Erfurt wird zur Notinsel

29.03.2006 00:00

In Erfurt wird als erster Stadt Ostdeutschlands das Konzept der "Notinseln" umgesetzt.

Am heutigen Dienstag starteten Erfurts Bürgermeister Dietrich Hagemann und MDR-Moderatorin Birgit von Derschau das Hilfsprojekt für Kinder in der thüringischen Landeshauptstadt. Als erste Notinseln wurden das Rathaus und die Sparkassen-Geschäftsstelle am Fischmarkt gekennzeichnet. Sie sind ab sofort Zufluchtsorte für Kinder, die sich verfolgt oder bedroht fühlen. Helmut Roth vom lokalen Projektträger Mitmenschen e. V. kündigte an, dass mittelfristig mehrere Hundert solcher Notinseln im gesamten Stadtgebiet entstehen sollen: "Wir haben bereits einige Dutzend positive Rückmeldungen."

Hintergrund für die Aktion ist, dass Kinder den Schulweg immer häufiger mit einem Angstgefühl erleben. Gefahren durch gleichaltrige und kriminelle Jugendliche, durch Diebe, Pädokriminelle und ausländerfeindliche Gruppen bedrohen die Kinder.
Kinder in Angst brauchen Schutz. Alle Geschäfte mit dem Notinsel-Zeichen an der Tür bieten Kindern Zuflucht. Damit signalisieren sie Kindern ihre Hilfsbereitschaft und verpflichten sich selbst zum Hinsehen und Handeln in Notsituationen. Die Mitarbeiter erhalten eine Handlungsanweisung, die genau beschreibt, was im Ernstfall zu tun ist.

"Das Projekt bietet nicht nur Zufluchtsorte für Kinder, sondern regt auch die Diskussion zum Schutz unserer Kinder an", so Jerome Braun, Geschäftsführer der Stiftung Hänsel und Gretel. Lehrer, Erzieher und Eltern sollen motiviert werden, mit den Kindern über mögliche Gefahren zu sprechen und ihre Kinder vorzubereiten. Die Stiftung hat das Projekt Notinsel im Jahr 2002 ins Leben gerufen und führt es bundesweit in Städten, Landkreisen und Gemeinden ein. Erfurt ist Standort Nummer 27.

"Es war für uns eine Selbstverständlichkeit, dieses Angebot anzunehmen und Erfurt als erste Stadt Mitteldeutschlands zur Notinsel werden zu lassen", erklärte Bürgermeister Dietrich Hagemann. "Neben dem Schutz unserer Kinder, der natürlich oberste Priorität hat, sehe ich einen zweiten, ganz wichtigen Aspekt. Die Bevölkerung wird aufgefordert, hinzusehen, sich einzumischen und zu helfen. So fordert und fördert diese Aktion die Zivilcourage."

"Aus vollem Herzen unterstütze ich dieses Projekt", sagte Notinsel-Botschafterin Birgit von Derschau, Kriminalexpertin und Moderatorin der Fernsehreihe Kripo live. "Endlich startet Notinsel auch bei uns in Mitteldeutschland. Kinder sind heute einer Vielfalt von Gefahren ausgesetzt, welche die meisten von uns Erwachsenen aus der eigenen Kindheit nicht kennen. Notinsel organisiert ganz konkrete, praktische Hilfe gegen Gewalt und Kriminalität."

Die Sparkasse Mittelthüringen hat mit ihrer Geschäftsstelle am Fischmarkt nicht nur die erste Notinsel Erfurts zur Verfügung gestellt, sondern unterstützt das Projekt Notinsel auch mit einer Spende von 3.700 Euro. "Hier ist Hilfe für Kinder ganz konkret und unkompliziert möglich. Deshalb werden wir schrittweise alle unsere Geschäftsstellen in Erfurt zu Notinseln machen", erklärte Dieter Bauhaus, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mittelthüringen.

Durch die Partnerschaft mit der Stadt Erfurt erweitert die Stiftung Hänsel und Gretel das Notinselprojekt um eine weitere Stadt. Der Standort ist ein weiterer Meilenstein zu einem bundesweit einheitlichen Zeichen für Kinderschutz und Zivilcourage.

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