Einzelhandel 2006 - Bericht der Landeshauptstadt Erfurt

07.11.2006 00:00

"Nur wenige Wirtschaftsbereiche werden von den Menschen so intensiv wahrgenommen wie ein funktionierender Einzelhandel. Die Angebote zum Erlebniseinkauf werden dabei ebenso als Lebensqualität empfunden, wie eine funktionierende Nahversorgung im unmittelbaren Wohnumfeld" so Ingo Mlejnek, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Verkehr und Wirtschaftsförderung bei der Vorstellung des städtischen Einzelhandelsberichtes 2006.

Der Handel spielte für die Entwicklung Erfurts schon immer eine besondere Rolle. Die Stadt entstand dort, wo sich die Ost-West- und Nord-Süd-Handelswege kreuzten und im Mittelalter bildete der Waidhandel die ökonomische Basis für Aufblühen Erfurts. Heute hat der Einzelhandel einen entscheidenden Anteil daran, dass die Innenstadt der Thüringer Metropole zunehmend zum Anziehungspunkt für Besucher aus Nah und Fern wird. Das Einzugsgebiet verdoppelte sich innerhalb der letzten zehn Jahre auf knapp 900 000 Einwohner. Als Gründe nennt Mlejnek die in Erfurt erlebbare Handelskultur, Vielfalt der Anbieter und Angebote, städtebauliche und architektonische Qualitäten der Stadt, die erlebbare kulturelle Vielfalt ebenso wie die gut ausgebaute Infrastruktur mit öffentlichem Nahverkehr, Straßenanbindung und Parkplätzen. Nicht von ungefähr ist Erfurt deshalb heute mit einer Zentralitätskennziffer von 128 eine der anziehendsten ostdeutschen Großstädte. Mit der Ansiedlung von IKEA erweitert sich der Einzugsbereich erneut, ebenso wie mit der weiteren Ausgestaltung der Innenstadt zum Erlebnisbereich. Hieran hat das City-Management in engem Zusammenwirken mit den Managern der Einkaufscenter einen hohen Anteil.

Aufgrund des bundesweit zunehmenden Konzentrationsprozesses und der sich daraus ergebenden Probleme für die Innenstädte wurde erstmals auch der Filialisierungsgrad in Erfurt untersucht. Derzeit können Kunden in über 2 500 Geschäften einkaufen. Nur ein Viertel der Ladenlokale wird durch Filialisten genutzt. Das bedeutet, dass besonders kleine Geschäfte von mittelständischen Händlern geführt werden, die wesentlich zur Sortimentsvielfalt, hohem Service und der Verminderung der Leerstandsrate beitragen.

"Mein besonderes Augenmerk richtet sich auch auf den Leerstand von Handelsflächen" erläutert der Beigeordnete Mlejnek. In der Erfurt wurde in den letzten sechs Jahren durch gezielte Maßnahmen, wie Vermittlung die von Leerstandsflächen, die Lenkung potenzieller Investoren, die Zusammenarbeit mit Eigentümern und Vermarktern von Immobilien, aber auch durch Umnutzung zu ein kontinuierlicher Abbau leerstehender Handelseinrichtungen erreicht. Die Ursachen des nach wie vor vorhandenen Leerstandes sind vielschichtig. Mit zunehmendem Wettbewerb werden natürlich die guten Einkaufslagen immer attraktiver, während in einigen Nebenlagen die Handelsflächen praktisch nicht mehr vermarktbar sind. Sie unterliegen zunehmend einer Umstrukturierung zu Dienstleistung oder Wohnen.

Neben der weiteren Ausgestaltung des Stadtzentrums als attraktiven Handelsstandort betrachtet die Stadt Erfurt die Sicherung der Nahversorgung als eine ihrer Hauptaufgaben. Die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Waren des täglichen Bedarfs ist bis auf wenige Ausnahmen in kleinen Ortschaften sichergestellt. Darüber hinaus misst die Stadt den Nahversorgungszentren besonders in den Großwohnsiedlungen eine entscheidende Bedeutung als Kommunikationsstätten zu.

"Die Wirtschaftsförderung betrachtet es als eine ihrer Hauptaufgaben, entsprechende Rahmenbedingungen für den Erhalt und weiteren Ausbau der intakten Handelsstruktur Erfurts zu schaffen und zu erhalten", betont Mlejnek und verweist auf die hierfür als Grundlage dienenden, seit 1998 durch die Wirtschaftsförderung vorgelegten Einzelhandelsberichte, die im Ergebnis regelmäßig durchgeführter Gesamterfassungen aller Gewerbeflächen erstellt werden. Sie haben sich als gesicherte Informationsbasis in Bezug auf die gesamte Handelsstruktur und die Leerstände bewährt, ebenso als Grundlage für die Erstellung von Konzepten, für die Kommunikation und Kooperation zwischen Händlern, Immobilieneigentümern und Wirtschaftsförderung sowie für die Definition von Zielgruppen zur gezielten Akquisition von Investoren.

"Der aktuelle Einzelhandelsbericht bestätigt, dass das durch die Einzelhandelsnetzkonzeption 1990 und den Stadtratsbeschluss 168/95 verfolgte Ziel, durch regelndes Eingreifen der Stadt die Rahmenbedingungen für eine optimale Einzelhandelsversorgung der Bürger zu schaffen und gleichzeitig die Erhöhung der Attraktivität des Stadtzentrums zu sichern, im Wesentlichen umgesetzt werden konnte", resümiert Ingo Mlejnek. Standorte für Einkaufszentren und weitere großflächige Einzelhandelseinrichtungen wurden so ausgewählt, dass trotz überregionaler Bedeutung der Bezug zu Wohngebieten gewährleistet ist und günstige ÖPNV-Verbindungen vorhanden sind. Weitere großflächige Handelsentwicklungen außerhalb des Stadtzentrums wurden seit Mitte der 90er Jahre nur als Ausnahmen genehmigt. Dadurch konnte erreicht werden, dass nach Fertigstellung der großen Planungsobjekte in der Stadtmitte der Handelsflächenzuwachs begrenzt wurde und die ortsansässigen Händler weiterhin stark präsent sind.