Pädagogische Materialien zur Ausstellung "Techniker der 'Endlösung'" fertig gestellt: Bildungsarbeit am Erinnerungsort Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz

04.10.2011 11:00

9.500 Menschen haben seit der Eröffnung am 27. Januar 2011 den Erinnerungsort besucht, die Hälfte der rund 140 Führungen wurde von Schulklassen gebucht. Darüber hinaus setzten sich 15 Schüler- und Studierendengruppen einen Vormittag oder einen ganzen Tag lang mit der Ausstellung "Techniker der 'Endlösung'" am Erinnerungsort auseinander, die die Mittäterschaft der Industrie am Holocaust exemplarisch anhand der Firma Topf & Söhne zeigt. Auf diesen Erfahrungen basieren die Angebotsformate und Materialien für die Bildungsarbeit am historischen Ort, die nun der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Lehrkräfte sehen die Potenziale des neuen außerschulischen Lernortes vor allem darin, dass hier die Verantwortung im beruflichen Handeln reflektiert wird. Im Zentrum des pädagogischen Prozesses steht die Anregung zur persönlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte und die Ermutigung zu eigener Urteilsfindung. Besondere Aufmerksamkeit richtet das Team des Erinnerungsortes in seinen Bildungsangeboten darauf, dass Jugendliche selbst aktiv werden und sich eigenständig mit den Dokumenten und Zeugnissen der Geschichte auseinandersetzen können. Dafür wurden Arbeitsblätter erstellt, die jeweils an einer historischen Quelle oder einem Exponat zentrale Themen der Ausstellung didaktisch erschließen: den Kulturbruch durch die Leichenverbrennung in den Lagern, die Mitwisser- und Mittäterschaft der Ingenieure und Kaufleute, die Zeugnisse der Sonderkommando-Häftlinge im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, die Verdrängung nach dem Krieg und die erstrittene Erinnerung in Erfurt.
Die Bildungsangebote, die vom zweistündigen geführten Ausstellungsbesuch bis zum Mehrtagesprojekt reichen, fördern Methoden-, Sach-, Reflexions- und Sozialkompetenz und sind gut als fächerübergreifende Projekte der   Unterrichtsfächer Geschichte, Sozialkunde, Deutsch, Ethik, Religion sowie Wirtschaft und Recht zu gestalten.  
Das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (Thillm) ist Mitherausgeber der Arbeitsmaterialien des Erinnerungsortes und stellte allen weiterführenden Thüringer Schulen ein Satz als Ansichtsexemplar, eine Handreichung mit Informationen zu den Angebotsformaten und Anregungen für die Vor- und Nachbereitung einer Exkursion sowie den Film zur Ausstellung zur Verfügung.
Auch die langjährigen pädagogischen Erfahrungen der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, ebenfalls Kooperationspartner des Erinnerungsortes in Erfurt, flossen bei der Erstellung der Arbeitsblätter ein. An weiteren Kooperationsprojekten von Erinnerungsort und Thillm wird gearbeitet. So sind Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte und die Evaluation der Bildungsangebote am Erinnerungsort durch Didaktiker an der Universität Jena, der früheren Wirkungsstätte des neuen Thillm-Direktors Andreas Jantowski, geplant.