Abschließende Ergebnisse der Verkehrserhebungen zu Entlastungswirkungen durch den Erfurter Ring

30.06.2008 00:00

Im Ergebnis eines Konzeptes von Verkehrserhebungen zur Identifikation von potenziellen Entlastungsbereichen durch den im Dezember 2006 erfolgten westlichen und nördlichen Ringschluss der A71 im Raum Erfurt wurden durch das Tiefbau- und Verkehrsamt sowie das Umwelt- und Naturschutzamt umfangreiche Verkehrszählungen durchgeführt.

Unter Anwendung der Methodik von "Vorher-Nachher-Zählungen" wurden jeweils in den Jahren 2005/2006 und 2007/2008 an mehr als 50 Straßenquerschnitten mehrtägige Verkehrsmessungen mit automatischen Messgeräten vorgenommen und im Sinne einer Erfolgskontrolle ausgewertet. "Die nunmehr vorliegenden Ergebnisse zeigen ein räumlich differenziertes Maß an Verkehrsentlastungen und bestätigen in vollem Umfang die vorausgegangenen städtischen Verkehrsprognosen", erläuterte der Beigeordnete für Bau und Verkehr Ingo Mlejnek.

Durch das gesamte Verkehrssystem "Erfurter Ring" wurden Fahrzeuge in einer Größenordnung von etwa 46 000 Kfz pro Werktag aus dem bebauten Stadtgebiet verlagert, davon allein mehr als 5 000 schwere Lkw. Diese Verkehrsmenge verteilt sich auf etwa 28 000 Kfz auf der Ostumfahrung und etwa 18 000 Kfz auf den neuen Autobahnabschnitten.
Als Schwerpunkte der aktuellen Verkehrsentlastungen konnten erwartungsgemäß der Westraum der Stadt, der Bereich der nördlichen Querverbindung (Am Roten Berg/Straße der Nationen) und die autobahnparallele Achse Stotternheim-Mittelhausen-Kühnhausen festgestellt werden.
Im Westraum wird durch den Rückgang des ein- und ausfließenden Verkehrs im Bereich der Anschlussstelle Bindersleben um etwa 5 000 Kfz pro Tag die spürbarste Entlastung in der angebauten Binderslebener Landstraße erzielt. In besonderem Maße ist auch auf den Rückgang von schweren Lkw um über 70 Prozent hinzuweisen.
In Überlagerung mit den Entlastungen auf der Hannoverschen Straße (B4) und der gemessenen Verkehrsmenge auf dem Westring der A71 lassen sich hier eindrucksvoll die Verkehrsverlagerungen des Durchgangsverkehres (A71Süd-A71Nord, A71-B4 Nord) sowie großer Teile des Quell- und Zielverkehres von und nach Erfurt nachweisen.
Im Bereich NQV/Bunsenstraße sind aktuell Verkehrsrückgänge von durchgängig mehr als 20 Prozent zu verzeichnen, im Lkw-Verkehr erreichen sie Werte zwischen 35 und 45 Prozent. Neben deutlich verringerten Verkehrsemissionen in den angebauten Bereichen dieses Straßenzuges weist die Straße nunmehr wieder eine Verkehrsqualität auf, die sie zu ihrer eigentlichen Funktion als bündelnde Hauptnetzstraße befähigt.
In der Achse Stotternheim-Kühnhausen mit dem Schwerpunkt der Ortsdurchfahrt Mittelhausen sind Entlastungen im Bereich von 40 bis 60 Prozent zu verzeichnen. Die jetzigen Belegungen entsprechen wieder der ursprünglichen Funktion einer Ortsverbindungsstraße.

Die Auswertung der südlichen Autobahnzufahrten, besonders Haarberg und Waltersleben, zeigt - trotz deutlicher Verkehrszunahmen auf den Autobahnen A4 und A71 im Umfeld von Erfurt - Reduzierungen von 4 200 Kfz pro Tag, davon etwa 800 schwere Lkw. Diese Verringerungen setzen sich an den städtischen Einfallstraßen fort. Ursache ist die verstärkte Nutzung der neuen Anschlussstellen für den ein- und ausfließenden Verkehr von der Autobahn und somit eine längere Führung dieser Verkehre auf dem Ring. "Damit erreichen wir das angestrebte Ziel der Verkehrslenkung und bewussten Steuerung sowie der Verteilung der Verkehrsströme", so der Beigeordnete. "Unterstützend wirkt dabei ein neues und komplexes System der wegweisenden Beschilderung", schätzt Ingo Mlejnek weiter ein.

Auch auf ausgewählten innerstädtischen Hauptnetzstraßen, die nicht unmittelbar durch den Ringschluss im Dezember 2006 entlastet wurden, konnten beachtliche Verkehrsreduzierungen beobachtet werden, die sich mit dem Gesamtsystem des Ringes erklären lassen. Dabei sind differenzierte Entwicklungen wie etwa die bereits zuvor erfolgten Verkehrsentlastungen durch die Ostumfahrung (Stauffenbergallee) oder die Einflüsse von Bevölkerungsrückgängen zu berücksichtigen.

Als wichtiger Erfolg ist auch die erreichte Verflüssigung des Verkehrsablaufes im Ergebnis von Verkehrsrückgängen zu werten (Stauffenbergallee). Diese ist einerseits Voraussetzung für die gewünschte Bündelungsfunktion gegenüber dem Nebennetz und stellt andererseits einen wirkungsvollen Beitrag zur Verbesserung der Umweltsituation in diesen Straßen selbst dar.

Fazit des Beigeordneten: "Bei dieser Betrachtung der Verkehrsentwicklung über einen längeren Zeitraum kann eindrucksvoll nachgewiesen werden, dass reale Verkehrszuwächse nicht im innerstädtischen Netz stattfanden, sondern auf dem äußeren, wenig sensiblen Straßennetz gebündelt werden konnten".