Ausstellung "Sammle meine Tränen in deine Schale" in der Kleinen Synagoge
In der Begrüßung der zahlreichen Besucher freute sich Herr Kestel, Leiter der Begegnungsstätte: "Welcher Raum für eine Ausstellung dieser Grafiken, die uns hier im Betsaal umgeben, wäre wohl auch sonst geeigneter als dieser. Hier wurden diese Psalmen Woche für Woche gebetet, hier hat die jüdische Gemeinde des 19. Jahrhunderts aus diesen Worten Kraft und Hoffnung geschöpft."
Gila Heimbucher, Pfarrerin aus Sankt Augustin bei Bonn, dem Wohnort der Künstlerin, entfaltete in ihrer Einführung, wie Klage über die Abwesenheit Gottes und Hoffnung auf seine heilsame Nähe spannungsvoll zusammenkommen. Wie in den alten biblischen Texten und Gebeten der Juden und Christen finden sie ihren bildnerischen Ausdruck in den expressionistischen Grafiken Gabriele Hünningers.
In Darstellungen von Schmerz, Gewalt und Leid webt Gabriele Hünninger Spuren des mitleidenden und rechtschaffenden Gottes. "Meine expressive Darstellungsweise entspricht der Spannung dieser alten Texte. Auf ein und demselben Blatt entstehen zärtliche, haltende Hände und brutale Fäuste, werden kantige, harte Gesichter neben denen von Neugeborenen gezeigt."
Während die großen Zeichnungen den Synagogenraum und die Anwesenden eindrucksvoll umgaben, ergänzten Prof. Salomon Kutzovskiy und seine Tochter Ludmilla Kutzovskaja u. a. mit Schumanns Violinsonate musikalisch den gelungenen Abend.
Die Ausstellung ist noch bis zum 1. März zu erleben.