Mittelaltermarkt zum Krämerbrückenfestes 2010 vom 18. bis 20.06.2010

08.06.2010 00:00

In diesem Jahr wurde der Mittelalterbereich, welcher von der Agentur Artcultura gestaltet wird, in zwei verschiedene Themen aufgeteilt: im Bereich Gotthardtstraße und Insel "Erfurt im Umbruch" und im Bereich Kreuzgasse/Kreuzsand "Die Studenten sind los!"

"Erfurt im Umbruch" soll einen Einblick in die Geschichte Erfurts im 15. Jh. geben. So werden die Mitglieder der Ritterschaft zu Erfordia e.V. Schaukämpfe und Episoden aus dem Erfurt des 15. Jh. in ihren Schauspielen auf kurios lustige Weise aufführen. Es werden auf der Bühne am Augustiner die Musikgruppen "Donner Trummel" und "Murkeley" über den Tag verteilt durch allerlei unterhaltsame mittelalterliche Musik ihre Gäste begeistern.
"Donner Trummel" spielen sowohl bekanntere Tänze und Lieder des europäischen Mittelalters als auch orientalische Stücke bis hin zu Eigenkompositionen. Das Instrumentarium entsteht zu großen Teilen in der eigenen Werkstatt, so dass mit Fug und Recht von einem eigenständigen Klang der Gruppe gesprochen werden kann. "Nicht die Marktschreier-Variante wird hier heraufbeschworen, sondern die Spielmannskultur mit allen ihren schon damals multikulturellen Einflüssen. ...Ein Stück akustisches, reales Mittelalter." (Orkus)
Die seit nunmehr 18 Jahren bestehende Formation absolvierte eine Vielzahl von Auftritten im In- und Ausland, darunter mehrere Gastspiele in Österreich, Dänemark und der Schweiz.
"Murkeley" steht für außergewöhnliche Arrangements historischer als auch moderner Titel. In ihrem Debütjahr bespielten sie bereits mehr als ein dutzend Mittelaltermärkte sowie Stadtfeste in fast allen Regionen Deutschlands. "Die exilanten Knechte der düstren Sümpfe sind zurückgekehrt, dem Volk melodiös zu berichten, wie die Welt von einst in Nebelschwaden zerbarst und nun nach Jahrhunderten schleichend zurückzukehren vermag. Das Stillstehen während des Ertönens dieser altertümlich irdischen Klänge aus Dudelsäcken, Schalmeien und Trommeln aller Art scheint schier unmöglich, auch im grell blendenden Licht der Neuzeit – vielleicht aber auch gerade deswegen." 

"Die Studenten sind los!" : Schon im Mittelalter war Erfurt eine der bedeutendsten Universitätsstädte (Uni 1392 gegr.) in deutschen Landen. Viele prominent gewordene Denker, Dichter, Entdecker und (Er)Neuerer sind der Alma mater hier entwachsen. Aber nur einen traf der Blitz (nicht)... einen Studiosus iuris utriusque anno 1502, der hernach beschloss, Mönch zu werden, und das war kein geringerer als "Martinus Ludher ex Mansfeldt". Wie sah das Leben eines Studenten in Erfurt am Ausgang des Mittelalters aus? Waren alle Kommilitonen Luthers beflissene Streber? Führten sie ein allzu freies Leben? Oder beides? Der mittelalterliche Teil des Festes widmet sich genau dieser Frage. Offensichtlich wird das Leben in der Studentenzeit des großen Mannes, der sich in keiner Weise als Student überheblich benahm. Doch solange Luther sich auf sein Mönchtum vorbereitet, werden auch zu Erfurt mittelalterliche studentische Bursenschaften gegründet, die so allerlei jugendliche Einfälle haben. Wie das aussah, welche Kurzweil dabei die Herren Studiosus sich mit den Töchtern der Stadt gönnten, welchen Streit man bei zu viel Wein vom Zaune brechen kann, welcher Magister was lehrte, das erfährt man ganz genau bei diesem Fest. Magister von Winterfeld persönlich lehrt dabei nicht nur die Studenten seiner Zeit (das Fürchten), sondern weiß seine unsägliche Intelligenz auch dem heutigen Erfurter nicht schlechter als einstens "Monthy Python" bei den Rittern der Kokosnuss lachmuskelfördernd unterzujubeln. Artistische Extras besonders wagehalsiger angehender Gelehrter (Flugträumer) und ein reiches Arsenal laut geschossener Studentenlieder (und nicht nur Gaudeamus Igitur) wird auf die Lust der Menschen losgelassen. Seriöse Gebildete und solche, die es (nicht) werden wollen, können sich im mittelalterlichen Schreiben und Lesen üben oder sich dem Studieren entziehen, indem sie sich ein echtes Studentenfutter zu Leibe führen (Ein voller Bauch studiert nicht gern!). Auf jeden Fall soll das Thema um Luther einen Beitrag zum Jahresthema Erfurts leisten, geistig und auch mit einem liebevoll zugekniffenen Auge der Geschichtsbetrachtung auf 2017 hinführen.