Erste Schaltzellen für Modernisierung des Umspannwerkes Gispersleben eingetroffen

23.05.2025 11:00

Höhere Leistungsfähigkeit und noch umweltfreundlichere Stromversorgung für Erfurt.

Ein wichtiger Schritt hin zu mehr Umweltfreundlichkeit im Stromnetzbetrieb

Innenansicht in das Umspannwerk West
Foto: © Stadtwerke Erfurt Netz GmbH

Am Haken eines großen Autokranes schweben die tonnenschweren Bauteile für Erfurts Energieversorgung sanft an ihren Bestimmungsort im Umspannwerk Gispersleben. 24 von 46 Schaltzellen für die neue Mittelspannungsschaltanlage des Umspannwerkes wurden in dieser Woche angeliefert. Das garantiert zukünftig noch mehr Versorgungssicherheit für die Erfurter Bürger im Norden der Stadt und eine große Zahl Firmen, die über das Umspannwerk in diesem Gebiet mit Strom beliefert werden.

„Die Mittelspannungsschaltanlage komplett zu erneuern ist gleichzeitig ein wichtiger Schritt hin zu mehr Umweltfreundlichkeit im Stromnetzbetrieb. Die jetzt angelieferte Technik aus dem Siemens Werk in Frankfurt am Main ist die erste fluorgasfreie Doppelsammelschaltanlage (Typ-Name blue Gis) mit dem neuen Isolierstoff „Clean Air“ in ganz Deutschland. Damit wird jetzt komplett auf den Klimakiller SF6 (Schwefelhexafluorid) verzichtet, der viele Jahrzehnte in den Schaltanlagen als Isoliergas Verwendung fand“, erläutert Hanno Rupp, Abteilungsleiter Technik Stromnetz des Netzunternehmens der Stadtwerke Erfurt, die Vorzüge der neuen Technik. Das künstlich hergestellte SF6 besitzt zwar sehr gute Eigenschaften zur Verwendung in elektrischen Anlagen (z.B. als Isolierstoff). Zur Wahrheit gehört aber, dass SF6 ein extrem klimaschädliches Gas ist, 23.500-mal schädlicher als Kohlendioxid. In der ⁠Atmosphäre⁠ hat es eine Lebensdauer von 3.200 Jahren.  „Die Swe Netz GmbH setzt mit der neuen „Clean Air“-Technologie von Siemens bereits jetzt auf eine nachhaltige Alternative. Ab 1.1.2026 darf SF6 nicht mehr in neu errichtete Strominfrastruktur in der Mittelspannung eingesetzt werden. Ab 2030 dann auch in der Hochspannungstechnik. Für uns sind das erste wichtige Schritte hin zu einem klimaneutralen Netzbetrieb“, beschreibt Swe Netz-Geschäftsführer Frank Heidemann die Unternehmensstrategie für mehr Klimaschutz.

Die 24 Schaltzellen für den ersten Block werden nach kompletter Lieferung angereiht und elektrisch verbunden. Dann müssen die Mittelspannungskabel und die Sekundärtechnik angeschlossen sein, bevor viele Funktionstests folgen. Die Inbetriebnahme soll bis Ende August vonstattengehen. Anschließend werden die 22 Schaltzellen für den zweiten Block angeliefert und montiert. Ende des Jahres soll die komplette Anlage mit einer Gesamtinvestition von ca. 4,5 Millionen Euro in den Regelbetrieb gehen. 

„Das Umspannwerk Gispersleben ist nach der erfolgreichen Erneuerung des Umspannwerkes Erfurt/West 2023/24 und der bereits erneuerten Sekundärtechnik für die Hochspannungsanlagen des Uw Gispersleben 2022 das nächste große Vorhaben, um die Energieversorgung in Erfurt für die zukünftigen Anforderungen zu rüsten. Neben dem Austausch der Mittelspannungsschaltanlage und der Steuerungstechnik gegen leistungsfähigere Technik wird die Infrastruktur der Erfurter Stromversorgung u. a. auch für die Anforderungen bei der Nutzung der Erneuerbaren Energien optimiert“, beschreibt Hanno Rupp die Bedeutung der Investition in das Stromnetz.

In den nächsten Jahren wird es weiteren Netzausbau insbesondere dann auch im Erfurter Norden geben. Die Anzahl und Größenordnung der angefragten Netzanschlüsse für Wärmepumpen, elektrischer Ladeinfrastruktur, Einspeisung aus erneuerbaren Energieanlagen und auch Batteriespeichern steigt stetig. Da muss das Netz mitwachsen.

Das geschichtsträchtige Umspannwerk Gispersleben war früher Teil eines zentralen Kraftwerksstandorts zur Versorgung von Erfurt und Teilen Thüringens mit Strom. Die alten Kraftwerksanlagen sind modernen Fotovoltaikanlagen an der Zeulenrodaer Straße gewichen, die mit der Energie der Sonne sauberen Strom produzieren. Neue Wohngebiete sowie Gewerbe- und Industrieansiedlungen haben den Energiebedarf im Erfurter Norden deutlich steigen lassen. Die neue Netztechnik ist diesen Anforderungen gewachsen und ermöglicht auch eine intelligentere Steuerung des Stromnetzes. Das Umspannwerk wird im laufenden Betrieb erneuert, um die Stromversorgung für die Erfurter nicht zu unterbrechen. Das erfordert eine detaillierte Planung und präzise Abstimmung aller Beteiligten. Die komplette Inbetriebnahme der neuen Schaltanlage ist bis Ende 2025 geplant. Das Erfurter Stromnetz bleibt mit einer solchen umfangreichen Investition zuverlässig, effizient und zukunftssicher.

Quelle: Stadtwerke Erfurt