Für Erfurt erworben: Drei Gläser mit Bänderdekor von Albin Schaedel

10.03.2011 15:50

Im April 2010 übernahm das Angermuseum Erfurt drei Arbeiten des Glaskünstlers Albin Schaedel. Sie befanden sich bis dato im nicht musealen Besitz der Stadt Erfurt und ergänzen nun die umfangreiche Sammlung von Arbeiten Albin Schaedels im Bestand des Angermuseums, die damit von 103 auf 106 Stücke angewachsen ist.

Albin Schaedel wurde am 14.09.1905 in Igelshieb, einem Ortsteil von Neuhaus am Rennsteig, geboren und starb ebenda am 18.11.1999. Er gehört zu den einflussreichsten Glaskünstlern seiner Zeit. Der Ehrenbürger seiner Heimatstadt erlangte überregionale Bedeutung und internationales Renommee.
Die drei Gläser – zwei Vasen, eine Schale – entstanden um 1970-1972 und bilden scheinbar ein Ensemble, bei dem die farbigen Einschlüsse im roten Fond an "Öl auf einer Pfütze" erinnern. Die dynamischen Wellenlinien sind Einschmelzungen aus farblosem, blauem und gelbem Glas, die zu einer Bänderung verarbeitet wurden. Wo sich blaue und gelbe Bereiche der vorderen und hinteren Wandung überlagern, vermischen sich die Farben zu grün. Auf dem Boden jeden Glases findet sich die Marke Albin Schaedels: ein erhabenes (aufgeschmolzenes) "S".
Zu Beginn der 1960er Jahre gelang es Albin Schaedel erstmals, derartige Einschmelzungen in einen andersfarbigen Glaskörper auszuführen. Seine Experimentierfreudigkeit und Versuche hatten über die Herstellung von Fadenglas zu dieser innovativen Technik geführt.

Bei der Herstellung von Fadenglas werden dünne Glasstäbchen aus andersfarbigem, meist weißem Milchglas (Lattimo) in regelmäßigen Abständen auf einen kleinen zähflüssigen Posten farblosen Glases aufgeschmolzen und anschließend zusammen mit diesem mit der Glasmacherpfeife zu einem Hohlkörper aufgeblasen. Hierbei strecken sich die Stäbchen zu Fäden. Durch Verdrehen des noch heißen Glases ergeben sich spiralförmige Windungen. Die im Unterschied zum Fadenglas nicht aufgeschmolzenen, sondern eingeschmolzenen Muster des Bänderdekors beruhen auf einer Entdeckung bzw. Beobachtung Albin Schaedels beim Handhaben der Drehspieße.

Indem der Künstler die Spieße mit der Glasmasse umsetzte, konnte er den Fluss der Masse lenken und das Muster der eingeschmolzenen Farbfelder gezielt nach seiner Vorstellung steuern und gestalten. Hierbei musste über einer offenen Flamme gearbeitet werden, um eine zu starke Abkühlung der Glasmasse zu verhindern. Solchermaßen hergestellte Gläser bezeichnet man als "lampengeblasen". Am Ende der Formgebung und Dekorierung wird eine "Lampenarbeit" zur Vermeidung von Spannungsrissen nochmals im Glasofen erhitzt.

Dennoch kam es bei der becherförmigen Schale durch materialbedingte Spannung zur Rissbildung im unteren Teil der Wandung und im Boden. Es handelt sich also um einen technologisch begründeten Schaden.
In der kunsthandwerklichen Dauerausstellung des Angermuseums im ersten Obergeschoss (KHW III, Vitrine VIII) sind drei weitere Exponate Albin Schaedels zu sehen: eine Vase in Mosaikglas von 1963-1964, eine Glasfigur in Form eines Fisches, der um 1968 entstand, und eine Vase mit Fadenglas aus der Zeit um 1974.
Die drei Gläser können ab sofort kostenfrei in der Eingangshalle des Angermuseums besichtigt werden.