Retrospektivausstellung Gerlinde Kunstmann ab dem 13. Mai 2011 im Kulturhof Krönbacken

02.05.2011 17:01

In ihren Bildern betrieb Gerlinde Kunstmann Lebensschau und Innenschau gleichermaßen und entwickelte daraus ihr künstlerisches Programm. Besonders die figürlichen Zeichnungen und Grafiken offenbaren eigene Befindlichkeiten, Sehnsüchte, Träume, Ängste, Hoffnungen und Tatsachen aus dem Spannungsfeld zwischen Verwunderung und tiefer Verwundung.

Ihre Fotografiken beweisen, dass sie eine bewusste Seherin war, die über die besondere Gabe verfügte, hinter den Erscheinungen das Einmalige und Subjektive als ästhetische Metapher zu entdecken. Ihre Dunkelkammer war ihr vor allem Experimentierraum, wo sie belichtete, beschichtete, mit Fotoemulsionen malte, collagierte, zeichnete und überdruckte. Ihr künstlerisches Spektrum umfasste neben Acrylmalerei auch druckgrafische Techniken wie Radierung, Lithografie und Holzschnitt, und sie kreierte hintersinnige Holzobjekte.

Auch kunstpublizistisch hatte sie sich eingebracht, indem sie im "lichtbild"-Verlag Fotokunstbroschüren herausgab, mit denen sie Schwarz-Weiß-Fotografen ein niveauvolles Podium schuf.

Kunst war ihr ein wichtiges Medium zur Lebensbewältigung. So ist u.a. in einem ihrer Bilder zu lesen: "Nur beiläufig begreift die Seele irdisches Denken und Fühlen, von Stimmungskämpfen bewegt. Was als Brief gedacht, spiegelt doch nur kunstbezogene Spannung des grafischen Blickens in eigener Version. Außen stehende Bemühungen, in geheimere Welten vorzudringen, gleiten auf Knien aus, verfangen sich im beherzten Spiel der Farben, die doch unbegriffen ihr Spiel spielen, denn die Welt ist voll Magie. Wir antworten darauf. So oder so."
Und weiter schreibt sie über sich selbst: "Meine MenschenBilder sind kopflastige oder lustige Geschöpfe. Ob Zeichnung, Grafik, Fotografie, … sie sind autonom und Mischwesen aus Wirklichkeit und Imagination. … Mein Zeichnen ist Akt der Befreiung, qualvoll oder lustvoll. Beim Fotografieren reizen mich vor allem das Verborgene in dem zu Sehenden und die grafischen Möglichkeiten der Verwandlung. In der Fotografie und Druckgrafik überlagere ich, führe BildWelten zusammen. In der Lithografie und Handzeichnung sehne ich mich nach reduzierter Einfachheit und Abstraktion. Das sind die Momente der Ruhe. Meine Bilder sind wie hundert Wohnungen."

Gerlinde Kunstmann war authentisch, Heuchlerei verabscheute sie. Ehrlichkeit, Liebe, Würde und Wertschätzung galten ihr als tragende Werte des menschlichen Lebens. Sie lebte sie verbindend und verbindlich in Familie, als Lehrerin und als Künstlerin. Ihre Werke schöpfte sie aus ihrer unerschöpflichen Schatzkammer Ich. Sie zeugen von Lebenslust, Lebensgrund, Lebenssinn und u.a. in erst jetzt zugängigen Bildern "Aagonie" auch von (Über)lebenskampf.
Als sie im Alter von 55 Jahren verstarb, hinterließ sie ein unvollendetes, außergewöhnliches und sehr persönliches Oeuvre. Ihre Arbeiten zeugen von besonderem künstlerischem Tiefgang.
Vernissage: 13.05., 18 Uhr, Kulturhof zum Güldenen Krönbacken, Michaelisstraße 10
Ausstellungsdauer: 13.05.-12.06.2011, Di - So, 11-18 Uhr