55

Nach über zwei Jahren Arbeit steht nun der Entwurf für den Erfurter Sportentwicklungsplan 2030. Das Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung (INSPO) aus Potsdam erarbeitete das Konzept im Auftrag der Landeshauptstadt Erfurt. Darin enthalten: Eine Vielfalt von Handlungs- und Maßnahmenempfehlungen zur Verbesserung der sportlichen Rahmenbedingungen in Erfurt. Vom Stadtrat verabschiedet werden soll der Plan voraussichtlich im November dieses Jahres.

Der „Sportentwicklungsplan Erfurt 2030“ umfasst Konzepte für den Vereinssport und auch den Individualsport in der Landeshauptstadt. Begleitet wurde die vom Freistaat Thüringen mit 30.000 Euro geförderte Planung von einer fachübergreifend zusammengesetzten Steuerungsgruppe. Sie wurde eigens für die Erarbeitung der Sportentwicklungsplanung einberufen und besteht aus Vertretern von Stadtsportbund, Politik und Verwaltung. Im Rahmen der Evaluation soll sie auch in den kommenden Jahren an den verschiedenen Maßnahmen mitarbeiten.
Um einen möglichst großen Datenpool zu erhalten, schrieb das Institut gemeinsam mit der Stadt Erfurt 10.304 zufällig ausgewählte Erfurterinnen und Erfurter an, um sie über ihre sportlichen Aktivitäten zu befragen.

Der Rücklauf von rund 3.000 Antworten war laut INSPO-Projektmanager Prof. Dr. Michael Barsuhn die beste Quote bundesweit bei vergleichbaren Befragungen. „Dieser Wert hat eine repräsentative Schlagkraft“, betont Matthias Bärwolff, Beigeordneter für Bau, Verkehr und Sport. „Wir können an den Ergebnissen ablesen, wo die Bedarfe liegen und das bei unseren Investitionen berücksichtigen. Ziel muss es sein, unsere Maßnahmen so auszurichten, dass wir damit möglichst viele Leute erreichen.“ Bärwolff stellt aber auch klar: „Der Sportentwicklungsplan ist ein strategisches Papier, kein Bauprogramm.“

Was sagen Bevölkerung und Vereine?

Rund 82 Prozent der Erfurter sind sportlich aktiv – davon 63 Prozent selbstorganisiert im öffentlichen Raum. Die meisten nutzen das Fahrrad oder Jogging für die Bewegung. Der Trend geht damit klar zum Individualsport. Als Motivation stehen Gesundheit, Wohlbefinden, Spaß und Fitness ganz vorn. Im Rahmen der Sportvereinsbefragung wurden auch 281 Sportvereine befragt. Hier gab es laut Barsuhn einen Rücklauf von rund 50 Prozent. Wiederum eine gute Quote, denn sie entspricht 62 Prozent der registrierten Mitglieder. Bisher war die Mitgliederentwicklung stets positiv. Insbesondere bei den Mitgliedern über 60 gab es mit 53 Prozent in den letzten Jahren einen starken Zuwachs.

Deutlich wurde auch, dass die Vereine neben Zwei- und Dreifeldhallen vermehrt kleinere Räume etwa für Gymnastikkurse und Lagerräume für Sportgeräte nachfragen. Zudem verdeutlichen die Ergebnisse die wichtige Verknüpfung von Schul- und Vereinssport. Seien Schulsportstätten gut ausgestattet, würden davon auch die Vereine, die die Schulturnhallen vor allem nachmittags und abends nutzen, profitieren. Bärwolff: „Hier können wir zudem mit unserem Schulbauprogramm Synergien schaffen. Wenn wir Schulturnhallen sanieren oder neu bauen, schaffen wir damit auch weitere Trainingskapazitäten für unsere Vereine.“
Ein weiterer Fokus liegt auf dem Ausbau des Erfurter Seengebietes sowie dem Bau von Schwimmbädern – dies vor allem im Norden der Stadt, wie es auch das Erfurter Bäder- und Seenkonzept vorsieht.

Das Ergebnis

260 Seiten „Sportentwicklungsplan Erfurt 2030“ inklusive 40-seitigem Handlungs- und Maßnahmenkatalog und insgesamt 19 Handlungsempfehlungen. Konkret soll der Bestand an Sportstätten erhalten und sukzessive modernisiert werden. Das Projektteam nahm Begehungen der Sportstätten vor, um sich vor Ort ein Bild zu machen, die Sportstätten zu vermessen und auf Barrierefreiheit zu überprüfen. Die gute Nachricht: „Unsere Sportstätten sind größtenteils in gutem Zustand“, so Bärwolff. Nur zehn Prozent der nicht überdachten und nur elf Prozent der überdachten Anlagen weisen laut der Bestandsaufnahme deutliche bis schwerwiegende Mängel auf. Der Zustand der Kernsportstätten wird als solide bewertet.
Für eine noch effektivere Nutzung sollen Konzepte von Turnhallen überarbeitet werden, so dass Vereine beispielsweise schon freie Stunden am frühen Nachmittag nutzen können, die vom Schulsport nicht benötigt werden. Zudem sollen weitere kleine Gymnastikräume akquiriert werden und sogenannte kostengünstige Kalthallen gebaut werden, also Hallen mit minimaler Gebäudetechnik und dünnen Außenwänden. Sie sind eine einfache und effiziente Lösung für ein ganzjähriges und zumeist wetterunabhängiges Sportangebot.

Ebenso sollen – wie im Zusammenhang mit der Bundesgartenschau 2021 bereits begonnen – Park-und Grünanlagen ertüchtigt werden, um dort das Sporttreiben zu ermöglichen. Wohnortnahe Bewegungsanreize sollen entstehen, um den Menschen den Zugang zu sportliche Aktivitäten so leicht wie möglich zu machen. Die Bestands- und Bedarfsbilanzierung geht davon aus, dass rund 147 Millionen Euro notwendig sind, um Sportstätten zu modernisieren oder neu zu bauen. „Wir kennen nun die Zahlen. Jetzt geht es darum zu überlegen, wo wir das Geld sinnvoll einsetzen“, sagt Matthias Bärwolff.

Wie geht es jetzt weiter?

Zweimal wurde das Papier bereits im zuständigen Werkausschuss beraten. Jetzt haben die Sportvereine noch einmal Zeit für weitere Stellungnahmen. Im Oktober soll der Werkausschuss abschließend beraten, bevor der finale Entwurf im November dem Stadtrat zum Beschluss vorgelegt wird.
„Ein genehmigter Sportentwicklungsplan gewährleistet uns inhaltliche und wirtschaftliche
Planungssicherheit. Er schafft ein gegenseitiges Verständnis für die jeweiligen Interessen, gibt Ansätze und Potenziale für neue Kooperationen, um den Sport auch in andere Handlungsfelder integrieren zu können“, so das Fazit von Matthias Bärwolff. Der „Sportentwicklungsplan Erfurt 2030“ sei zudem die Voraussetzung dafür, dass die Stadtverwaltung Fördermittel für die Erfurter Sportstätten beantragen könne.